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UNHCR-Halbjahresbericht Januar-Juni 2015: Erneut mehr Menschen auf der Flucht

Medienmitteilungen

UNHCR-Halbjahresbericht Januar-Juni 2015: Erneut mehr Menschen auf der Flucht

18 Dezember 2015 Auch verfügbar auf:

Genf (ots) - Knapp eine Million Flüchtlinge und Migranten haben in diesem Jahr bereits das Mittelmeer überquert. Konflikte in Syrien und anderswo verursachen nach wie vor unvorstellbares menschliches Leid. UNHCR warnt daher in seinem aktuellen Halbjahresbericht, dass Flucht und Vertreibung im Jahr 2015 einen absoluten Höchststand erreichen könnten.

Der UNHCR-Halbjahresbericht 2015, der den Zeitraum von Januar bis Juni 2015 abbildet, beinhaltet weltweite Zahlen zu Flucht und Vertreibung aufgrund von Konflikt und Verfolgung. Bei allen aufgeführten Personengruppen - Flüchtlingen, Asylsuchenden und Binnenvertriebenen - verzeichnet der Bericht einen alarmierenden Anstieg.

Die weltweite Anzahl an Flüchtlingen, die im Vorjahr bei 19,5 Millionen lag, überstieg Mitte 2015 mit 20,2 Millionen Menschen zum ersten Mal seit 1992 die 20-Millionen-Marke. Die Zahl der Asylanträge stieg um 78 Prozent (gesamthaft 993 600 Anträge) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zudem vergrößerte sich die Zahl der Binnenvertriebenen um zwei Millionen auf geschätzte 34 Millionen Menschen. Der aktuelle Bericht umfasst nur jene Binnenvertriebene, die UNHCR unterstützt, die Gesamtzahl an Binnenvertriebenen weltweit wird erst Mitte 2016 verfügbar sein.

Aufgrund dieser Zahlen steht zu befürchten, dass 2015 erstmals weltweit mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht sein werden. Einer von 122 Menschen weltweit wäre demnach Flüchtling, Asylsuchender oder binnenvertrieben.

UN-Flüchtlingskommissar António Guterres: "Flucht und Vertreibung prägen unsere Zeit. Betroffen sind die Leben von Millionen unserer Mitmenschen - sowohl jene, die zur Flucht gezwungen wurden als auch jene, die ihnen Zuflucht und Schutz gewähren. Toleranz, Mitgefühl und Solidarität gegenüber den Menschen zu zeigen, die alles verloren haben, war nie wichtiger", so UN-Flüchtlingshochkommissar António Guterres.

Anzahl freiwilliger Rückkehrender weiter gesunken

Neben den steigenden Zahlen zeigt der Bericht auch weitere negative Trends. Die Anzahl freiwilliger Rückkehrender ist mit schätzungsweise 84 000 Menschen auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahrzehnten. Im Vorjahrjahreszeitraum waren es 107 000. Die Anzahl jener Flüchtlinge, die in Sicherheit zurückkehren können, ist gleichzeitig Gradmesser globaler Konflikte. Wer heutzutage ein Flüchtling wird, hat schlechtere Chancen in seine Heimat zurückzukehren als zu jedem anderen Zeitpunkt in den letzten 30 Jahren.

Auch die Zahl der Flüchtlinge ist stark angestiegen: Etwa 839 000 Menschen mussten im ersten Halbjahr 2015 aus ihrem Heimatland fliehen, das entspricht im Durchschnitt 4 600 jeden Tag. Dabei ist der Krieg in Syrien weiterhin die weltweite Hauptursache für Fluchtbewegungen sowohl aus dem Land heraus als auch in Syrien selbst. Der Bericht zeigt allerdings auch, dass selbst ohne Berücksichtigung des Syrien-Kriegs Flucht und Vertreibung zunehmen. In Folge der weiter ansteigenden Flüchtlingszahlen wird auch der Druck auf die Aufnahmeländer immer größer. Wenn nicht entsprechende Maßnahmen getroffen werden, besteht die Gefahr, dass Flüchtlinge auf Ablehnung stoßen und für politische Zwecke instrumentalisiert werden.

Trotz dieser Situation war das erste Halbjahr 2015 auch von außergewöhnlicher Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft geprägt. In absoluten Zahlen nahm die Türkei bis 30. Juni mit 1,84 Millionen die meisten Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat auf (Palästinenser fallen unter das Mandat der Schwesterorganisation UNRWA). Im Verhältnis der Flüchtlingszahl zur Bevölkerung hat der Libanon mit 209 Flüchtlingen pro 1 000 Einwohnern die meisten Menschen aufgenommen. Mit 469 Flüchtlingen pro Dollar des Bruttoinlandsprodukts trägt Äthiopien in Relation zu seiner Wirtschaftskraft die größte Last. Den Großteil der Verantwortung für die Aufnahme von Flüchtlingen tragen weiterhin jene Länder, die unmittelbar an die Konfliktzonen angrenzen; viele von ihnen sind Entwicklungsländer.

Der Bericht spiegelt nur teilweise den Zustrom an Menschen wider, die in diesem Jahr über das Mittelmeer nach Europa kamen, weil die Ankünfte erst in der zweiten Jahreshälfte stark angestiegen sind und damit außerhalb des Berichtszeitraums liegen. Trotzdem wurden in Deutschland bereits in der ersten Jahreshälfte 2015 mit 159 000 die meisten Asylanträge weltweit gestellt. Das sind fast genauso viele wie für das gesamte Jahr 2014. Die zweithöchste Zahl von Asylanträgen wurde in Russland verzeichnet. wurden. Die meisten der knapp 100 000 Antragsteller flohen vor dem Konflikt in der Ukraine.