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UNHCR: Jedes zweite Flüchtlingskind kann nicht in die Schule gehen

Medienmitteilungen

UNHCR: Jedes zweite Flüchtlingskind kann nicht in die Schule gehen

30 August 2019 Auch verfügbar auf:
Der UN-Flüchtlingshochkomissar Filippo Grandi trifft Rohingya- Flüchtlingskinder in der Flüchtlingssiedlung Cox- Bazar im April 2019. © UNHCR/Will Swanson

Genf – Weltweit kann mehr als die Hälfte der Flüchtlingskinder nicht in die Schule gehen. Das geht aus dem jährlichen Bildungsbericht hervor, den die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR am Freitag veröffentlicht hat. Demnach erhalten zwar 3,4 Millionen Flüchtlingskinder im Schulalter eine Form von Bildung, die Mehrheit aber, 3,7 Millionen Kinder, habe diese Möglichkeit nicht.

Der Bericht „Stepping Up: Refugee Education in Crisis“ zeigt, dass Flüchtlingskinder schon beim Start deutlich benachteiligt sind. Während weltweit 91 Prozent aller Kinder im Volksschulalter in die Schule gehen, sind es bei Flüchtlingskindern nur 63 Prozent. Danach wird die Lücke noch dramatisch grösser: Weltweit bekommen 84 Prozent aller Kinder eine weiterführende Schulbildung – bei Flüchtlingen sind es nur 24 Prozent.

„Schule ist der Ort, an dem Flüchtlinge eine zweite Chance bekommen“, sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. „Wir versagen gegenüber den Flüchtlingen, wenn wir ihnen nicht die Möglichkeit geben, sich mit Wissen und den für ihre Zukunft wichtigen Fähigkeiten auszustatten.“

Der dramatische Einbruch zwischen Volks- und weiterführender Schulbildung ergibt sich unmittelbar aus unzureichender Finanzierung von Bildungsmassnahmen für Flüchtlingskinder. Deshalb ruft UNHCR Regierungen, die Privatwirtschaft, Bildungsorganisationen und SpenderInnen auf, eine neue Initiative zu unterstützen, um Flüchtlingen sekundäre Schulbildung zu ermöglichen.

„Wir müssen in die Bildung von Flüchtlingen investieren oder wir zahlen den Preis: Eine Generation von Kindern, die dazu verdammt ist, in ihrem späteren Leben abhängig zu sein, keine Arbeit zu finden und ihre Gemeinschaft nicht bereichern zu können“, fügte Grandi hinzu.

Die Initiative für eine weiterführende Schulbildung zielt auf den Bau und die Renovierung von Schulen, die Ausbildung von Lehrkräften und die finanzielle Unterstützung von Flüchtlingsfamilien ab, so dass sie ihre Kinder in die Schule schicken können.

Der diesjährige Bildungsbericht ruft auch dazu auf, Flüchtlingskinder in die nationalen Bildungssysteme zu integrieren, statt sie in einer Parallelwelt leben zu lassen. Ihnen sollte es ermöglicht werden, die anerkannten Bildungswege zu gehen – von der Vorschule über die Volksschule bis zu weiterführenden Klassen. Damit hätten sie auch die Möglichkeit, sich für eine Hochschulbildung zu qualifizieren. Diese Chance haben derzeit nur drei Prozent aller Flüchtlinge – im Vergleich zu 37 Prozent aller Jugendlichen weltweit.

UNHCR ruft auch zu einem realistischen Ansatz auf, wenn es um die Anerkennung von Bildungsabschlüssen geht. Vielen Flüchtlingen bleibt der Klassenraum verwehrt, weil ihre Zeugnisse in der Heimat zurückgeblieben oder auf der Flucht verlorengegangen sind. Und selbst wenn sie diese dabei haben, weigern sich einige Aufnahmeländer, sie anzuerkennen.

Das Problem der Bildung von Flüchtlingen drängt. Ende 2018 gab es weltweit mehr als 25,9 Millionen Flüchtlinge, von denen 20,4 Millionen unter das Mandat von UNHCR fallen. Etwa die Hälfte von ihnen ist jünger als 18 Jahre alt und Millionen von ihnen leben in langanhaltenden Krisen ohne Hoffnung auf eine schnelle Heimkehr.

Die Initiative für weiterführende Bildung wird auch Teil des Globalen Flüchtlingsforums (GRF) sein, das im Dezember 2019 in Genf stattfindet. Es gilt als eine entscheidende Möglichkeit, neue Antworten der Weltgemeinschaft auf Flüchtlingskrisen zu finden.

Über den Bericht

„Stepping Up: Refugee Education in Crisis“ ist der vierte jährliche Bildungsbericht von UNHCR. Der erste, „Missing Out“, wurde zum Flüchtlings- und Migrationsgipfel der UN-Vollversammlung im September 2016 veröffentlicht. Er rief Staaten dazu auf, sich für die Finanzierung der Flüchtlingsbildung einzusetzen. Der zweite, „Left Behind“, machte 2017 deutlich, wie viel schlechter die Chancen eines Kindes sind, wenn es zum Flüchtling wird. Er machte zudem klar, wie wichtig Bildung bei der Bekämpfung von Flüchtlingskrisen ist. „Turn the Tide“, der dritte Bericht, zeigte 2018, dass weltweit vier Millionen Flüchtlingskinder nicht in die Schule gehen können, ein Plus von einer halben Million in nur einem Jahr.

Ein Multimedia-Paket und den Bericht finden Sie in englischer Sprachen hier: www.unhcr.org/media-page-for-stepping-up-education-report