Close sites icon close
Search form

Nach einer Länderseite suchen.

Länderprofil

Länderseiten

Die Flucht nach vorne

Stories

Die Flucht nach vorne

Akim Tejan-Cole floh aus dem Bürgerkrieg in Sierra Leone in die Schweiz und baute sich trotz vieler Hürden ein erfolgreiches Leben auf. Heute engagiert er sich aktiv dafür, Vorurteile abzubauen und Flüchtlingen neue Chancen zu eröffnen.
6 November 2024 Auch verfügbar auf:
Akim Tejan-Cole ist in einem schwarzen Anzug abgebildet und lächelt in die Kamera.

Akim Tejan-Cole führte als Teenager in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, ein ganz normales Leben. Doch als Rebellen während des Bürgerkriegs plötzlich die Hälfte der Stadt einnahmen, veränderte sich alles schlagartig. Während seiner Flucht vor dem Krieg liess er Familie, Freunde und alles Vertraute zurück und fand im Alter von 20 Jahren Zuflucht in der Schweiz. Hier hat er sich über die Jahre hinweg ein neues, erfolgreiches Leben aufgebaut. 

Trotz der Erleichterung, dem Krieg entkommen zu sein, sah sich Akim in seiner neuen Heimat vor grossen Herausforderungen. Unsicherheit und die Suche nach Zugehörigkeit prägten seinen Alltag. Ohne soziales Netzwerk, mit Sprachbarrieren und den Belastungen des Kriegstraumas fiel ihm die Integration zunächst schwer. 

Für Akim war Bildung der Schlüssel für den Zugang zur Gesellschaft. Durch sie erhoffte er sich soziale Kontakte, berufliche Perspektiven und die Möglichkeit, einen positiven Beitrag zu leisten. Er bemühte sich mehrmals um eine Zulassung zum Studium, scheiterte jedoch immer wieder an der fehlenden Anerkennung seiner bisherigen Abschlüsse. Er sah sich gezwungen, niedrig qualifizierte Tätigkeiten anzunehmen, obwohl er sich nach anspruchsvolleren Aufgaben sehnte. 

 

„Ich fühlte mich wie ein Baum, dem die Wurzeln genommen wurden. Es war, als würde das System mich erdrücken.“

 

Ein Wendepunkt 

Ein entscheidender Moment in Akims Integrationsprozess war ein landwirtschaftliches Praktikum bei einem Betrieb, der normalerweise keine Plätze an Personen mit Fluchthintergrund vergab. Diese Erfahrung ermöglichte ihm einen neuen Blick auf die Schweiz und einen regelmässigen Austausch mit der lokalen Bevölkerung und Kultur. Besonders bedeutsam war, dass er nicht mehr nur als Flüchtling gesehen wurde, sondern als jemand, der etwas Wertvolles zur Gesellschaft beitragen kann. Beflügelt von diesen Erfahrungen entschied er sich, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.  

Da seine Zeugnisse in der Schweiz nicht anerkannt wurden, beschloss er, in Grossbritannien zu studieren und später in die Schweiz zurückzukehren. Unterstützt von Personen, die sein Potenzial erkannten und ihm Studienkredite gewährten, erwarb er einen Bachelor-Abschluss an der London South Bank University und anschliessend einen Master in Rechtswissenschaften an der Durham University. Akims Weg zeugt von seiner grossen Beharrlichkeit, und unterstreicht, wie er selbst betont, die bemerkenswerte Bereitschaft gewöhnlicher Menschen in der Schweiz, in die Träume anderer zu investieren. 

„Hab keine Angst zu träumen. Du musst dir etwas wirklich wünschen, und vielleicht öffnet das Universum dir dann den Weg.“ 

Akim Tejan-Cole präsentiert bei einem Workshop während des 9. Schweizer Asylsymposiums seine Geschichte.

Akim Tejan-Cole präsentiert bei einem Workshop während des 9. Schweizer Asylsymposiums seine Geschichte. 

Ein Beitrag an die Gesellschaft 

Mit mehreren Abschlüssen kehrte Akim in die Schweiz zurück und arbeitete für international renommierte Unternehmen wie PricewaterhouseCoopers und Credit Suisse. Trotz seines beruflichen Erfolgs verspürte er jedoch den Wunsch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Aus diesem Antrieb heraus gründete er „Maayee Fashion“, eine Marke, die mit Mode Begegnungsräume schaffen und einen positiven Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt fördern will. Mit einem Konzept im Gepäck sucht Akim nun Partner für den offiziellen Start seines Unternehmens.  

Akim engagierte sich auch als Vorstandsmitglied bei Capacity Zürich, einer Organisation zur Förderung der Talente von Flüchtlingen, und war Vorsitzender für Partnerschaften beim „Black Professional Network“ der Credit Suisse. Darüber hinaus hält er regelmässig Vorträge und Schulungen für Unternehmen und Organisationen. 

Dadurch setzt sich Akim dafür ein, dass Flüchtlinge in der Öffentlichkeit als Menschen mit wertvollen Fähigkeiten und Potenzial wahrgenommen werden. Ihm ist es wichtig, ein Umfeld zu schaffen, das ihre Integration fördert und ihnen ermöglicht, einen bedeutenden Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Mit der Offenheit, seine Geschichte zu teilen, und durch sein soziales Unternehmertum möchte er Vorurteile abbauen und für eine integrative Gesellschaft werben. 

Rat für junge Unternehmer*innen 

„Man erhält vielleicht tausend Mal ein Nein und nur ein einziges Ja. Geniesse die Reise; es ist ein langer Weg.“ 

Für Akim beginnt jedes Vorhaben mit persönlichem Wachstum und gezielter Weiterentwicklung. Jungen Unternehmer*innen, besonders jenen mit Fluchthintergrund, gibt Akim den Rat, Widerstandsfähigkeit zu entwickeln. Er ermutigt sie, ihre Geschichte wirkungsvoll zu erzählen, Netzwerke zu knüpfen und sich flexibel zu zeigen. Den Herausforderungen mutig zu begegnen und Freude am Prozess zu finden, sind für ihn die Schlüsselfaktoren für Erfolg. Sein Engagement für soziale Wirkung und das Streben nach Inklusion bleiben für Akim seine treibende Kraft.