Gewalt in Afghanistan eskaliert
Gewalt in Afghanistan eskaliert
UNHCR ist äusserst besorgt über die rasche Eskalation des Konflikts in Afghanistan in den letzten Tagen. Vor intensiven Gefechten in der Provinz Nimruz im Südwesten des Landes sind am letzten Wochenende knapp 200 Menschen in die Islamische Republik Iran geflohen.
Viele weitere afghanische Zivilisten und Zivilistinnen könnten im Konfliktgebiet festsitzen, wenn sie es nicht schaffen, der äusserst instabilen Lage zu entkommen. Schätzungen zufolge sind seit Jahresbeginn fast 400.000 Afghanen und Afghaninnen innerhalb des Landes vertrieben worden, rund 244.000 Menschen allein seit Mai.
UNHCR fordert die iranischen Behörden dringend auf, den Grenzübergang Milak angesichts der sich verschärfenden humanitären Krise in Afghanistan offen zu halten. Andernfalls könnten Tausende von Menschenleben in Gefahr geraten.
In Zusammenarbeit mit der iranischen Ausländerbehörde (BAFIA) hat UNHCR bereits Soforthilfe für die Neuankömmlinge bereitgestellt, darunter Lebensmittel und Wasser. UNHCR und seine Partner haben diese Woche unter der Leitung der Regierung eine Bedarfserhebung in den Grenzgebieten und potenziellen Flüchtlingsorten durchgeführt, um die humanitäre Hilfe vor Ort zu verstärken.
Gemeinsam mit anderen humanitären Akteuren steht UNHCR bereit, dringende Hilfe zu leisten und die Aufnahme der Flüchtlinge zu unterstützen – einschliesslich Notunterkünften, Latrinen und der Versorgung mit anderen wichtigen Hilfsgütern. Ausserdem werden Hygieneartikel, wie z.B. Seife und Gesichtsmasken, verteilt, um die ankommenden Familien auch vor der COVID-19-Pandemie zu schützen.
Im Iran befinden sich insgesamt fast eine Million Afghanen und Afghaninnen mit Flüchtlingsdokumenten. Das Land nimmt seit mehr als 40 Jahren Afghanen und Afghaninnen auf, die vor Konflikt und Gewalt fliehen, und bezieht sie beispielhaft in das nationale Gesundheits- und Bildungssystem ein. UNHCR appelliert an die Regierung, diese Tradition der Gastfreundschaft und des lebensrettenden Schutzes fortzusetzen.
In diesem Jahr wurde bis jetzt keine Massenflucht jenseits der afghanischen Grenzen beobachtet. Ein grösserer Zustrom von Flüchtlingen würde es erforderlich machen, dass die internationale Gemeinschaft sowohl Afghanistan als auch seine Nachbarn im Geiste der Verantwortungs- und Lastenteilung unverzüglich und nachhaltig unterstützt.