Close sites icon close
Search form

Nach einer Länderseite suchen.

Länderprofil

Länderseiten

COVID-19: Nachhaltige Unterstützung für Flüchtlinge dringend benötigt

Medienmitteilungen

COVID-19: Nachhaltige Unterstützung für Flüchtlinge dringend benötigt

12 May 2020 Auch verfügbar auf:
Ein syrisches Mädchen wäscht sich im Flüchtlingslager Zaatari gemäß den WHO-Richtlinien zur Verhinderung der Ausbreitung von COVID-19 die Hände. © UNHCR/Mohamad al-Taher

UNHCR benötigt 745 Millionen US-Dollar, um Ausbrüche von COVID-19 unter Flüchtlingen und Vertriebenen auf der ganzen Welt einzudämmen und zu verhindern. Die Summe ist der von UNHCR benötigte Anteil am überarbeiteten Globalen Humanitären Reaktionsplan der UNO, der einen Appell nach insgesamt 6,7 Milliarden US-Dollar für humanitäre Hilfe weltweit beinhaltet. Auf Grundlage der jüngsten Bewertungen des globalen Bedarfs zur Eindämmung der Pandemie und ihrer Auswirkungen auf Flüchtlinge und Zwangsvertriebene handelt es sich dabei um eine Korrektur nach oben. Im ersten Appell vom 25. März wurden von UNHCR ursprünglich 255 Millionen US-Dollar angestrebt.

Da COVID-19 inzwischen in allen Ländern, einschliesslich der Länder, die grosse Flüchtlings- und Vertriebenenpopulationen beherbergen, präsent ist, zählen die 71 Millionen Flüchtlinge und Zwangsvertriebenen weltweit zu den am stärksten gefährdeten und anfälligsten Gruppen für die Bedrohung durch das Virus.

Bisher wurden keine Ausbrüche von COVID-19 in grossen Flüchtlings- und Binnenvertriebenenlagern gemeldet. UNHCR unterstützt derzeit 134 Aufnahmeländer für Flüchtlinge, in denen das Virus lokal übertragen wurde.

„Die Pandemie hinterlässt auf der ganzen Welt tiefe Wunden, insbesondere bei Frauen und älteren Menschen. Für Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind und die meistens von der Hand in den Mund leben, sind die Auswirkungen auf ihre eigene und auf die Existenz ihrer GastgeberInnen verheerend“, sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. „Gemeinsam mit NGO-Partnerorganisationen ist die UNO entschlossen, den Kurs beizubehalten und für Menschen, die zur Flucht gezwungen wurden, und für ihre Aufnahmegemeinschaften zu sorgen. Wir müssen ihre Einbeziehung in die Massnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und den Zugang zu sozialen Sicherheitsnetzen gewährleisten.“

Bis heute haben sich weltweit mehr als vier Millionen Menschen mit COVID-19 infiziert und das Virus hat fast 280.000 Menschenleben gefordert. Da der Höhepunkt der Krankheit in den ärmsten Ländern der Welt voraussichtlich erst in drei bis sechs Monaten erreicht sein wird, bereiten sich die UNHCR-Teams auf der ganzen Welt umfassend vor und rüsten sich für das Schlimmste.

Die Anzeichen der schwerwiegenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise auf Flüchtlinge sind erschütternd. Seit im März in vielen Ländern Ausgangsbeschränkungen und andere Massnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit in Kraft getreten sind, haben im gesamten Nahen Osten und in Afrika Hunderttausende Flüchtlinge um dringende finanzielle Unterstützung gebeten, um ihre täglichen existenziellen Bedürfnisse zu decken.

Im Libanon, der bereits vor der Pandemie mit einem wirtschaftlichen Abschwung konfrontiert war, gab mehr als die Hälfte der Ende April von UNHCR befragten Flüchtlinge an, ihren Lebensunterhalt, wie z.B. die tägliche Arbeit, verloren zu haben. Von den befragten Flüchtlingen gaben 70 Prozent an, dass sie auf Mahlzeiten verzichten mussten. Die Auswirkungen auf geflüchtete Frauen sind besonders schwerwiegend, da fast alle arbeitenden Frauen angaben, dass ihre Einkommensquellen durch COVID-19 beeinträchtigt sind.

