Sudan: Zivilbevölkerung von lebensrettender Hilfe abgeschnitten
Sudan: Zivilbevölkerung von lebensrettender Hilfe abgeschnitten
Ein Jahr nach Ausbruch des Krieges im Sudan ist UNHCR immer noch sehr über das Ausmaß der vorherrschenden Gewalt und über die katastrophale humanitäre Lage in vielen Gebieten des Landes, die für Hilfsorganisationen unerreichbar sind, besorgt.
Zum ersten Mal seit Beginn des Konflikts ist ein UNHCR-Team zusammen mit dem sudanesischen Flüchtlingskommissar und der nationalen Hilfsorganisation „JASMAR for Human Security” in die stark vom Krieg betroffene Stadt Omdurman im Bundesstaat Khartum gereist. Die UNHCR-Mitarbeiter*innen sahen in der zerstörten Stadt, wie groß die Not der Menschen ist, die seit Monaten keine Hilfe mehr erreicht.
Während der zweitägigen Mission in Omdurman, wo sich über 12.000 Flüchtlinge und mehr als 54.000 Binnenvertriebene aufhalten, hat UNHCR Gespräche mit lokalen Beamt*innen und Menschen, die vom Konflikt betroffen sind, geführt. So wollten wir bei UNHCR herausfinden, was die Menschen am dringendsten benötigen und wo die größten Risiken für sie liegen.
Vertriebene Familien, darunter Menschen aus dem Sudan und Flüchtlinge, die schon vor dem Krieg im Sudan gelebt haben, haben UNHCR berichtet, dass sie aufgrund der stark gestiegenen Preise Schwierigkeiten haben, genug Nahrungsmittel zu bekommen. Immer mehr Kinder sind von Hunger bedroht. Die betroffenen Kinder haben keinen Zugang zu Schulen oder Spielplätzen.
Viele der Menschen, die hierher geflüchtet sind, leben in überfüllten Gemeinschaftsunterkünften, die sich hauptsächlich in Schulen befinden. Zwei Krankenhäuser sind noch geöffnet, aber es fehlt an Medikamenten, insbesondere für chronisch Kranke. Schwangere Frauen haben keinen Zugang zur Schwangerschaftsvorsorge. Die Menschen haben große Angst um ihre Sicherheit. Sie berichten von zunehmender sexueller Gewalt und begrenztem Zugang zu rechtlicher Unterstützung. Viele von ihnen sind schwer traumatisiert.
Außerhalb von Khartum eskalieren die Kämpfe in El Fasher in Darfur. Dadurch wird die ohnehin schon gefährliche Situation für die Zivilbevölkerung noch schlimmer. Es wurden Dutzende von Dörfern angegriffen. Dabei wurden unschuldige Menschen getötet und öffentliches Eigentum und Ernten zerstört. Die willkürliche Gewalt, einschließlich sexueller Gewalt, sowie Fälle von ihren Familien getrennten und vermissten Kindern nehmen zu. Die Menschen können nicht in sicherere Gebiete fliehen, weil viele Hauptstraßen gesperrt sind. Sie müssen in überfüllten Notunterkünften oder auf offenem Gelände unterkommen.
UNHCR fordert weiterhin, dass die Sicherheit der Zivilbevölkerung gewährt wird und einen sicheren Zugang für Hilfsorganisationen, damit sie humanitäre Hilfe leisten können, und vor allem eine Waffenruhe.
UNHCR ist mit seinen Partnern vor Ort im Sudan, um die Bevölkerung zu unterstützen. Wir sind überall dort tätig, wo wir sicher arbeiten können. In Khartum, Darfur und dem Bundesstaat Kordofan arbeiten wir mit lokalen Partnern, um zu verstehen, wie wir am besten Hilfe leisten können. Außerdem sind wir in den Staaten am Roten Meer, im Norden, am Weißen Nil, am Blauen Nil und in Gedaref und Kassala präsent, wo Hunderttausende von Flüchtlingen leben, die schon vor dem Konflikt im Land waren.
Fast 6,7 Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben, und die Lage bleibt für sie gefährlich und unsicher. Unter den über 920 000 Flüchtlingen, die im Sudan leben und die hauptsächlich aus dem Südsudan, Eritrea und Äthiopien stammen, befinden sich über 200 000, die seit Beginn des Krieges mehrmals innerhalb des Landes vertrieben wurden.
Auch nach einem Jahr verlassen täglich Tausende Menschen den Sudan, um in den Nachbarländern Sicherheit zu finden. Bis heute sind 1,8 Millionen Menschen in den Tschad, nach Ägypten, in den Südsudan, nach Äthiopien und in die Zentralafrikanische Republik geflohen.
Die Lage der Menschen im Sudan und in den Nachbarländern wird immer schlimmer. Deshalb sind die finanziellen Mittel, die zur Deckung der Bedarfe benötigt werden, viel zu gering. Bisher sind nur 10 Prozent der 2,6 Milliarden US-Dollar eingegangen, die gebraucht werden, um mehr als 18 Millionen Menschen im Sudan zu helfen. Und nur 8 Prozent des Finanzbedarfs von 1,4 Milliarden US-Dollar, der im Regionalen Flüchtlingshilfeplan 2024 für den Sudan festgelegt ist, wurden gedeckt.