Participatory Assessments – Ein Dialog auf Augenhöhe
Participatory Assessments – Ein Dialog auf Augenhöhe
Von aussen betrachtet, könnte das Treffen der zehn Frauen an einem Donnerstagnachmittag in einem Saal in Lausanne als ganz normales Arbeitstreffen eines Vereins durchgehen. Doch dieser Eindruck täuscht, denn sie nehmen an einer partizipativen Evaluation (Englisch: participatory assessment) teil.
«Es handelt sich um ein von UNHCR entwickeltes Instrument, bei dem sich Flüchtlinge aktiv über Lebensbereiche äussern können, die sie direkt betreffen. Eine Form der partizipativen Evaluation sind Interviews mit Fokusgruppen. Die Interviews werden, sortiert nach Geschlecht, Altersgruppen und anderen relevanten Kriterien, in Gruppen von sechs bis zwölf Personen durchgeführt», erklärt Fiona Mubi, die bereits zwei dieser Treffen in Lausanne organisiert hat.
Diese Diskussionsgruppen bieten den Flüchtlingen die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse und Sorgen zu äussern, aber auch ihre Vorschläge und Ideen mitzuteilen. Dank diesen Informationen kann sich UNHCR gezielt für die Rechte und den Schutz von Flüchtlingen einsetzen. «Für unsere Arbeit in der Schweiz und in Liechtenstein ist es uns wichtig, mit den Flüchtlingen zu sprechen und ihre Meinungen in unsere Advocacy-Arbeit und unsere Empfehlungen an die Behörden einfliessen zu lassen,» sagt Anja Klug, Leiterin des UNHCR-Büros für die Schweiz und Liechtenstein.
Diese Treffen bieten Flüchtlingen die Möglichkeit, sich in einem kleinen und vertrauten Rahmen auszutauschen. Madina, Mit-Begründerin des Vereins Together, der sich für Flüchtlinge aus der Ukraine einsetzt, hat am in Lausanne organisierten Austausch teilgenommen. "Schlussendlich war die allgemeine Meinung positiv. Den Teilnehmerinnen gefiel es, ihre Probleme mitteilen zu können und gehört zu werden. Es gibt nur wenige Gelegenheiten dieser Art. Der sehr egalitäre, unbürokratische Ansatz dieser Diskussion und die Tatsache, dass sie als Partnerinnen betrachtet wurden, wurde sehr geschätzt", sagt Madina.
Ähnlich Treffen werden regelmässig vom UNHCR in der Schweiz und in Liechtenstein, aber auch weltweit in anderen Kontexten, organisiert. Einige dieser Gespräche werden beispielsweise in Bundesasylzentren mit Asylsuchenden geführt. Dabei sind die Teilnahmebedingungen wichtiger als die Umgebung, erklärt Fiona Mubi. Und fügt hinzu: «Die Teilnahme ist immer freiwillig. Die Teilnehmenden können sich jederzeit entscheiden, nicht zu antworten und die Diskussion zu verlassen. Es wird von niemandem verlangt, Informationen preiszugeben, die für sie oder ihn beschämend sind oder traumatische Erfahrungen wieder aufleben lassen könnten. Sobald die Antworten aufgenommen wurden, werden sie vertraulich und anonym behandelt.»