Flüchtlingsteam für die Schweiz und Liechtenstein
Flüchtlingsteam für die Schweiz und Liechtenstein
Das Flüchtlingsteam des UNHCR-Büros für die Schweiz und Liechtenstein setzt sich aktuell aus sechs engagierten Personen mit Fluchthintergrund zusammen. Bei regelmässigen Treffen werden Themen zum Asylsystem und zur Integration in der Schweiz diskutiert. Das Flüchtlingsteam unterstützt UNHCR dabei, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Perspektiven von Flüchtlingsgemeinschaften besser zu verstehen und in die Aktivitäten von UNHCR einfliessen zu lassen.
Gegründet im Jahr 2022, besteht das Team aktuell aus vier deutschsprachigen und zwei französischsprachigen Mitgliedern, die verschiedene Hintergründe repräsentieren. Neben Sprachkenntnissen wurden auch Alter, Geschlecht, Herkunft und Expertisen berücksichtigt. Was sie alle verbindet, ist ihre Vertrautheit mit dem Asylwesen in der Schweiz und ihr Engagement, dieses Wissen weiterzugeben. Die Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich.
Die Mitglieder des Teams
Mahtab Aziztaemeh
Herkunft: Iran
Jahrgang: 1971
Sprachen: Farsi, Deutsch
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Mahtab Aziztaemeh wurde im Iran geboren und ist dort aufgewachsen. Sie hat ihren Masterabschluss in persischer Sprache und Literatur an der Universität in Teheran erworben. Beruflich war sie als Journalistin und Forscherin tätig. Seit 2015 lebt sie in der Schweiz und engagiert sich seither in verschiedenen Projekten für Flüchtlinge. Sie hat an der Vox Mundi Sendung bei Radio RaBe mitgewirkt und die Sendung Torfehaye Javidan zum Thema persische Musik und Poesie moderiert. Drei Jahre lang war sie Co-Geschäftsleiterin des Vereins voCHabular.
Derzeit leitet Mahtab das Freiwilligenprojekt beim Solidaritätsnetz Bern und ist Mitglied des Organisationsteams des Schweizerischen Flüchtlingsparlaments, das von NCBI lanciert wurde. Darüber hinaus engagiert sie sich als Mitglied der Fachkommission für Migrations- und Rassismusfragen der Stadt Bern und arbeitet als Brückenbauerin bei der Mütter- und Väterberatung. Ausserdem ist sie Vorstandsmitglied des interkulturellen Frauentreffs KARIBU in Zollikofen.
Mahtab ist Mitglied des UNHCR Flüchtlingsteams mit der Hoffnung, einen positiven Einfluss auf das Leben der Flüchtlinge zu haben. Sie sagt: «Ich versuche, jede Plattform zu nutzen, um die Stimme der Flüchtlinge zu erheben. Aus meiner Sicht haben wir echte Demokratie nur dann, wenn alle Menschen in einer Gesellschaft eine Stimme haben, gehört werden und sich partizipativ engagieren können.»
Natalia Cuajy Sarria
Herkunft: Kolumbien
Jahrgang: 1982
Sprachen: Spanisch, Französisch, Englisch, Portugiesisch
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Natalia Cuajy Sarrias ist eine kolumbianische Aktivistin, die seit 2017 als Flüchtling in der Schweiz lebt. Sie hat einen Bachelor in Betriebswirtschaft in Kolumbien erworben und studiert derzeit im Masterstudiengang Soziale Arbeit an der HES-SO, der Hochschule für angewandte Wissenschaften der Westschweiz. Seit 2019 ist sie Koordinatorin bei Asile LGBTIQ+. Zudem hat sie ein Modul über Migration und Sexualität an der HETS in Freiburg unterrichtet und kulturelle sowie Freizeitaktivitäten für verschiedene Gemeinschaften organisiert, insbesondere für LGBTIQ+-Personen und Opfer bewaffneter Konflikte in Kolumbien.
Natalia hört gerne Musik, fährt Fahrrad und verbringt Zeit mit ihrer Familie.
Ihre Motivation, dem UNHCR Flüchtlingsteam beizutreten, besteht darin, LGBTIQ+-Flüchtlinge sichtbar zu machen und gemeinsam durch Erfahrung und Zusammenarbeit die besten Bedingungen für diese Bevölkerungsgruppe zu schaffen.
