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Bis zu 70 Tote in einem Lastwagen in Österreich gefunden

Medienmitteilungen

Bis zu 70 Tote in einem Lastwagen in Österreich gefunden

28 August 2015

WIEN, Österreich – UNHCR ist tief schockiert und traurig über den gestrigen schrecklichen Fund in Österreich. In einem verlassenen Lastwagen nahe der ungarischen Grenze wurden die Leichen von 71 Personen gefunden. Laut der österreichischen Polizei kam der Lastwagen aus Ungarn und überquerte die österreichische Grenze Mittwochnacht oder Donnerstagmorgen. Die Opfer sollen zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem oder zwei Tagen tot gewesen sein. Ihre Identität ist noch immer ungeklärt, aber es wird vermutet, dass sie von Schleppern ins Land gebracht wurden.

Nachdem festgestellt wurde, dass es keine Überlebenden gab, wurde der Lastwagen von der Polizei verschlossen und für weitere Untersuchungen an einen anderen Ort verbracht. Die anfängliche Annahme der Polizei, es würde sich um 20 bis 50 Tote handeln, wurde heute mit 70 Toten revidiert.

Diese Tragödie unterstreicht die Rücksichtslosigkeit der Schlepper, die ihr Geschäft vom Mittelmeer bis auf die Straßen Europas ausgeweitet haben. Sie macht deutlich, dass Schlepper keinerlei Rücksicht auf menschliches Leben nehmen und nur auf Profit aus sind. Sie zeigt auch das Ausmaß der Verzweiflung jener Menschen, die Schutz oder ein neues Leben in Europa suchen. UNHCR hofft, dass dieser Vorfall zu einer verstärkten Zusammenarbeit der europäischen Polizeikräfte, Nachrichtendienste und internationalen Organisationen führen wird, um Schleppern das Handwerk zu legen. Gleichzeitig gilt es Maßnahmen zu etablieren, um Opfer zu schützen. UNHCR erneuert seinen Aufruf an die europäischen Länder, sich der Flüchtlingskrise im Geiste von Solidarität und Kooperation zu stellen und jenen die Schutz suchen, als Alternative zu den gefährlichen irregulären Reisen sichere und legale Wege nach Europa zu ermöglichen. Diese legalen Möglichkeiten sind etwa Resettlement oder humanitäre Aufnahmeprogramme, flexiblere Visarichtlinien sowie Familienzusammenführungen.

Allein diese Woche fing die ungarische Grenzpolizei täglich mehr als 2.000 Menschen ab, die über die Grenze von Serbien ins Land kommen wollten. Am Mittwoch meldete die Polizei 3.241 Neuankömmlinge, unter ihnen 700 Kinder. Das ist in diesem Jahr die bisher höchste Zahl an einem einzelnen Tag.

Diese Menschen – unter ihnen viele Frauen und Kinder – von denen ein Großteil Flüchtlinge aus Syrien sind, kommen in großen Gruppen von über 200 Menschen. Während die Arbeiten am 175 km langen Zaun an der ungarisch-serbischen Grenze weitergehen, gehen sie den Gleisen entlang oder kriechen unter dem Stacheldraht durch. Die Angst vor einer polizeilichen Erkennung bringt die Menschen dazu, den Weg durch den Stacheldraht in Kauf zu nehmen, auch wenn sie dadurch Schnittverletzungen und andere Verletzungen erleiden. UNHCR-Mitarbeiter an der Grenze berichten, dass viele Menschen im Rollstuhl ankämen, die von ihren Verwandten geschoben werden, während andere wiederum sofortige medizinische Versorgung benötigen würden.

Die Polizei bringt die Neuankömmlinge zur ersten Registrierung nach Röszke, im Süden von Ungarn nahe der serbischen Grenze und 184 km von der Hauptstadt Budapest entfernt. Das Aufnahmezentrum in Röszke bietet keine adäquaten Bedingungen für die erschöpften, hungrigen und durstigen Asylsuchenden, die oft mehrere Tage unterwegs waren.

Bevor die Neuankömmlinge dann weiter ins Landesinnere gebracht werden, werden sie in Röszke durchsucht und ihre Personalien werden von der Polizei aufgenommen. Die Asylsuchenden werden dann für 12 bis 36 Stunden in Haft genommen und danach an die ungarische Asylbehörde überstellt, die ihre Asylanträge bearbeitet.

Ungarns vier Aufnahmezentren können maximal 5.000 Menschen empfangen. Die Überbelegung und die langen Wartezeiten führen zu Frustrationen bei den Asylsuchenden. Die ungarische Polizei beschäftigt keine Sozialarbeiter und auch nicht genug Dolmetscher für Arabisch, Dari, Paschtu und Urdu. Das erschwert die Kommunikation zusätzlich.

Laut den neuesten offiziellen Zahlen stellten dieses Jahr bereits über 140.000 Menschen einen Asylantrag in Ungarn - letztes Jahr lag die Zahl noch bei 42.000. Die meisten Asylsuchenden stammen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Pakistan. Unter ihnen befinden sich auch rund 7.000 unbegleitete Minderjährige.

Viele Flüchtlinge und Migranten entschließen sich Ungarn zu verlassen und machen sich auf den Weg in andere europäische Länder. Rund 500 Menschen schlafen jeden Tag in den zwei Hauptbahnhöfen in Budapest. Dort sorgen Freiwillige dafür, dass die Grundbedürfnisse der Flüchtlinge und Migranten befriedigt werden und versorgen sie etwa mit Essen und Kleidung oder bieten medizinische erste Hilfe. Die Stadt gewährt außerdem Zugang zu Sanitäranlagen. Um eine geeignetere Versorgung zu gewährleisten, plant die Stadt Budapest ein Transitzentrum einzurichten. UNHCR wird hierbei beratend zur Seite stehen.