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Südsudan: Getrübte Bilanz zum 5. Unabhängigkeitstag

Medienmitteilungen

Südsudan: Getrübte Bilanz zum 5. Unabhängigkeitstag

8 Juli 2016 Auch verfügbar auf:

JUBA, Südsudan - Am 9.Juli jährt sich die Unabhängigkeit des Südsudans zum fünften Mal. UNHCR zeigt sich ob der jungen, aber sehr konfliktreiche Geschichte des Landes besorgt, denn die andauernde Gewalt resultiert vielerorts in der Vertreibung von Menschen – sowohl innerhalb des Landes, als auch jenseits der Grenzen.

Das jüngste Land der Erde reiht sich somit in die Liste von Ländern mit dem höchsten Grad an konfliktbedingter Vertreibung weltweit ein. Fast einer von vier Südsudanesen wird zur Flucht gezwungen, ein Großteil von ihnen sind Kinder. Konkret sind dies 2,6 Millionen Betroffene – eine hohe Zahl im Vergleich zu einer Bevölkerung von 11,3 Millionen im Jahr 2013.

Kämpfe und Versorgungsengpässe treffen Zivilbevölkerung

Es ist vor allem die Zivilbevölkerung, die am meisten von den bewaffneten Konflikten betroffen ist und die Hauptlast zu tragen hat. Ein Blick in die Zukunft des Landes fällt auch durch die wachsende Unsicherheit in der Lebensmittelversorgung und die instabile wirtschaftliche Lage pessimistisch aus.

Die Anzahl der Menschen mit mangelnder Lebensmittelversorgung soll im Zuge von saisonaler Versorgungsengpässen und der fortlaufenden Wirtschaftskrise von 4,3 auf 4,8 Millionen Menschen ansteigen.

860.000 Flüchtlinge trotz Friedenabkommen

Obwohl im August 2015 der Bürgerkrieg durch ein Friedensabkommen formell beendet wurde, haben sich Instabilität und Konflikte auch auf bisher friedliche Regionen, wie Greater Equatoria und Bahr-El-Ghazal, ausgebreitet. Bei blutigen Zusammenstößen in der Stadt Wau wurden im letzten Monat über 40 Menschen getötet und mehr als 35.000 Menschen aus ihrem Zuhause vertrieben.

Mittlerweile sind über 860.000 Südsudanesen in die umliegenden Länder geflohen. Der Südsudan ist damit das viertgrößte Herkunftsland von Flüchtlingen weltweit und nach Somalia das zweitgrößte Herkunftsland in Afrika südlich der Sahara.

Während des neunmonatigen Waffenstillstands wurden auch keine großen Rückkehrbewegungen aus den benachbarten Aufnahmeländern beobachtet. Im Gegenteil, die Zahl der Binnenflüchtlinge stieg sogar um 100.000 Personen an, während UNHCR zusätzlich fast 140.000 neue Flüchtlinge registrierte.

Südsudan bleibt auch Aufnahmeland

Trotz aller Herausforderungen hat der Südsudan selbst 272.000 Flüchtlinge aufgenommen. Ein Großteil, also 251.000 Menschen, stammen aus dem Sudan, 14.800 aus der Demokratischen Republik Kongo, 4.400 aus Äthiopien und 1.880 aus der Zentralafrikanischen Republik. Aufgrund der Konflikte im südlichen Kurdufan und den Blauer Nil Staaten im Sudan, machten sich 9.000 neue Flüchtlinge auf den Weg in den Südsudan.

Nachbarstaaten halten ihre Grenzen weiterhin für Flüchtlinge aus dem Südsudan offen. 22.000 Flüchtlinge sind seit 2015 in die Zentralafrikanische Republik und die Demokratische Republik Kongo geflohen. Die schlechten Gegebenheiten in diesen beiden Ländern erschweren den Zugang für humanitäre Hilfsorganisationen aufgrund logistischer Missstände und Unsicherheiten.

Die höchste Anzahl an neuen südsudanesischen Flüchtlingen hat jedoch der Sudan verzeichnet und ist mit rund 231.600 Personen das zweitgrößte Aufnahmeland nach Äthiopien mit insgesamt rund 285.400 aufgenommenen Flüchtlingen.

Bisher nur 17% der notwendigen Hilfe finanziert

Die humanitäre Hilfe in massiv unterfinanziert, im ganzen Land fehlt es an wichtigen Hilfsmaßnahmen. UNHCR und weitere 42 NGOs benötigen 573 Millionen US-Dollar für den Flüchtlingsschutz und weitere Unterstützungsprogramme.

Da die Finanzierung bis zu diesem Zeitpunkt nur bei 17% dieser Summe (rund 85,4 Millionen US-Dollar) liegt, sind die Möglichkeiten der Organisationen nur auf die notwendigsten und lebensrettenden Maßnahmen beschränkt.

So liegen die Gesundheitsversorgung sowie der Zugang der Menschen zu Wasser, Sanitäranlagen und die Verfügbarkeit von Unterbringungseinrichtungen in den meisten Asylländern unter dem globalen Durchschnitt, was u.a. auch ein höheres Risiko für den Ausbruch von Krankheiten zur Folge hat.

Auch der Zugang zu alternativer und nachhaltiger Energieversorgung der Haushalte stellt sich als großes Hindernis und Konfliktpotential in den Aufnahmegemeinschaften dar, weil viele Flüchtlinge kaum vorhandenes Brennholz verwenden müssen.

70% der Flüchtlinge sind Kinder

Unter den knappen Ressourcen haben vor allem Kinder zu leiden, die 70% der Flüchtlingspopulation ausmachen. Mehr als 16% von ihnen haben spezielle Bedürfnisse, da sie zum Beispiel unbegleitet ankommen. Als besonders schutzbedürftige Gruppe sind Kinder von unvorhersehbaren Bevölkerungsbewegungen am meisten betroffen. Durch fehlende Finanzierung werden auch Bemühungen wie Familienzusammenführungen behindert. Im Vergleich zum globalen Durchschnitt von einem Betreuer für 25 Kinder, liegt der Durchschnitt im Südsudan bei 1:90.

Weitere Lücken tun sich auch bei Mindestanforderungen in Sachen Bildung auf. Es fehlt an qualifizierten Lehrern, verfügbaren Klassenzimmern und Schulmaterialien. Sekundäre und tertiäre Bildung sind aber insbesondere wichtig, um Jugendliche zu stärken und Rekrutierungen von Minderjährigen als Soldaten zu minimieren.