Sie geben Flüchtlingen eine Stimme
Sie geben Flüchtlingen eine Stimme
Aresu Rabbani spricht sieben Sprachen fliessend. Dies ist ein grosser Vorteil, wenn man an einer internationalen Konferenz wie dem zweiten Globalen Flüchtlingsforum (Global Refugee Forum auf Englisch) teilnimmt, das im Dezember in Genf stattfindet. Die in Zürich lebende junge Frau ist jedoch keine erfahrene Diplomatin. Sie ist derzeit in der Ausbildung zur Hebamme und ist als Kind aus Afghanistan geflohen. Als sie im Alter von 14 Jahren in die Schweiz kam, konnte sie weder lesen noch schreiben.
Diese Erfahrung wird sie während des Forums mobilisieren. «Mein Wunsch ist es, dass niemand vergisst, was die afghanische Bevölkerung durchmacht» erklärt sie und fügt hinzu, dass «es eine Ehre ist, auf diese Weise auf globaler Ebene aktiv zu sein.» Sie hofft auch, dass sie die Schwierigkeiten, die durch den F-Status in der Schweiz entstehen, besser bekannt machen kann. Aresu Rabbani wird nicht die einzige Frau sein, die in die Schweiz geflohen ist und im Dezember in Genf anwesend sein wird. Auch die aus Aserbaidschan stammende Tahmina Taghiyeva plant, der Stimme von Flüchtlingsfrauen am Forum zu Gehör zu machen.
«Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um die Forderungen von gewaltbetroffenen geflüchteten Frauen sichtbar zu machen und auf ihre Schwierigkeiten im Asylkontext hinzuweisen. Daneben möchte ich auch mein Netzwerk ausbauen. Es ist eine Gelegenheit, von anderen zu lernen und Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen aus der ganzen Welt zu treffen», sagt Tahmina Taghiyeva, die auch Projektleiterin bei der NGO Brava tätig ist. Sowohl für Aresu Rabbani als auch für Tahmina Taghiyeva wird es die erste Teilnahme an einer internationalen Konferenz sein.
Aleksejs Ivashuk, Gründer des Apatride Network, der mit seiner Organisation in einem vom UNHCR geschaffenen Gremium sitzt, dem Beratungsausschuss für Organisationen, die von Zwangsvertriebenen und Staatenlosen geführt werden, hat mehr Erfahrung auf diesem Gebiet. Seine Erwartungen sind jedoch relativ ähnlich. «Was ich mir vom GRF erhoffe, ist, dass wir uns mit Verbündeten in unserem Bereich vernetzen, Wissen austauschen und Initiativen für staatenlose Menschen starten können», meint er.
Alle drei sind der Meinung, dass die Teilnahme von Flüchtlingen an dieser hochrangigen Konferenz notwendig ist, aber auch eine grosse Verantwortung mit sich bringt. «Ich kenne die Probleme, mit denen viele Flüchtlinge konfrontiert sind, da ich sie selbst erlebt habe. Es ist auch wichtig, dass Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern mit ihren eigenen Erfahrungen teilnehmen», erklärt Aresu Rabbani.
«Das Forum soll uns die Möglichkeit geben, uns Gehör und Respekt zu verschaffen.»
Die Teilnahme am Globalen Flüchtlingsforum stellt auch eine Herausforderung für Organisationen wie das Apatride Network dar. Aleksejs Ivashuk berichtet, dass seine Organisation sich bemüht, «eine möglichst genaue Representation zu haben. Die Integration unserer Vielfalt ist entscheidend, damit wir uns effektiver Gehör verschaffen können.» Das bedeutet für sie, dass sie mit ihrer Gemeinschaft in Kontakt bleiben und kontinuierlich Aufklärungsarbeit leisten müssen.
Wie wichtig diese lokale Präsenz ist, um eine Beteiligung auf globaler Ebene zu gewährleisten, betont auch Tahmina Taghiyeva. Sie hofft, auf diese Weise die Situation von Flüchtlingsfrauen verbessern zu können. Sie fügt hinzu: «Wir hoffen, dass wir Veränderungen erreichen können und sehen das Forum als Impulsgeber. Es soll uns ermöglichen, uns Gehör und Respekt zu verschaffen.»