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Report: Höchststand von 38 Millionen Binnenvertriebenen in 2014

Medienmitteilungen

Report: Höchststand von 38 Millionen Binnenvertriebenen in 2014

6 May 2015

GENF, Schweiz –  Mit 38 Millionen Binnenvertriebenen wurde im Jahr 2014 ein neuer, trauriger Rekord erreicht. Diese Zahl an Menschen, die vor Konflikt und Gewalt im eigenen Land auf der Flucht ist, entspricht den Einwohnern von New York, London und Peking zusammen. „Das sind die schlimmsten Zahlen zu Binnenvertreibung seit einer Generation und sie zeigen unser komplettes Versagen unschuldige Zivilisten zu schützen“, sagte Jan Egeland, Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrates (NRC).

Die Zahlen wurden vom internationalen Monitoringzentrum IDMC (Internal Displacement Monitoring Centre) des NRC im Rahmen ihres „Global Overview 2015“ herausgegeben. Während die Anzahl der Binnenvertriebenen im dritten Jahr in Folge Rekordhöhe erreichte, zeigt der Report auch, dass es allein im Jahr 2014 elf Millionen neue Binnenvertriebene gab.

„Diplomaten weltweit, UN-Beschlüsse, Friedensverhandlungen und Waffenstillstandsabkommen haben den Kampf gegen gnadenlose, bewaffnete Männer verloren, die eher von politischen und religiösen Motiven getrieben werden, als von menschlichen Gesichtspunkten“, sagte Egeland. „Dieser Report sollte ein gewaltiger Weckruf sein. Wir müssen diese Entwicklung durchbrechen, die dazu führt, dass Millionen von Männern, Frauen und Kindern in den Konfliktzonen auf der ganzen Welt gefangen sind.“

Volker Türk, Beigeordneter UN-Flüchtlingshochkommissar für Schutzfragen, warnte, dass die erschütternd hohe Anzahl an Binnenvertriebenen nur ein Vorbote für künftige Entwicklungen sei. „Wir wissen, dass mehr und mehr Menschen gezwungen sind, mehrmals innerhalb ihres Landes zu fliehen. Je länger ein Konflikt andauert, desto unsicherer und hoffnungsloser fühlen sich die Binnenvertriebenen. Viele fliehen über die Landesgrenzen und werden zu Flüchtlingen“, so Türk.

„Wie wir in der jüngsten Vergangenheit, beispielsweise im Mittelmeer, sehen konnten, treibt die Verzweiflung die Menschen so weit, lebensgefährliche Bootsfahrten anzutreten. Die offensichtliche Lösung besteht in allumfassenden Bemühungen, Frieden in die vom Krieg verwüsteten Länder zu bringen“, so Türk weiter.

Der Bericht macht auch deutlich, wie lange Menschen weltweit innerhalb ihres Heimatlandes vertrieben sind. Im Jahre 2014 gab es in 54 der 60 von IDMC beobachteten Ländern und Regionen Menschen, die seit mehr als zehn Jahren als Binnenvertriebene lebten.

„Durch neue oder wieder aufflammende Konflikte in Ländern wie der Ukraine oder dem Irak kommen neue Binnenvertriebene zur großen Zahl an Menschen hinzu, die nicht in ihre Heimat zurückkehren können“, sagte Alfredo Zamudio, Direktor des IDMC.

„Viele dieser Menschen sind schon seit vielen Jahren Binnenvertriebene, wie zum Beispiel in Aserbaidschan oder Zypern. Wir beobachten regelmäßig, dass Binnenvertriebene durch ihre Vertreibung in einen Teufelskreis geraten, aus dem es immer schwerer wird zu entkommen“, sagte Zamudio.

Der IDMC-Report beschreibt auch wie Binnenvertreibung grundlegende strukturelle Herausforderungen innerhalb eines Landes aufzeigt und wie, durch eine absichtliche Politisierung einer Regierung oder deren Weigerung an einer formalen Lösung der Krise mitzuarbeiten, diese Situation verlängert wird.

„38 Millionen Menschen leiden, häufig in furchtbaren Bedingungen ohne Hoffnung und Zukunft. Und solange wir nicht versuchen, unsere Herangehensweise zu verändern, werden uns die Schockwellen der Konflikte uns für weitere Jahrzehnte verfolgen“, so Egeland abschließend.

Einige Eckpunkte zum Global Overview 2015

  • Der „Global Overview 2015“ beschreibt Eckdaten von Binnenvertreibung im Jahr 2014. Die 38 Millionen Binnenvertriebenen mit Ende 2014 bedeuten eine Erhöhung von 4,7 Millionen Menschen im Vorjahr, als IDMC 33,3 Millionen Binnenvertriebene erfasst hatte.
  • 60 Prozent der neuen Binnenvertriebenen kommen aus fünf Ländern: dem Irak, dem Südsudan, Syrien, der Demokratischen Republik Kongo sowie Nigeria
  • Die meisten Binnenvertriebenen kamen im Jahr 2014 aus dem Irak, mit mindestens 2,2 Millionen Betroffenen.
  • Mindestens 40 Prozent der syrischen Bevölkerung, um die 7,6 Millionen Menschen, sind Binnenvertriebene. Das ist weltweit die höchste Anzahl.
  • Boko Haram und dessen Kampagne zur Verbreitung des islamischen Staates im Nordosten von Nigeria hat Hunderttausende aus ihrer Heimat vertrieben.
  • Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt gibt es, in Folge der Ukraine-Krise, in Europa einen massiven Anstieg an Binnenvertriebenen. 646.500 Menschen müssten aus ihren Häusern fliehen.
  • Der Bericht basiert auf Daten, die von Regierungen, NGO-Partnern und Vertretungen der Vereinten Nationen zur Verfügung gestellt wurden. Er dokumentiert Zahlen und Analysen zu Binnenvertreibung als Folge von Konflikten und Gewalt in 60 Ländern und Gebieten dieser Welt.

Dieser Report behandelt nur Binnenvertreibung und ist nicht zu verwechseln mit dem UNHCR Global Trends Report, der im Juni 2015 erscheinen wird.