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"Die Begegnungen verdeutlichen mir immer wieder, wofür und vor allem für wen man diesen Job macht."

"Die Begegnungen verdeutlichen mir immer wieder, wofür und vor allem für wen man diesen Job macht."

14 April 2023
Axel arbeitet an der Optimierung das biometrischen Systems von UNHCR und führt immer wieder Schulungen in verschiedenen Ecken der Welt durch.

Wie hat sich dein beruflicher Werdegang entwickelt?

Ich komme aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt und bin für das Studium erstmal nach Rostock gegangen, wo ich Politikwissenschaft und Öffentliches Recht studiert habe. Danach ging es nach Aarhus, Dänemark, wo ich Human Security im Master studiert habe.

Dann folgte das obligatorische Spießrutenlaufen durch un- und unterbezahlte Praktika: NGO, Beraterfirma, GIZ, und letztlich UNHCR in Kopenhagen. Das war dann der Einstieg in die UN-Karriere, da aus dem Praktikum letztlich ein richtiger Job wurde, als ich eine Stelle als Registration Assistant bekam.

Das war im Frühjahr 2017. Seither (abgesehen von einer sechsmonatigen Auszeit) bin ich Mitarbeiter in der für Biometrie zuständigen Abteilung für Digitale Identität und Registrierung (DIRS) in der UNHCR Zentrale, als Associate Registration and Identity Management Officer.

Könntest du uns erklären, welche Rolle Identität, Registrierung und Biometrie in der Arbeit von UNHCR spielen?

Flüchtlinge und Vertriebene, die registriert sind und deren Bedürfnisse bekannt sind, können gezielter Hilfe und dauerhafte Lösungen erhalten. Bei der Registrierung spielt die Biometrie eine besondere Rolle, da sie eine Methode zur Erkennung von Personen anhand messbarer biologischer Merkmale wie Gesicht, Fingerabdruck oder Iris darstellt. Biometrische Daten bleiben ein Leben lang konstant und ermöglichen daher eine weltweite Wiedererkennung. Gerade in Flüchtlingssituationen ist dies wichtig, um z.B. Flüchtlinge, die ihre Ausweispapiere verloren haben, anhand biometrischer Daten schnell identifizieren und bei der Beschaffung von Ersatzdokumenten unterstützen zu können. UNHCR erfasst mittlerweile in über 90 Ländern biometrische Daten bei der Registrierung von Schutzbedürftigen.

Darüber hinaus werden biometrische Daten auch für die Auszahlung von Bargeldhilfen und Hilfsgütern verwendet. Neben den verschiedenen Unterstützungsleistungen ist die Verarbeitung biometrischer Daten in der Regel auch in Resettlement-Fällen erforderlich, um sicherzustellen, dass von der Antragstellung über die Befragung bis hin zur Ausreise und Ankunft im Aufnahmeland tatsächlich die betreffende Person das erforderliche Verfahren durchläuft.

Der Einsatz biometrischer Daten verhindert zudem Mehrfachregistrierungen und dient als zuverlässiges Instrument zur Betrugsbekämpfung. Die Schutzbedürftigen wiederum können sich im Vergleich zur papierbasierten Dokumentation eines deutlich höheren Schutzes vor Identitätsdiebstahl und -missbrauch sicher sein. Darüber hinaus erhöht der Einsatz biometrischer Daten das Vertrauen von Schutzbedürftigen, Geberländern, sowie humanitären und staatlichen Partnern in die Arbeitsprozesse von UNHCR.

Wie würdest du deine Arbeit beschreiben?