UNHCR ist besorgt, dass der Verlust von Arbeit und der Lebensgrundlage zu psychosozialen Problemen führen kann. In Jordanien berichten UNHCR-Partner seit März von einem Anstieg der Nachfrage nach Beratungsangeboten für psychische und psychosoziale Gesundheit von über 50 Prozent.

Zu den Gruppen, die besonders von Armut und Ausbeutung bedroht sind, gehören von Frauen geführte Haushalte, unbegleitete oder von den Eltern getrennt lebende Kinder, ältere Menschen und LGBTI-Personen. Ihre Situation kann durch Nothilfe, insbesondere durch monetäre Unterstützung, verbessert werden.

Dank der raschen und grosszügigen Beiträge von staatlichen und privaten UnterstützerInnen konnte UNHCR schnell auf COVID-19 reagieren. Innerhalb weniger Wochen konnte UNHCR mehr als 6,4 Millionen Gesichtsmasken, 850.000 Kittel, 3.600 Sauerstoffkonzentratoren, 640 Beatmungsgeräte, über 1.600 Wohneinheiten und 50 Krankenhauszelte bereitstellen und lieferte diese an die Operationen vor Ort. Darüber hinaus wurden sechs Tonnen persönliche Schutzausrüstung und medizinisches Material mit dem Flugzeug eingeflogen und 30 Millionen US-Dollar an Bargeldhilfe zur Eindämmung der Auswirkungen von COVID-19 in 65 Ländern verteilt.

Die finanziellen Mittel helfen UNHCR dabei, die nationalen Gesundheits- und Sanitärsysteme durch die verstärkte Bereitstellung von persönlicher Schutzausrüstung, Medikamenten, Seife und anderen Hygieneartikeln weiter zu stärken. UNHCR arbeitet ausserdem daran, die Bargeldhilfe für die wirtschaftlich am stärksten gefährdeten Flüchtlingsfamilien aufzustocken, Unterkünfte in überfüllten Siedlungen zu verbessern, um weitere Infektionen zu verhindern und einen mehrmonatigen Vorrat an Hilfs- und Sanitärlieferungen bereitzustellen, wobei die Empfehlungen zum Abstandhalten während den Verteilungen eingehalten werden.

Die Mittel werden darüber hinaus sicherstellen, dass UNHCR Schutz- und Hilfsmassnahmen ausweiten kann, einschliesslich des Kinderschutzes und Hilfsangebote für Betroffene von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt. UNHCR passt lebensrettende Schutzprogramme für Überlebende von Gewalt an und setzt sich dafür ein, dass Gesundheitsdienste, psychosoziale Unterstützung und Sicherheit als wesentlich eingestuft werden und für Flüchtlinge und Zwangsvertriebene zugänglich bleiben.

Über achtzig Prozent der Flüchtlinge und fast alle Binnenvertriebenen der Welt sind in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen untergebracht, von denen einige schwer von Konflikten, Hunger, Armut und Krankheit betroffen sind. Viele der gewaltsam Vertriebenen leben in Lagern oder dicht besiedelten städtischen Gebieten, oft unter unzulänglichen Bedingungen und mit einem anfälligen öffentlichen Gesundheitswesen, sanitären Einrichtungen und Sozialschutzsystemen.

Daher räumt UNHCR Vorsorge- und Präventionsmassnahmen höchste Priorität ein, um die Bedrohung durch die Pandemie einzudämmen. Dies sind wichtige Massnahmen, um eine höhere Sterberate unter Flüchtlingen und Vertriebenen zu vermeiden, die auf die oftmals überfüllten Lager, schlechte Gesundheitsversorgung und den begrenzten Zugang zu sanitären Anlagen zurückzuführen ist.

Die im Rahmen überarbeiteten COVID-19 Appells benötigten Mittel sollen den Bedarf von UNHCR zur Bekämpfung von COVID-19 bis Ende des Jahres decken.

UNHCR ist jenen SpenderInnen, die bereits wichtige Mittel zur Verfügung gestellt haben, äusserst dankbar. Die frühzeitige Unterstützung aus den Vereinigten Staaten, Deutschland, der Europäischen Union, dem Vereinigten Königreich, Japan, Dänemark, Kanada, Irland, Schweden, Finnland, Norwegen, Australien, sowie der Sony Corporation und von einzelnen privaten SpenderInnen aus der ganzen Welt ermöglichte es, unsere Aktivitäten weltweit auszuweiten.