UNHCR bringt Hilfe zu Menschen aus Falludscha
UNHCR bringt Hilfe zu Menschen aus Falludscha
BAGDAD, Irak - UNHCR hat mit der Verteilung von Hilfsgütern an Familien begonnen, die kürzlich aus der belagerten Stadt Falludscha fliehen konnten. Dort kämpfen Regierungstruppen gegen die IS-Milizen um die Kontrolle der Stadt.
Falludscha liegt rund 60 Kilometer westlich der Hauptstadt Baghdad und war die erste irakische Stadt, die während einer Offensive im Januar 2014 von dem IS eingenommen wurde. Seitdem mussten mehr als 3,2 Millionen Menschen innerhalb des Iraks fliehen.
Wegen einer Offensive der Regierungstruppen gegen den IS in Falludscha mussten in den letzten Tagen mehr als 800 Menschen aus der Stadt fliehen. Etwa 50.000 Zivilpersonen sind jedoch noch immer in der Stadt eingeschlossen und werden von den Rebellen an einer Flucht gehindert. Die Stadt steht weiterhin unter starkem Beschuss der irakischen Streitkräfte. Schon im Dezember wurden wichtige Ausfallstraßen gesperrt, um die Zivilbevölkerung von einer Flucht abzuhalten.
„Seitdem gibt es nicht genügend Nahrungsmittel. Die Menschen haben teils nur abgelaufenen Reis und getrocknete Datteln zur Verfügung und es gab bereits einige hungerbedingte Todesfälle.“, so UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming.
Sie fügt hinzu: „Familien sind teilweise auf unsichere Wasserquellen angewiesen, wie zum Beispiel das Abflusswasser aus den Bewässerungskanälen. Medizinische Einrichtungen und Medikamente sind in der Gegend nicht verfügbar, weshalb manche Familien sich Berichten zufolge nun auf pflanzliche Medizin für ihre Behandlungen verlassen müssen.“
UNHCR und die Partnerorganisation Muslim Aid begannen am 27. Mai mit der Verteilung von Hilfsgütern an Familien, die aus der Stadt fliehen konnten und nun in einem von UNHCR errichteten Camp in Amiriya al-Falluja Zuflucht gefunden haben.
UNHCR plant in den nächsten Wochen zwei weitere Camps im Touristenort Habbaniyah zu eröffnen. Dort werden dann 500 weitere vertriebene Familien aufgenommen werden können.
„Die Zahl der Familien, die es geschafft haben zu fliehen, ist klein“, sagt Fleming. „Zehntausende von Menschen sind weiterhin in Falludscha gefangen.“ Die Stadt ist mit Mossul, der zweitgrößten Stadt des Landes, die letzte Hochburg des ISIL.
In den vergangenen Wochen gab es durch das Vorrücken der irakischen Sicherheitskräfte eine Verschärfung der Kämpfe um Falludscha sowie Luftangriffe der Koalitionstruppen.
Die Menschen erzählen UNHCR und Partnerorganisationen erschütternde Geschichten ihrer Flucht – stundenlange Wanderungen bei Nacht, bei denen sie Felder überqueren und sich in Bewässerungsrohren verstecken mussten. Andere verloren bei dem Versuch zu fliehen ihr Leben, darunter auch Frauen und Kinder.
Aus Falludscha selbst gibt es Berichte über vermehrte Hinrichtungen von Männern und Jungen, die den Kampf an der Seite des IS verweigern. Andere Berichte sprechen von der Auspeitschung oder Hinrichtung von Menschen, die versuchten zu fliehen. Demnach wurde einem Mann, der versuchte zu fliehen, sein Bein amputiert.
Zudem sind Berichten zufolge viele Menschen aufgrund des laufenden Militäreinsatzes unter den Trümmern ihrer Häuser lebendig begraben worden und ums Leben gekommen.
„Es ist unbedingt notwendig, dass sichere Verkehrswege geschaffen werden, damit sich die Zivilbevölkerung in Sicherheit bringen kann und lebensrettende Maßnahmen zu den Menschen gelangen“, sagte Fleming.
UNHCR und Partnerorganisationen haben bereits zusätzliche Unterkünfte gebaut um geflohene Familien zu unterstützen. Hilfsgüter mit täglicher Notversorgung werden unter ihnen verteilt.