«Das Leben ist voller Hindernisse, es hängt von dir ab, ob du dich darauf beschränkst, sie nur zu betrachten», meint Natalia.
Baban Eliassi
Herkunft: Kurde aus dem Iran
Jahrgang: 1966
Sprachen: Kurdisch, Französisch, Farsi, Englisch, Arabisch
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Baban Eliassi ist ein kurdischer Flüchtling aus dem Iran. Nachdem er 1980 aus dem Iran geflohen war, verbrachte er 14 Jahre im Flüchtlingslager Al Tash im Irak, wo er als Freiwilliger bei UNHCR tätig war, bevor er 1994 durch ein Resettlement Programm in die Schweiz kam. Baban besitzt ein Diplom in Sozialer Arbeit von der Haute École de Travail Social (HETS) in Genf sowie einen Master und ein Doktorat in Soziologie und Politikwissenschaft von der Universität Genf. Dank seiner umfangreichen Erfahrung als Sozialarbeiter ist er derzeit bei den Établissements publics pour l’intégration (EPI Genève) tätig, wo er mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen arbeitet. Er hat zudem an Sitzungen des UNO-Menschenrechtsrates teilgenommen und Gesprächsrunden organisiert. Darüber hinaus arbeitet er mit mehreren Vereinen zusammen, die sich in den Bereichen Soziokultur und Menschenrechte engagieren.
Was Baban dazu motiviert, sich ehrenamtlich im UNHCR Flüchtlingsteam zu engagieren, ist seine persönliche Erfahrung und seine tiefe Empathie für diejenigen, die ähnliche Situationen durchlebt haben. «Da ich bereits seit meinem 14. Lebensjahr als Flüchtling lebte, kenne ich sowohl den Bedarf an Unterstützung als auch die Erfüllung, anderen helfen zu können. Diese doppelte Rolle als Helfender und Hilfesuchender, die ich mehrfach erlebt habe, hat mich geprägt und inspiriert mich weiterhin». Heute unterstützt Baban Flüchtlinge sowohl in administrativen Belangen als auch mit beratender Tätigkeit. Die Zusammenarbeit im Team, bei der unterschiedliche Kompetenzen kollektiv gebündelt werden, stärkt seine Motivation noch mehr. Er ist überzeugt, dass auch die grössten Projekte mit kleinen Schritten beginnen.
«Ein kleiner Schlüssel öffnet grosse Türen» — Kurdisches Sprichwort
Shishai Haile
Herkunft: Eritrea
Jahrgang: 1991
Sprachen: Bilen, Tigrinya, Deutsch, Englisch
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Shishai Haile kommt aus Eritrea und wohnt heute in Aarau. Er begann in Eritrea ein Studium der Religionsphilosophie, dass er aufgrund der politischen Entwicklung nicht beenden konnte. Seit Juni 2015 lebt er in der Schweiz. Seit 2020 arbeitet Shishai für die Organisation NCBI Schweiz, die das Flüchtlingsparlament national und kantonal lanciert hat. Er hat in der Schweiz die Ausbildung als Migrationsfachmann und als Interkultureller Dolmetscher abgeschlossen und übt beide Berufe aus. Zudem ist er Mitglied des Koordinationsteam vom Flüchtingsparlament und Co-Kommissionsleiter der Kommission psychische Gesundheit.
Shishai setzt sich dafür ein, dass Flüchtlinge in der Schweiz eine faire Chance auf Sicherheit, Neuorientierung und Perspektiven erhalten. Besonders wichtig ist ihm der Zugang zu Sprachkursen, die Anerkennung von Diplomen und Bildung. Er betont, dass Flüchtlinge so früh wie möglich die Gelegenheit haben sollten, eine Ausbildung zu beginnen, und ist überzeugt: «Wer nicht frühzeitig in Sprachkurse und Bildung investiert, zahlt ewig den Preis.»
Shishai wünscht sich zudem einen einfacheren Zugang zu Integration, Partizipation und politischer Teilhabe. Er betont: «Integration ist ein Prozess, der Zeit braucht. Deshalb müssen Verbindungen zwischen Geflüchteten, der Zivilgesellschaft und dem politischen Diskurs geschaffen werden. Wir leben alle gemeinsam hier in der Schweiz. Es ist wichtig, dass wir mitreden, mitstimmen und mitentscheiden, wie wir unser Zusammenleben und unsere Zukunft am besten gestalten. Mit uns, nicht über uns.»