Mit sechs Team-Mitgliedern ist die Biometrie Einheit klein, bedenkt man wie weitgestreut die Arbeitsfelder sind. Wir analysieren and unterstützen Kolleginnen und Kollegen im Feld, wie biometrische Informationen sinn- und verantwortungsvoll durch UNHCR und Partner auch abseits der Datenerfassung sicher und effizient genutzt werden können. Datenschutzaspekte spielen eine immer größere Rolle. Die Verwendung digitaler Identitäten im Zusammenspiel mit bspw. Fingerabdrücken zur Authentifizierung, um Schutzbedürftigen vereinfachten Zugang und Gewährung von Dienstleistungen des Gastlandes und von UNHCR zu ermöglichen, ist ein ebenso bedeutendes Arbeitsfeld.

Zudem unterstützen wir Länderoperationen bei der Erarbeitung von Registrierungsverfahren, Schulungsmaterialien und Arbeitsanweisungen mit der entsprechenden UNHCR Registrierungs-Software. Wir stellen sicher, dass unser biometrisches System funktioniert und wir koordinieren und bieten technische Unterstützung an. Dazu gehören außerdem die Erstellung von Dokumenten, die Weiterentwicklung unserer Systeme und Prozesse sowie Aufgaben im Bereich Monitoring & Evaluation.

Stetige Beobachtung der Technologiebranche zur Datenerfassung und Identitätsfeststellung und - Authentifizierung ist ebenso Teil unserer Arbeit. Vor allem, um sicherzustellen, dass wir als Organisation den schnelllebigen technologischen Entwicklungen folgen können. 

Ich persönlich war lange Zeit für die direkte Anwenderbetreuung zuständig und habe zudem viele Trainings in diversen Operationen geleitet. 

Was macht UNHCR in Kopenhagen?

Kopenhagen ist einer der zentralen Standorte von UNHCR (neben Genf und Budapest). Der Globale Datendienst von UNHCR, zu dem meine Arbeitseinheit gehört, hat hier vornehmlich seine Präsenz.

Die vorübergehende Änderung unserer Arbeitsweise, die durch Covid in gewisser Weise erzwungen wurde, hat aber auch zu einer größeren Akzeptanz von flexibleren Arbeitsbedingungen geführt. Obwohl es natürlich nicht für jedes Arbeitsprofil geeignet ist, hat es dazu geführt, dass ich jetzt von zu Hause aus arbeiten kann (derzeit in Warschau).

Dadurch kann ich mich mehr meinem Familienleben widmen, wofür ich sehr dankbar bin. Vor allem, da meine Frau auch für UNHCR arbeitet, aber keine Möglichkeit hat, von zu Hause aus zu arbeiten. So konnte ich ihren beruflich bedingten Versetzungen in drei verschiedene Länder in den letzten drei Jahren relativ problemlos folgen, was sonst sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich gewesen wäre.

Meine Aufgaben sind daher eher eigenständig und aus der Ferne zu bewältigen. Ich bin aber nach wie vor regelmäßig in der Zentrale in Kopenhagen, um den direkten Kontakt zu meinen Kollegen nicht zu verlieren.

Was ist die größte Herausforderung, die du in deiner Arbeit für UNHCR erlebt hast?

An meiner Arbeit in der Zentrale von UNHCR fehlt mir leider der direkte Kontakt zu Flüchtlingen. Außerdem können die Mühlen bei UNHCR, aufgrund der Größe und bürokratischen Hürden, manchmal langsamer mahlen, als man es sich wünscht.

Umso mehr freue ich mich, wenn ich Dienstreisen zu Schulungszwecken übernehme und dabei auch eng mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort arbeiten kann. Diese Missionen und Begegnungen machen Spaß und verdeutlichen mir immer wieder, wofür und vor allem für wen man diesen Job macht.

Was ist die beste Erfahrung, die du bei deiner Arbeit für UNHCR gemacht hast?

Zum einen das multikulturelle Arbeitsumfeld, das so viele neue, unbekannte Perspektiven und Erfahrungen mit sich bringt. Das ist faszinierend und möchte ich ungern missen.

Zum anderen die Dienstreisen. Man kommt dabei in Ecken der Welt, in die man wohl sonst nie käme. Das ist ein Quell einzigartiger Erfahrungen.