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"Gehörlose und schwerhörige Flüchtlinge sind auf der ganzen Welt mit ähnlichen Barrieren konfrontiert"

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"Gehörlose und schwerhörige Flüchtlinge sind auf der ganzen Welt mit ähnlichen Barrieren konfrontiert"

10 Juni 2024 Auch verfügbar auf:
DIMA setzt sich seit 20 Jahren für gehörlose und schwerhörige Flüchtlinge in der Deutschschweiz ein, indem sie Sprach- und Integrationskurse sowie Kommunikationsdienste anbietet. © DIMA

Mehr als 4.000 Teilnehmende aus 168 Ländern, darunter mehr als 300 Flüchtlingsdelegierte, kamen im Dezember letzten Jahres für zwei Tage in Genf zum Globalen Flüchtlingsforum (GRF) zusammen. Ist nun, einige Monate später, alles vergessen? Ganz im Gegenteil.

Wie der UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi betonte: "So aufregend und beeindruckend die Versprechen des Forums auch waren und sind, unsere Bemühungen müssen sich nun auf ihre Umsetzung konzentrieren".

Diese Energie treibt auch Sarah Guidi an, die verschiedene Funktionen bei der DIMA innehat. Die Organisation setzt sich seit 20 Jahren für gehörlose und schwerhörige Flüchtlinge in der Deutschschweiz ein, indem sie Sprach- und Integrationskurse sowie Kommunikationsdienste und Arbeitsintegration anbietet. DIMA engagierte sich beim letzten Forum und setzt sein Engagement fort.

Frau Guidi, warum haben Sie sich entschieden, sich mit DIMA beim Weltflüchtlingsforum 2023 zu engagieren?

Unter Geflüchteten gibt es auch gehörlose, schwerhörige und hörsehbehinderte Menschen. Unsere Erfahrung zeigt, dass aus Unwissenheit die speziellen Bedürfnisse dieser Zielgruppe oft nicht genügend berücksichtigt werden, wodurch sie im Asylprozess und in der Integration nicht gleichberechtigt behandelt werden. Aufgrund unseres Projekts «Gehörlose und schwerhörige Migrant*innen/Flüchtlinge» und den zahlreichen gehörlosen und schwerhörigen Menschen, die durch den Krieg in der Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind, beschäftigen wir uns seit zwei Jahren noch intensiver mit dieser Zielgruppe. Wir haben im Sommer 2023 vom GRF erfahren. Für uns war sofort klar, dass wir uns beim GRF engagieren möchten, um gehörlose und schwerhörige Geflüchtete sichtbarer zu machen und unser Engagement vorzustellen.

Hatten Sie bestimmte Erwartungen?

Unser Hauptziel war es, darauf hinzuweisen, dass es auch Flüchtlinge mit einer Hörbehinderung gibt und dass diese im Asylprozess und in der Integration besondere Bedürfnisse haben, um gleichberechtigt behandelt zu werden. Wir hatten zudem die Hoffnung, dass wir unser Netzwerk ausbauen können, insbesondere in der Schweiz aber auch im Ausland. Denn wir sind davon überzeugt, dass gehörlose und schwerhörige Flüchtlinge auf der ganzen Welt mit ähnlichen Barrieren konfrontiert sind, und dass diesen Personen auch durch ein Netzwerk und das Teilen von Good-Practices geholfen werden kann.

Was hat Ihnen das gebracht? 

Durch unser Engagement konnten wir unser Netzwerk in der Schweiz deutlich erweitern, wodurch DIMA und unsere Angebote bekannter geworden sind. Wir sind davon überzeugt, dass dadurch nicht zuletzt gehörlose und schwerhörige Menschen, die in die Schweiz flüchten, schneller zu uns gelangen und dadurch zeitnah von angepassten Integrationsangeboten profitieren können. Für gehörlose und schwerhörige Flüchtlinge ist der Kontakt zu anderen gehörlosen und schwerhörigen Menschen dringend notwendig, um nicht isoliert zu sein und um Zugang zu den bestehenden Dienstleistungen zu bekommen.

Warum ist dieses Engagement für Sie wichtig?

Gehörlose und schwerhörige Flüchtlinge sind für uns eine wichtige Zielgruppe. In unserer täglichen Arbeit sehen wir zahlreichen Hürden, mit denen sie konfrontiert sind. Mit unserem Engagement können wir einige von diesen zumindest etwas kleiner machen.

"Wir möchten uns für ein globales Netzwerk von Organisationen, die mit gehörlosen und schwerhörigen Flüchtlingen zu tun haben, engagieren."

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Im Rahmen unseres laufenden Projekts «Gehörlose und schwerhörige Migrant*innen/Flüchtlinge» haben wir einige Vorhaben: Unter anderem setzen wir unsere Sensibilisierungsarbeit fort, wir sind daran, Unterrichtsmaterial zum Thema "Meine Stärken" (Empowerment) zu entwickelt, durch das insbesondere gehörlose und schwerhörige Menschen mit Migrationshintergrund in ihrem Selbstvertrauen gestärkt werden und wir unterstützen gehörlose und schwerhörige Flüchtlinge vermehrt Zugang zu bestehenden Angeboten zu bekommen. Ebenfalls planen wir Ende August 2024 einen Workshop, zu dem wir verschiedene Akteure des Gehörlosenwesens und aus dem Asyl/Migrationsbereich einladen, um gemeinsam zu überlegen, wie wir zusammen weitere Barrieren abbauen können. In Zusammenarbeit mit einem gehörlosen und einem hörenden Filmemacher sind wir ausserdem daran, einen Kurzfilm über gehörlose Flüchtlinge zu drehen.

Am GRF haben wir uns mit einer Good-Practice beteiligt. Aber wir wollen demnächst auch noch einen Pledge (Selbstverpflichtung) einreichen.

Für die fernere Zukunft möchten wir uns für ein globales Netzwerk von Organisationen, die mit gehörlosen und schwerhörigen Flüchtlingen zu tun haben, engagieren.

Wenn Sie eine andere Organisation davon überzeugen wollen, sich ebenfalls zu engagieren, was würden Sie den Verantwortlichen sagen?

Wir können allen Organisationen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, wärmstens empfehlen, am Global Refugee Forum mitzumachen. Sich gemeinsam für ein Ziel einzusetzen und gegenseitig zu inspirieren, ist eine wunderbare Sache und generiert nicht nur viel Motivation für die tägliche Arbeit, sondern ist auch ein effektives Vorgehen, um Ziele tatsächlich zu erreichen.