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Erschreckende Bedingungen für neuankommende Flüchtlinge und Migranten im Jemen

Medienmitteilungen

Erschreckende Bedingungen für neuankommende Flüchtlinge und Migranten im Jemen

18 April 2018 Auch verfügbar auf:
Ein somalischer Flüchtling betrachtet die Karte des Jemens © UNHCR/Rocco Nuri

GENF, Schweiz - Der anhaltende Konflikt und die Unsicherheit schwächen die staatlichen Institutionen und ihre Durchsetzungskraft. Die Folge ist eine steigende Zahl von Erpressungen, Menschenhandel und Abschiebungen. Viele werden verhaftet, inhaftiert, missbraucht und dann zurück ins Meer gedrängt oder gewaltsam von den gleichen Schleppern zurückbefördert, die sie nach Jemen brachten.

Seit Februar dieses Jahres hat UNHCR an der Situation von rund 100 Neuankömmlingen im Jemen gearbeitet, die verhaftet und festgehalten wurden. Diese Menschen waren Drohungen vor Abschiebungen sowie Erpressung und verschiedenen Formen von Missbrauch ausgesetzt, entweder von Menschenhändlern oder während ihrer Inhaftierung.

Zahlreiche Berichte von Missbrauch innerhalb des Gewahrsams zeigen in einigen Fällen körperliche und sexuelle Gewalt an Neuankömmlingen. Überlebende berichteten UNHCR von Schüssen, regelmässigen Schlägen, Vergewaltigungen von Erwachsenen und Kindern, Erniedrigungen wie erzwungene Nacktheit, Zwang zum Beisein bei Massenhinrichtungen und die Verweigerung von Essen.

UNHCR erreichten Berichte von gewaltsamen Abschiebungen an der jemenitischen Küste, bei denen Schlepper gewaltsam Menschen auf Boote zwangen. Im Januar dieses Jahres sind bei solchen Einsätzen mehr als 50 SomalierInnen ertrunken.

Diejenigen, die über den Golf von Aden zurückgedrängt werden, sind leichte Beute für Schlepper, die sie dazu überreden wollen, die Überfahrt erneut zu versuchen.

Andere werden sogar während ihrer Inhaftierung zu Opfern von Erpressung. Zum Beispiel erfuhr UNHCR von einer Gruppe Migranten und Asylsuchender, die für ihre bevorstehende Abschiebung zu einem Abfahrtspunkt der Bab Al Mandab Meeresstrasse gebracht wurden, wo manche von ihnen von Schleppern gefangen genommen wurden, die Lösegelder für ihre Freilassung forderten. Sie wurden gezwungen für ihre Freilassung ihre Familien in Äthiopien anzurufen und um eine Überweisung von bis zu 700 USD pro Person zu bitten.

In Folge des Konflikts gibt es im Jemen komplexe Strukturen von Zuständigkeiten. Zahlreiche Vermittlungsbemühungen seitens UNHCRs gestalteten sich daher bislang schwierig. Wir rufen alle staatlichen und nichtstaatlichen Akteure mit der Kontrolle über die Haftanstalten dazu auf, eine humane und würdevolle Behandlung von Neuankömmlingen in Einklang mit den Flüchtlings- und Menschenrechtsgesetzen sicherzustellen. UNHCR fordert ausserdem einen uneingeschränkten Zugang, um diejenigen Menschen zu unterstützen, die laut internationalem Recht schutzbedürftig sind.

UNHCR setzt sich auch dafür ein, dass die Rückkehr von nicht anerkannten Flüchtlingen in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und unter dem Prinzip der Freiwilligkeit stattfindet.

UNHCR hat Institutionen im Jemen bei der Aufnahme, Registrierung und Dokumentation von Flüchtlingen und Asylsuchenden unterstützt und will die Mithilfe bei der Behörde für Immigration, Passwesen und Einbürgerung verstärken, um schutzrelevante Aufnahmevereinbarungen für Neuankommende zu verbessern. UNHCR ist auch dankbar für die Unterstützung des Innenministeriums, das die Überprüfung von Hafteinrichtungen und den Zugang zu denjenigen, die internationalen Schutz suchen, ermöglicht.

Trotz des bestehenden Konflikts war der Jemen schon seit jeher ein Transit- und Zielland von Migranten vom Horn von Afrika bis zur Arabischen Halbinsel und darüber hinaus. Die Flucht- und Migrationsbewegungen bestehen aus Flüchtlingen, Asylsuchenden, Opfern von Menschenhandel und Migranten, die entweder im Jemen bleiben oder bis zu den Golfstaaten vordringen.

UNHCR hat schon lange vor den Risiken der Überfahrt in den kriegsgebeutelten Jemen gewarnt. Für Neuankömmlinge, die internationalen Schutz suchen, ist der Zugang zum jemenitischen Asylsystem eine grosse Herausforderung und Einzelpersonen können womöglich ihren Asylantrag nicht stellen oder ihre Anwesenheit nicht von Behörden dokumentieren lassen, besonders im Norden des Landes.

Vorherrschende Unsicherheit und Krieg beschränken UNHCR und andere humanitäre Organisationen enorm beim Erreichen der auf Hilfe angewiesenen Bevölkerung ein.

Für die Bewusstseinsbildung derjenigen, die die gefährliche Reise in den Jemen vom Horn von Afrika in Erwägung ziehen, hat UNHCR im Februar letzten Jahres eine regionale Kampagne namens „Dangerous Crossings“ (Gefährliche Überquerungen) ins Leben gerufen.