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1,6 Millionen UkrainerInnen leiden unter jahrelangem Konflikt

Medienmitteilungen

1,6 Millionen UkrainerInnen leiden unter jahrelangem Konflikt

14 August 2017 Auch verfügbar auf:
Zwei Frauen bei einem Checkpoint an der "Line of Contact” im Osten der Ukraine. ©UNHCR

GENF, Schweiz – Der Konflikt in der Ukraine geht bereits in sein viertes Jahr und knapp 1,6 Millionen UkrainerInnen kämpfen mit der Sicherheitslage, den Lebensbedingungen und dem Zugang zum Arbeitsmarkt. Immer wieder kommt es in den Konfliktgebieten zu Schießereien, die die Infrastruktur beschädigen, wodurch weiterer Bedarf an humanitärer Hilfe entsteht und das Risiko der Vertreibung wächst. Sicherheit ist weiterhin die größte Sorge von fast 800.000 Menschen, die nahe der sogenannten „Line of Contact“ (Konfliktlinie) in den Regionen Donetsk und Luhansk im Osten des Landes leben.

Bis Juni dieses Jahres hat der staatliche Grenzschutzdienst der Ukraine (SBGS) mehr als 1,1 Million Übertritte der „Line of Contact“ in der Ostukraine aufgezeichnet. UNHCR ist besorgt über die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Zivilbevölkerung, insbesondere beim Überqueren der Konfliktlinie. Sehr oft kommt es zu langen Warteschlangen und Verspätungen bei den Checkpoints. Jene Menschen, die die Linie überqueren wollen, haben oft nicht genügend Zugang zu Trinkwasser, Sanitäranlagen oder medizinischer Versorgung.

Die Situation ist besonders für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und speziellen Befürfnissen, wie zum Beispiel älteren Menschen und Müttern mit Kindern, schwierig. Zu Beginn des Jahres hat UNHCR an den Checkpoints technische Hilfeleistungen zur Verfügung gestellt, um die Bedingungen zu verbessern Verspätungen zu reduzieren.

Seit Anfang 2016 haben knapp 586.000 SeniorInnen, die in der Konfliktzone leben, den Zugang zu ihren Renten verloren. Grund dafür ist die Einführung von Überprüfungen der ukrainischen Regierung. Jene Menschen, die nicht in von der Regierung kontrollierten Regionen leben, sind verpflichtet, sich bei den ukrainischen Behörden als Binnenvertriebene zu registrieren, um Zugang zu ihrer Rente und ihren Sozialleistungen zu bekommen. Diese Maßnahme trifft besonders vulnerable Menschen, die auf ihre Renten und Sozialleistungen angewiesen sind.

UNHCR und seine Partner setzen sich dafür ein, dass Binnenvertriebene in der Ukraine vollständigen Zugang zu ihren Sozialleistungen bekommen. Vertreibung hat besonders vulnerable Menschen schwer getroffen. Darunter befinden sich auch mehr als 50.000 Menschen mit Beeinträchtigungen, die gezwungen waren, ihr Zuhause zu verlassen. Neben dem eingeschränkten Zugang zu Sozialleistungen sind diese Menschen oft mit zusätzlichen Diskriminierung aufgrund ihrer Beeinträchtigung, ihrer Religion oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit konfrontiert.

Mindestens 40 Gemeinden, die sich in der Nähe der Trennlinie befinden, haben nur eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung. Rund 150 Krankenhäuser und medizinische Versorgungszentren wurden seit Beginn des Konflikts zerstört. Zudem hat das medizinische Personal weitgehend die Gegend verlassen.

Kinder in den betroffenen Regionen haben aufgrund der angespannten Sicherheitslage und zerstörter Schulgebäude nur eingeschränkten Zugang zu schulischer Bildung. Mindestens 700 Schulen wurden seit Beginn des Konflikts zerstört – 55 davon Anfang dieses Jahres. 2017 wurden bereits 89 Schulen mit der Hilfe von UNHCR wieder aufgebaut.

Das Ausmaß der Zerstörung ist wesentlich höher als bisher angenommen. Jede Woche werden rund 40 bis 60 Häuser in den Gemeinden nahe der „Frontlinie“ beschädigt. Mehr als 10.000 Häuser müssen saniert werden. 2017 hat UNHCR gemeinsam mit seinen Partnern geholfen, mehr als 1.000 Unterkünfte wieder aufzubauen. Dabei handelt es sich aber nur um einen Bruchteil der betroffenen Häuser, da die schlechte Sicherheitssituation den Zugang zu vielen erst kürzlich zerstörten Gegenden nicht erlaubt.

Zu Beginn des Jahres hat UNHCR 123 Diskussionen mit Gesprächsgruppen, die von dem Konflikt besonders betroffen sind, durchgeführt. Speziell berücksichtigt wurden dabei vor allem Frauen, Waisenkinder, Menschen mit Behinderung oder schwerwiegenden medizinischen Problemen und LGBTI aus zehn unterschiedlichen Regionen der Ukraine. Der Bericht fasst Aussagen und Erfahrungen binnenvertriebener Familien zusammen.

Neben Problemen mit der Sicherheit, dem Zugang zu Unterkunft und Arbeitsmarkt berichten einige Menschen davon, dass private Häuser für militärische Zwecke genutzt werden. Die Stationierung von Soldaten und Waffen bedeutet für die BewohnerInnen im Konfliktgebiet ein weiteres Risiko.

UNHCR ruft erneut alle in den Konflikt involvierten Parteien dazu auf, die Zivilbevölkerung vor den Folgen der Kämpfe zu schützen und private Gebäude nicht mehr für militärische Zwecke zu nutzen.