Erdbeben in Türkiye und Syrien jähren sich
Erdbeben in Türkiye und Syrien jähren sich
Ein Jahr nach den verheerenden Erdbeben, die im Februar 2023 Türkiye und Syrien erschütterten, hat sich die Lage von Millionen von Vertriebenen und ihren Aufnahmegemeinschaften weiter verschlechtert.
Viele leben seit den Beben nach wie vor in Armut und Verzweiflung, Tausende sind immer noch ohne Obdach und schutzlos. Die Türkei ist eines der weltweit grössten Aufnahmeländer für Flüchtlinge, während Syrien, wo bereits vor den Erdbeben Millionen Menschen durch die bereits 13 Jahre andauernde Krise vertrieben wurden, unter schweren wirtschaftlichen Turbulenzen leidet.
Viele Betroffene waren bereits vor dem Erdbeben Flüchtlinge und Vertriebene
In Syrien leben schätzungsweise 90 Prozent der Bevölkerung in Armut, 12,9 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen und 7,2 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene. Angesichts der vielschichtigen Krisen benötigen 16,7 Millionen Menschen Hilfe, gegenüber 15,3 Millionen im letzten Jahr. Das Erdbeben traf 8,8 Millionen Menschen im ganzen Land und zerstörte die Häuser von Zehntausenden, von denen viele bereits davor Vertriebene waren. Allein im Nordwesten Syriens sind mehr als 40.000 Menschen durch das Erdbeben vertrieben worden und leben in 70 provisorischen Aufnahmezentren.
Die Türkei beherbergt 3,4 Millionen Flüchtlinge, und das Erdbeben betraf eine Region, in der etwa 1,75 Millionen von ihnen leben. Trotz der beeindruckenden und umfassenden humanitären Massnahmen der Türkei, die von Nichtregierungsorganisationen, den Vereinten Nationen und der internationalen Gemeinschaft unterstützt wurden, sind die Auswirkungen des Erdbebens sowohl für die Flüchtlinge als auch für ihre türkischen Gastgeber noch immer spürbar.
Neunzig Prozent der Flüchtlinge im Land waren bereits vor den Erdbeben nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu decken, und viele waren auf informelle Beschäftigung, Sozialhilfe oder Kredite angewiesen. Jetzt, nach dem Erdbeben, hat sich der Bedarf an Wohnraum, Grundversorgungseinrichtungen, Unterkünften, Strom, Gesundheitsversorgung und Telekommunikation verschärft.
Angesichts ihrer knappen Ressourcen und der steigenden Bedürfnisse haben Syrer*innen und andere Betroffene nicht mehr genügend Geld für Lebensmittel oder nehmen Kredite auf, wie aus ihren Aussagen und einer humanitären Bedarfserhebung hervorgeht.
Die Katastrophe hat auch die psychische Gesundheit der seit langem leidenden Bevölkerung stark beeinträchtigt. Viele haben Familienangehörige und Freund*innen verloren; in beiden Ländern wurden infolge der Erdbeben fast 60.000 Todesopfer gezählt, Zehntausende wurden verletzt und ganze Stadtviertel in Schutt und Asche gelegt.
Aktuelle Hilfsmassnahmen und weiterer Bedarf
UNHCR weiss die rechtzeitige und grosszügige Hilfe der Geber*innen zu schätzen, bittet jedoch um weitere Unterstützung, damit der dringendste Bedarf an humanitärer Hilfe gedeckt werden kann.
In Syrien hat UNHCR mehr als 310.000 Menschen, die von den Erdbeben betroffen waren, unterstützt, einschliesslich psychosozialer Hilfe. Ausserdem hat es den Betroffenen Unterkünfte, Bargeld und andere Hilfe zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2023 verteilte UNHCR Hilfsgüter für mehr als 68.000 Familien in den vom Erdbeben betroffenen Gebieten in Syrien. In den von der Regierung kontrollierten Gebieten von Aleppo und Latakia haben UNHCR und seine Partner Sammelunterkünfte wiederhergestellt und so über 3.000 Menschen eine Unterkunft geboten. UNHCR leistete Bargeldhilfe für die betroffenen Menschen in den Gouvernements Aleppo, Latakia, Hama und Tartus und unterstützte damit mehr als 16.000 Familien.
In Türkiye hat UNHCR zur Unterstützung der staatlichen Hilfsmassnahmen auf Ersuchen der Regierung mehr als 3 Millionen Hilfsgüter bereitgestellt, darunter Zelte, Container, Hygienesets, Bettzeug und warme Kleidung für Flüchtlinge und Einheimische in Notunterkünften. Darüber hinaus unterstützte UNHCR Schutzmassnahmen für mehr als 500.000 Personen, darunter Rechtsberatung, Identifizierung und Weiterleitung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, psychosoziale Unterstützung und Bargeldhilfe.
Um Türkiye zu entlasten, setzt sich UNHCR auch für eine Ausweitung der Resettlement-Programme für Flüchtlinge ein, das bedeutet, dass besonders schutzbedürftige Personen von einem Drittland langfristig aufgenommen werden.
UNHCR gedenkt heute auch der vier Kolleg*innen und Dutzenden von humanitären Helfer*innen, die bei den Erdbeben in Türkiye und in Syrien auf tragische Weise ums Leben kamen oder immer noch vermisst werden.