Shishai schätzt an seiner Arbeit im UNHCR-Flüchtlingsteam vor allem die Möglichkeit, mit Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern in Kontakt zu treten. «Wir sitzen alle an einem Tisch und arbeiten lösungsorientiert an Problemen, die Geflüchtete aus allen Ländern betreffen. So können wir auch die Stimme derjenigen hörbar machen, die oft ungehört bleiben.»
Amanuel Hailemariam
Herkunft: Eritrea
Jahrgang: 1985
Sprachen: Bilen, Tigrinya, Englisch, Arabisch (mündlich), Russisch, Hebräisch (mündlich), Deutsch
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Amanuel Hailemariam floh 2004 aus politischen Gründen aus seinem Heimatland. Er war zehn Jahre unterwegs und lebte als Flüchtling im Sudan, in Russland und in Israel, bevor er 2014 in die Schweiz kam.
In der Schweiz hat Amanuel verschiedene Qualifikationen erworben: 2019 schloss er seine Ausbildung zur Migrationsfachperson mit eidgenössischem Fachausweis ab, 2020 erwarb er das SVEB-Zertifikat als Erwachsenenbildner, und 2021 folgten die Abschlüsse als interkultureller Dolmetscher und Vermittler sowie als Brückenbauer bei NCBI. Seit 2024 ist er ausserdem als Laientherapeut oder «Helper» für das Pilotprojekt SPIRIT tätig.
Beruflich ist Amanuel seit 2018 bei Caritas Schweiz als Betreuer und Deutschlehrer in einem Asylzentrum tätig. Zusätzlich arbeitet er seit 2017 als interkultureller Dolmetscher beim Caritas Dolmetschdienst Zentralschweiz und seit 2020 als Gerichts- und Behördendolmetscher in mehreren Kantonen. Ehrenamtlich engagiert er sich im Vorstand des Vereins Mitenand Schwyz, der sich für die soziale Integration von Flüchtlingen einsetzt, und ist seit 2016 aktives Mitglied.
In seiner Freizeit wandert Amanuel gerne mit Freunden, verbringt Zeit mit seiner Familie und spielt leidenschaftlich gerne Basketball.
Amanuel ist es wichtig, dass Flüchtlinge nicht nur als Opfer wahrgenommen werden. Er betont: «Flüchtlinge haben viel Potenzial. Wenn sie die Möglichkeit bekommen, sich zu entfalten, profitieren sowohl sie als auch die Einheimischen davon.» Aus diesem Grund setzt er sich intensiv für die Sensibilisierung der Gesellschaft und das Verständnis für die vielfältigen Fähigkeiten und Perspektiven von Flüchtlingen ein.
Farhad Haji
Herkunft: Kurde aus Syrien
Jahrgang: 1994
Sprachen: Kurdisch, Arabisch, Deutsch
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Farhad Haji ist Kurde aus Syrien und floh 2015 in die Schweiz. Nur zwei Jahre später gründete er seine Beratungsstelle IntegrationsBrücke Bern. Die IntegrationsBrücke Bern ist eine Anlaufstelle für Flüchtlinge, Migrant*innen, Freiwillige, Beratungsstellen und Behörden. Sie unterstützt bei der Integration und fördert das Verständnis und die Kommunikation zwischen der Schweizer Bevölkerung und Zugezogenen. Daneben ist Farhad als Mitglied der Fachkommission für Migrations- und Rassismusfragen der Stadt Bern tätig, sowie als Fachspezialist Integration beim Schweizerischen Roten Kreuz. Er hat sich ausserdem zur Migrationsfachperson ausgebildet und führt im Rahmen des Projekts «Multaka» interkulturelle Führungen beim Bernischen Historischen Museum durch. In seiner Freizeit spielt und schaut er gerne Fussball.
«Die IntegrationsBrücke Bern ist für mich eine Herzensangelegenheit, weshalb ich mich auch so gerne im UNHCR-Flüchtlingsteam einbringe. Ich möchte eine Stimme sein für diejenigen, die in der Alltags- und politischen Landschaft oft nicht gehört werden. Es ist mir ein grosses Anliegen, mich für ihre Interessen einzusetzen und sicherzustellen, dass sie als gleichberechtigte und integrale Bestandteile unserer Gesellschaft respektiert werden. Genau nach meinem Motto #Miteinander_Füreinander»
Ehemalige Mitglieder
Olena Chepurenko
Alina Marchuk
Mortaza Shahed