Jemen: Eskalierende Gewalt bedroht Schutzsuchende in Marib
Jemen: Eskalierende Gewalt bedroht Schutzsuchende in Marib
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR ist angesichts der Verschärfung des Konflikts im jemenitischen Gouvernement Marib zutiefst besorgt um die Sicherheit der Zivilbevölkerung. Die Kämpfe wirken sich zunehmend auf Gebiete in und um die Stadt Marib aus, wo viele Menschen Schutz gesucht haben, die bereits durch den anhaltenden Konflikt vertrieben wurden.
Nach Angaben von UNHCR-Partnern führten im ersten Quartal des Jahres mindestens 70 Vorfälle von bewaffneter Gewalt – Artilleriefeuer, Feuergefechte und Luftangriffe – zu Toten und Verletzten unter der Zivilbevölkerung in Marib. Allein im März gab es 40 zivile Opfer, darunter 13 in Behelfssiedlungen für vertriebene Familien – eine monatliche Höchstzahl für Marib seit 2018.
Luftangriffe, Gefechte und Granatenbeschuss haben die zivile Infrastruktur und Wohnhäuser schwer beschädigt, darunter Wassertanks und Notunterkünfte sowie informelle Siedlungen, in denen die Vertriebenen untergebracht sind. Auch das Vieh wurde getötet, was die ohnehin verarmten Gemeinden ihrer Lebensgrundlage beraubt.
Seit Anfang 2021 hat die Eskalation der Gewalt in Marib zur Vertreibung von mehr als 13.600 Menschen (2.272 Familien) geführt – einer Region, in der ein Viertel der vier Millionen Binnenvertriebenen des Jemen lebt.
UNHCR ruft alle Konfliktparteien erneut dazu auf, Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung sowie der zivilen Infrastruktur zu ergreifen. Das schließt die Orte ein, an denen Vertriebene untergebracht sind. Zivilpersonen brauchen sicheres Geleit, um die Konfliktgebiete zu verlassen. Die Entscheidung in sicherere Gebiete zu ziehen, sollte respektiert werden. Diejenigen, die sich entscheiden, zurückzubleiben, müssen weiterhin geschützt werden. Der zivile Charakter der Orte, an denen Vertriebene untergebracht sind, sollte beibehalten werden, um zu vermeiden, dass sie zu möglichen militärischen Zielen werden.
Die neuen Fluchtbewegungen stellen angesichts knapper Mittel eine große Belastung für die öffentlichen Dienstleistungen und die humanitären Partner dar. Die meisten Familien suchen Zuflucht in unterversorgten, überfüllten Unterkünften in der Stadt Marib und in nahegelegenen Gebieten, in denen es keinen Strom oder Zugang zu Wasser gibt. Unsere Mitarbeiter vor Ort berichten, dass die Familien keine andere Wahl haben, als ihre Unterkünfte mit bis zu drei anderen Familien zu teilen.
Eine aktuelle Bedarfsanalyse von UNHCR ergab, dass Frauen und Kinder fast 80 Prozent der vertriebenen Bevölkerung in Marib ausmachen. Etwa ein Viertel der Kinder geht nicht zur Schule. Die meisten vertriebenen Familien (90 Prozent) leben in extremer Armut und haben weniger als 1,40 US-Dollar pro Tag zur Verfügung.
Jede vierte Familie hat in der Nähe ihrer Unterkünfte keinen Zugang zu Toiletten, Duschen oder Handwaschgelegenheiten. Da eine zweite Welle von COVID-19 den Jemen trifft und nur die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen des Landes funktioniert, verschärft der Mangel an sanitären Anlagen die Situation.
Trotz Finanzierungsengpässen und der volatilen Sicherheitslage stellt UNHCR Tausenden von vertriebenen Familien in Marib Bargeldhilfe zur Verfügung, um Nahrungsmittel, Kleidung, medizinische und andere Bedürfnisse zu decken. Auch Zelte und grundlegende Hilfsgüter wurden an Familien verteilt, die auf der Flucht vor den Kämpfen alles verloren haben.
Die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft ist dringend nötig, um die verzweifelte Lage der vertriebenen Menschen im Jemen zu lindern. Sie haben in den letzten sechs Jahren enormes Leid und Trauma ertragen müssen. Nur 27 Prozent der vom UNHCR benötigten Mittel für die Hilfe im Jemen sind bisher eingegangen.