Umfrage zeigt Risiken für gefährdete VenezolanerInnen auf
Umfrage zeigt Risiken für gefährdete VenezolanerInnen auf
Eine Umfrage unter venezolanischen Familien hat ergeben, dass die Hälfte aller Befragten (50,2 %) auf der Flucht aus ihrem Heimatland besonderen Risiken ausgesetzt war oder ist. Gefährdet sind die Menschen vor allem wegen ihres Alters, Geschlechts, ihrer Gesundheit oder anderer Einschränkungen, und aufgrund schwieriger Entscheidungen, die sie treffen mussten, um zurechtzukommen, wie beispielsweise die Entscheidung zu betteln, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken oder Sex zu haben, um zu überleben.
Das zeigen die Ergebnisse der Umfrage, die heute von UNHCR veröffentlicht wurden. Diese basieren auf 7.846 Interviews, die von Januar bis Juni 2019 in mehreren lateinamerikanischen und karibischen Ländern durchgeführt wurden.
Obwohl die Regierungen in der Region den VenezolanerInnen verschiedene befristete Aufenthaltsgenehmigungen erteilt haben, gaben 34 Prozent der Befragten an, sie hätten keinerlei Unterlagen, entweder weil sie irregulär in ein Land eingereist sind oder weil ihre Genehmigungen abgelaufen sind. Die restlichen Befragten haben ein Touristen- oder ein vorübergehendes Visum, und nur 4 Prozent haben eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung.
Fünfzehn Prozent der Befragten haben einen Asylantrag gestellt, weitere 26 Prozent gaben an, dies zu beabsichtigen. Von denjenigen, die nicht die Absicht hatten, einen Antrag zu stellen, waren sich die meisten der bestehenden Verfahren und Ansprüche nicht bewusst. Einige glaubten, dass ein Asylantrag sie daran hindern würde, jemals nach Hause zurückzukehren. Die Asylsysteme in der Region sind trotz der bislang relativ geringen Zahl von Anträgen überfordert.
Etwa 66 Prozent der Befragten gaben an, arbeitslos zu sein oder im informellen Sektor zu arbeiten. 43 Prozent gaben an, sie hätten Schwierigkeiten, eine Unterkunft zu finden, hauptsächlich aufgrund fehlender Mittel und Dokumente sowie aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit.
Die Interviews, die in Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, der Dominikanischen Republik, Ecuador, Peru und Uruguay durchgeführt wurden, sind Teil der koordinierten Bemühungen des UNHCR, der Kommunen, der NGO-Partner und der Ministerien, sich einen umfassenden Überblick über die Schutzrisiken, Bedürfnisse und den eingeschränkten Zugang zu Rechten zu verschaffen, mit denen VenezolanerInnen in Transit- oder Zielländern konfrontiert sind.
Die Sammlung detaillierter Schutzinformationen ist der Schlüssel, um evidenzbasierte, kohärente und zeitnahe Analysen und Massnahmen sicherzustellen und Lücken zu erkennen.
Die Umfrage, die mit einem standardisierten Fragebogen durchgeführt wird, hat bereits zu konkreten Folgemassnahmen geführt. Wenn die Interviewer während des Gesprächs feststellen, dass Personen besonders gefährdet sind, können sie sie an Hilfsstellen verweisen. Von Januar bis Juni wurde über 1500 Personen auf diese Weise geholfen. UNHCR setzt diese Monitoring durch Befragungen fort, um ein detaillierteres Bild und eine Analyse der Situation der geschätzten 3,3 Millionen VenezolanerInnen zu erstellen, die sich derzeit in anderen Ländern Lateinamerikas und der Karibik aufhalten.
Angesichts der Schutzrisiken durch fehlende Ausweispapiere, begrüsst UNHCR den Strategieplan, den die Regionalregierungen in Buenos Aires am 5. Juli vereinbart haben, um die Integration venezolanischer Flüchtlinge und MigrantInnen zu erleichtern, unter anderem durch eine Stärkung der Registrierungs- und Dokumentationsprozesse. Der Strategieplan ist Teil des Quito-Prozesses, einer von der Regierung geführten Initiative zur Harmonisierung staatlicher Strategien und Praktiken, zur Koordinierung der humanitären Hilfe und zur Verbesserung des Zugangs zu Dienstleistungen und Rechten für venezolanische Flüchtlinge und MigrantInnen.
Um diese Bemühungen der Staaten zu ergänzen und den Schutz-, Hilfs- und Integrationsbedarf von Flüchtlingen und MigrantInnen aus Venezuela zu decken, wurde im April 2018 eine regionale organsationsübergreifende Koordinierungsplattform eingerichtet und im Dezember letzten Jahres ein regionaler Hilfsplan (RMRP) gestartet.
Die Umfrage ist hier zu finden.