Drei Jahre Zaatari-Flüchtlingscamp in Jordanien
Drei Jahre Zaatari-Flüchtlingscamp in Jordanien
AMMAN, Jordanien – Diese Woche jährt sich die Errichtung des größten Flüchtlingscamps im Nahen Osten zum dritten Mal. Das Zaatari-Camp in Jordanien wurde am 29. Juli 2012 wegen großer Fluchtbewegungen aus Syrien in nur neun Tagen aufgebaut und hat sich seitdem enorm vergrößert.
Nach anfänglichen Problemen mit der Stromversorgung, ist Zaatari heute die ausgedehnte und geschäftige Heimat von rund 81.000 SyrerInnen. Vorgefertigte Unterkünfte mit abgetrennten Bereichen für Familien haben größtenteils die vielen Zelte ersetzt, die anfangs eingesetzt wurden. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Kinder – eine große Herausforderung, denn sie müssen beschult werden, durch die Flucht abgebrochene Ausbildungen wiederaufgenommen und Zukunftsperspektiven aufgezeigt werden. Eines von drei Kindern besucht keine Schule. Im Camp leben zudem rund 9.500 junge Erwachsene zwischen 19 bis 24 Jahren, die neben Aus- und Weiterbildungen, genau wie die anderen Erwachsenen, eine Lebensgrundlage benötigen. Rund 5,2 Prozent von ihnen besuchten in Syrien eine Universität und mussten wegen des Konflikts ihr Studium abbrechen. Nur 1,6 Prozent haben ihr Studium erfolgreich abschließen können. Für diese Generation und die Millionen anderen Flüchtlinge in der Region müssen mehr Möglichkeiten und Chancen geschaffen werden; sie sind die Zukunft Syriens.
Gleichzeitig wird das Leben für die mehr als 500.000 Flüchtlinge, die außerhalb der Flüchtlingscamps in Jordanien leben, zunehmend schwerer. Neuesten Umfragen zufolge leben 86% dieser Menschen unter der jordanischen Armutsgrenze von etwa 68 JOD (ca. 85 Euro) pro Kopf und Monat. Dies führt dazu, dass eine immer größere Anzahl von Personen aus den städtischen Gebieten in die Flüchtlingscamps gehen. Während Zaatari bereits an seiner Kapazitätsgrenze angelangt ist, steigt auch die Zahl der Flüchtlinge im zweiten jordanischen Camp Azraq. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kamen mit 3.658 Personen, die aus den städtischen Gebieten zurückkehrten, viermal mehr Menschen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (738). Die Ursache für diesen Trend und die Verschlechterung der Situation für Flüchtlinge außerhalb der Lager hat vorrangig zwei Gründe: einerseits sind nach Jahren im Exil die Ersparnisse vieler Flüchtlinge aufgebraucht, gleichzeitig finden sie kaum legale Möglichkeiten ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Vor allem Flüchtlinge, die in der jordanischen Hauptstadt Amman leben, stehen vor der Herausforderung in einer der teuersten Städte im Nahen Osten ein Auskommen zu finden. Zusätzlich musste das World Food Programme (WFP) in den vergangenen Monaten den meisten dieser Menschen den Wert ihrer Nahrungsmittelgutscheine kürzen. Ab dem kommenden Monat werden diese Unterstützungsleistungen für Flüchtlinge außerhalb der Camps wegen fehlender Gelder möglicherweise komplett gestrichen werden müssen.
Insgesamt sind mehr als 4.015.000 Flüchtlinge in der Nachbarregion Syriens registriert. Etwa 629.000 davon leben in Jordanien.