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Libyen: Prekäre Lage in Internierungszentren

Medienmitteilungen

Libyen: Prekäre Lage in Internierungszentren

30 April 2015

TRIPOLIS, Libyen – UNHCR und seine Partner unterstützen 1.242 Menschen, die in den letzten zehn Tagen in libyschen Gewässern von hochseeuntauglichen Booten gerettet oder von der libyschen Küstenwache abgefangen wurden. Viele dieser Menschen wurden in Internierungszentren für Einwanderer gebracht.

Unter ihnen waren 200 Personen vom Horn von Afrika, deren Boot in Tajura (16 Kilometer östlich von Tripolis) abgefangen wurde. Vier der Bootsinsassen hatten bei einer Gasexplosion vor zwei Wochen schwere Verbrennungen erlitten, als sie an einem unbekannten Ort von Schleusern festgehalten wurden. Die Gruppe wurde in ein Internierungszentrum in Tripolis gebracht und durch medizinisches Personal von UNHCRs Partnerorganisationen versorgt. Für vier Schwerverletzte wurde der Transport in ein Krankenhaus organisiert. Unter ihnen waren eine 20-jährige Mutter, die schwere Verbrennungen an Armen und Beinen erlitten hatte und ihr zweijähriger Sohn, dessen Gesicht schwer verbrannt war.

Steigende Zahlen von internierten Schutzsuchenden

UNHCR liegen Informationen über mindestens 2.663 MigrantInnen und Asylsuchende (darunter Frauen und Kinder) vor, die in acht Einwanderer-Internierungszentren in Libyen festgehalten werden – ein großer Anstieg zum Vormonat, als 1.455 Menschen interniert waren. Betrieben werden diese Zentren vom „Department for Combatting Illegal Migration“ (DCIM). Hauptsächlich festgehalten werden dort Menschen aus Somalia, Eritrea, Äthiopien und dem Sudan sowie aus verschiedenen westafrikanischen Staaten. Nach UNHCR-Informationen sind derzeit 15 Internierungszentren in Betrieb. In Libyen können AusländerInnen verhaftet werden, wenn sie keine gültige Aufenthaltsgenehmigung vorweisen können, und bleiben teilweise bis zu zwölf Monaten in Haft.

Im Allgemeinen ist es UNHCR möglich die Freilassung von Flüchtlingen und Asylsuchenden zu erwirken, die im libyschen UNHCR-Büro registriert wurden. Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage, ist die Registrierung von Neuankömmlingen aber schwierig. UNHCR setzt sich auch für Alternativen zur Inhaftierung und die Freilassung besonders schutzbedürftiger Menschen ein, wie zum Beispiel von schwangeren Frauen.

UNHCR hilft bei Verbesserung der Zustände in Internierungszentren

UNHCR-MitarbeiterInnen vor Ort und Partnerorganisationen berichten von sehr schlechten Bedingungen in den Internierungszentren. Mehr medizinische Versorgung, bessere Belüftung, Sanitäreinrichtungen und andere Nothilfegüter werden benötigt. Besonders vor dem Hintergrund steigender Internierungszahlen verschärft die Überbelegung der Einrichtungen die schlechte Versorgungslage. In manchen Zentren sind 50 Menschen in Räumen untergebracht, die für 25 Personen ausgelegt sind. Mit den steigenden Temperaturen und dem vermehrten Auftreten von Steckmücken erhöht sich wegen der schlechten Belüftung auch das Risiko ansteckender Krankheiten. Auf Anfrage unterstützt UNHCR die lokalen Behörden bei der Verbesserung der Zustände und verteilt Seife, Unterwäsche, Kleidung und andere Dinge an Inhaftierte in den acht Internierungszentren, zu denen UNHCR gegenwärtig Zutritt hat.

36.000 Flüchtlinge und Asylsuchende sind aktuell bei UNHCR in Libyen registriert und von der vermehrten Gewalt und Gesetzlosigkeit im Land betroffen. Die größte Gruppe unter ihnen sind syrische Staatsangehörige (18.000), aber auch Menschen aus Eritrea, dem Irak, Somalia, dem Sudan sowie PalästinenserInnen sind vertreten. Trotz der unbeständigen Lage in Libyen unterstützt UNHCR weiterhin Flüchtlinge mithilfe unserer MitarbeiterInnen und Partnerorganisationen vor Ort. UNHCR betreibt zwei Gemeinschaftszentren in Tripolis und Bengasi und leistet durch mobile medizinische und soziale Teams Hilfe. Weiterhin hat UNHCR Telefon-Hotlines eingerichtet, um Schutzsuchenden in Haft oder bei der Registrierung zu helfen, finanzielle Unterstützung zu erhalten oder Dokumente zu erneuern. Zudem richtet UNHCR in Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache eine Informations-Hotline für Such- und Rettungsmissionen ein.

UNHCR verteilt weiterhin Matratzen, Decken, Kochgeschirr und Kleidung an tausende binnenvertriebene LibyerInnen. Gleichzeitig unterstützt UNHCR die lokalen Behörden dabei Fluchtbewegungen zu beobachten und Bedarfsermittlungen durchzuführen. UN-Angaben zufolge sind etwa 400.000 Menschen innerhalb Libyens durch mehrere Wellen der Gewalt auf der Flucht.