COVID-19: Gesundheitliche Herausforderungen für Flüchtlinge bleiben weiter hoch
COVID-19: Gesundheitliche Herausforderungen für Flüchtlinge bleiben weiter hoch
Malaria blieb auch im Jahr 2020 die häufigste Krankheitsursache unter Flüchtlingen, während psychische Belastungen durch COVID-19 und akute Unterernährung die grössten Bedrohungen für die Gesundheit von Menschen auf der Flucht darstellten. Dies geht aus dem UNHCR-Gesundheitsbericht (Annual Public Health Global Review) hervor, der am 1. Juli 2021 veröffentlicht wurde.
In diesem Jahr, das vor allem von der Pandemie geprägt war, setzte sich UNHCR vor allem für die Einbeziehung von Flüchtlingen in die nationalen COVID-19-Pläne ein. UNHCR stellte nationalen Gesundheitssystemen Schutzausrüstung, medizinische Geräte wie Sauerstoffkonzentratoren, COVID-19-Tests und Medikamente zur Verfügung, um die Intensivpflegekapazitäten in Ländern wie dem Libanon und Bangladesch zu erhöhen.
„Wir arbeiteten daran, die Überfüllung in den Kliniken zu reduzieren. Mit Massnahmen wie der Fernbetreuung wollen wir alternative Versorgungsmassnahmen finden und vor allem die Flüchtlingsgemeinschaften informieren und auf dem Laufenden halten“, sagte Sajjad Malik, UNHCR-Direktor der Abteilung für Resilienz und Lösungen.
„Besondere Anstrengungen waren nötig, um die Gesundheitsversorgung von Müttern und Neugeborenen sowie Unterstützungsmassnahmen für die psychischen Gesundheit sicherzustellen, da Flüchtlinge durch COVID-19 stark belastet waren.“
Insgesamt unterstützte UNHCR im vergangenen Jahr den Zugang zu umfassenden primären Gesundheitsdiensten und die Überweisung an sekundäre und tertiäre Versorgung in 50 Ländern, die gemeinsam rund 16,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen haben.
Im Jahr 2020 wurden 112.119 Geburten aus 159 Flüchtlingssiedlungen in 19 Ländern gemeldet – ein ähnliches Niveau wie 2019.
Todesfälle von Neugeborenen machten einen erheblichen Anteil aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren aus. Auch die Müttersterblichkeit gab in den meisten Ländern, in denen UNHCR tätig ist, weiterhin Anlass zur Sorge. Zu viele Frauen in Flüchtlingseinrichtungen starben an schwangerschaftsbedingten Komplikationen, die vermeidbar und behandelbar sind. UNHCR arbeitet daran, mehr Kliniken mit geschultem Personal, Medikamenten und Ausrüstung zu unterstützen, um Notfälle bei Geburten zu bewältigen und Mütter sowie Neugeborene zu retten.
Malaria war, wie auch 2019, die häufigste gemeldete Krankheitsursache unter Flüchtlingen, gefolgt von Infektionen der Atemwege. Um Malaria zu bekämpfen, arbeiten UNHCR und Partnerorganisationen daran, den Zugang zu Frühdiagnose und Behandlung zu sichern. Darüber hinaus sollen durch mit Insektiziden behandelte Moskitonetze weniger Menschen Mückenstichen ausgesetzt sein. UNHCR setzt sich ausserdem für Umweltmassnahmen ein, um die Brutstätten von Moskitos zu reduzieren.
Akute Unterernährung zählt ebenfalls zu den häufigsten Krankheitsursachen in vielen UNHCR-Einsatzgebieten. Durch die Pandemie waren Menschen in der Mobilität eingeschränkt, weshalb auch der Zugang zu Ernährungsprogrammen erschwert wurde. Gemeinsam mit Partnerorganisationen arbeitete UNHCR daran, sowohl die Kontinuität der Versorgung als auch Massnahmen zur Eindämmung von COVID-19 sicherzustellen.
So konnten beispielsweise Kinder, Frauen und andere Menschen mit besonderen Ernährungsbedürfnissen, wie HIV-Infizierte und/oder Tuberkulosekranke durch spezielle Ernährungsprogramme versorgt werden.
Um diese Programme fortzuführen, hat UNHCR Vorräte angelegt, damit Rationen über einen längeren Zeitraum bereitgestellt werden können und so die Häufigkeit notwendiger Klinikbesuche zu reduzieren. Darüber hinaus erhöhte UNHCR die Zahl der Ausgabetage, um eine Überfüllung zu verhindern. An Orten wie im südlichen Tschad und im Westen Ruandas bot UNHCR auch Beratung über Radio und Telefon zu empfohlenen Ernährungspraktiken für Säuglinge und Kleinkinder an.
„Da wir uns mittlerweile im zweiten Jahr der COVID-19-Pandemie befinden, sind Mittel erforderlich, um die Pandemiebekämpfung der nationalen Systeme aufrechtzuerhalten“, sagte Malik. „Dies darf jedoch nicht auf Kosten der Aufrechterhaltung des Zugangs zu anderen wichtigen Gesundheitsdiensten gehen. Insgesamt ist eine viel grössere Investition erforderlich, um sicherzustellen, dass das Recht auf die bestmögliche körperliche und geistige Gesundheit für Flüchtlinge – genau wie für alle anderen – gewahrt ist.“