Nigerianischer Geschmack am Genfer Refugee Food Festival
Nigerianischer Geschmack am Genfer Refugee Food Festival
GENF – Im Bains des Pâquis, einem emblematischen Treffpunkt und Badeanlage im Stadtzentrum von Genf, hat der Koch Timothy Desmond Eze ein nigerianisches Tagesgericht im Rahmen des ersten Refugee Food Festivals der Schweiz serviert.
Dieses europaweite Wanderfestival, das durch Food Sweet Food und UNHCR partnerschaftlich organisiert wird, will das kulinarische Können von Flüchtlingsköchen der Allgemeinheit vorstellen. Unter den fünf Etablissements die am Festival teilnehmen, findet sich auch das Bains de Pâquis.
Zwei Spezialitäten aus Nigeria standen zur Auswahl: ein Jollof-Reis – mit Gemüse, Tomatensosse, frittierten Bananen und Hühnchen – und Kokosnussreis für die Vegetarier.
Timothy Desmond Eze, der eingeladene Chefkoch, hat in Nigeria eine Ausbildung zum Koch gemacht und danach drei Jahre in einem Hotel gearbeitet, bevor er sein Land verliess. Seit fast drei Jahren lebt er nun in der Schweiz.
„Es freut mich, dass ich meine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann und den Leuten hier in Genf Gerichte aus meiner Heimat präsentieren darf. Ich hoffe, dass diese Veranstaltung mir hilft eine feste Stelle als Koch zu finden, sodass ich finanziell unabhängig werden kann, und weil das Kochen meine Leidenschaft ist. Meine Mutter hat mir hierfür alles beigebracht.“
Das Bains de Pâquis, eine öffentliche Badeanlage am Genfer See, ist in Genf sehr beliebt. Sie wurde im 19. Jahrhundert erbaut, und mehrmals durch die Genfer Bevölkerung gerettet und neuerfunden. Nun sind sie im Genfer Selbstverständnis zu einer perfekten Widerspieglung der facettenreichen Stadt geworden: Schwimmer und Businessleute kommen hier zusammen, um frische Seeluft zu schnappen.
„Les Bains“ haben ihren Namen von der multikulturellen Nachbarschaft, dem Stadtquartier „les Pâquis“, in der sie liegen. In der gleichen Nachbarschaft – aber näher am Genfer See – befinden sich erstklassige Hotels, unter ihnen das Hotel d’Angleterre, welches am Refugee Food Festival mit einem syrischen Menu teilgenommen hat.
Das Bains des Pâquis ist bekannt als ein offener Ort, wo sich verschiedene Kulturen vermischen, wie es in ganz Genf der Fall ist. Das Küchenpersonal setzt sich insgesamt aus zehn verschiedenen Nationalitäten zusammen. „Es ist einfach. Ich bin der einzige Schweizer“ präzisiert Laurent Grégoire, einer der Köche der Buvette. „Les Bains“ sind in Genf als ein multikultureller Ort der Offenheit bekannt, der sich auch mit sozialer Integration stark beschäftigt.
„Wir arbeiten schon seit Jahren mit Flüchtlingen zusammen“, so Julien Brulhart, Mitverantwortlicher der Buvette. Migranten zu engagieren ist eng mit den Wertvorstellungen des Bains des Pâquis verbunden: wir sind ein sehr durchmischter Ort“, bezeugt Julien Brulhart. Ein an die Treppenstufen angebrachtes Poster zur Feier des 30. Jubiläums des Vereins von Les Bains, liefert eine treffende Zusammenfassung dieser Weltanschauung: «Les Bains des Pâquis, Insel der Utopie».
Normalerweise beginnen Neuanfänger der Küche entweder beim Geschirr oder im Abwasch. So entwickeln sie ihre Motivation und ihr Wissen: in der Praxis – „learning by doing“.
Zwei Kurden aus Syrien, Lawin und Mejer, arbeiten hier als Küchenhilfen. Ein Landsmann von ihnen, der 2009 im Bains des Pâquis angefangen hat zu arbeiten, ist heute einer der vier Hauptköche.
Und der Stellvertreter der beiden Verantwortlichen der Cafeteria, Hussein, ist als Flüchtling aus dem Irak gekommen und besitzt heute den Schweizer Pass.
„Hussein beschäftigt sich mit der Öffnung und Schliessung der Buvette, kümmert sich um Bestellungen und den Kassenabschluss am Ende des Tages und verwaltet das Personal. Er vertritt uns, wenn ich und mein Partner absent sind. Seit anderthalb Jahr übernimmt Hussein mehr und mehr Verantwortung“, führt Julien einzeln auf.
Mejer, der seit etwa einem Jahr in der Küche arbeitet, freut sich, Desmond für einen Tag im Küchenteam begrüssen zu können:
«Es macht mich glücklich, wenn ich sehe, dass andere wie ich gerne hart arbeiten um ihre landestypische Küche mit der Welt zu teilen. Das gibt mir selber die Energie weiter zu kochen.»
An diesem Donnerstag den 12. Oktober war das Team tatsächlich schwer beschäftigt: ungefähr 600 Teller mit Jollof-Reis oder Kokosnussreis wurden bei bestem Wetter serviert. „Ich bin sehr zufrieden und immer noch ganz aufgeregt,“ freut sich Timothy Desmond Eze als die zahlreichen Besucher den Ort langsam verlassen. „Es war eine Herausforderung für mich und ich habe sie bewältigt. Ohne grossen Stress trotz des Ansturms, da alle anderen Mitarbeiter eine grossartige Arbeit geleistet haben und mich unterstützt haben.“
Für die Besucher gab es nur einen Haken: sie hätten gerne öfter nigerianische Küche im Menü, und schienen fast leicht enttäuscht, dass dies nur eine einmalige Sache war.