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Was UNHCR tut, wenn Krisen ausbrechen

Chad. New Sudanese refugee arrivals from Sudan
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Was UNHCR tut, wenn Krisen ausbrechen

Wenn Menschen ihre Heimat verlassen müssen, weil eine Krise oder Krieg ausbricht, hilft UNHCR und leistet lebensrettende Hilfe.
11. April 2025


So machen wir unsere Arbeit

Wenn Krieg ausbricht, ein Konflikt erneut aufflammt oder eine Katastrophe eintritt, müssen Menschen oft in Sekundenschnelle ihr Zuhause und ihr Eigentum verlassen. Wenn sie es in Sicherheit schaffen, besitzen sie häufig nichts außer der Kleidung, die sie am Leib tragen. UNHCR ist da, um zu helfen, vor Ort zu sein und sicherzustellen, dass diese Menschen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.

UNHCR gibt es seit fast 75 Jahren. Das UN-Flüchtlingshilfswerk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um bei humanitären Krisen zu unterstützen.

2024 haben wir bei 43 Krisensituation, darunter 26, die neu ausgebrochen sind, geholfen. Wir haben Teams in über 130 Ländern und weltweit strategisch verteilte Warenhäuser mit Hilfsgütern. So können wir innerhalb von 72 Stunden nach Ausbruch einer Krise ausgebildetes Personal und Hilfsgüter für bis zu eine Million Menschen mobilisieren.

Wie bleiben wir vorbereitet?

Schnelle und umfangreiche Hilfe ist nur durch sorgfältige Vorbereitung möglich. Unsere Büros weltweit beobachten Entwicklungen wie zum Beispiel politische Unruhen, Konflikte und die Gefahr extremer Wetterereignisse oder Naturkatastrophen ganz genau. So können wir abschätzen, wie groß das Risiko großer Fluchtbewegungen ist. An Orten, wo dieses Risiko besteht, arbeiten wir mit Regierungen und Partnern zusammen, um Notfallpläne zu erstellen und die Reaktionsfähigkeit zu stärken.

Frühzeitige Hilfe in Krisenregionen

Unsere Warenhäuser sind mit lebenswichtigen Gütern wie Zelten, Decken und Schlafmatten bestückt. Sie sind in Ländern wie Kamerun, Dänemark, Ghana, Kenia, Panama, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Usbekistan. Außerdem lagern wir Hilfsgüter auch in der Nähe von Risikoregionen, um vorbereitet zu sein, zum Beispiel 2024 im Libanon vor der Eskalation der israelischen Luftangriffe und in der Ukraine sowie deren Nachbarländern vor dem Beginn der russischen Invasion im Jahr 2022.

Wenn möglich, bereiten wir auch Bargeldhilfen vor, die im Krisenfall schnell ausgezahlt werden können. Wir unterstützen Gemeinschaften, die von Flucht bedroht sind, dabei, sich gut vorzubereiten. Wir informieren sie rechtzeitig und sorgen dafür, dass in den Regionen, in die sie möglicherweise fliehen müssen, wichtige Hilfsangebote wie Schutz, Unterkünfte, medizinische Versorgung und Bildung zur Verfügung stehen.

Das Emergency Roster Team (ERT)

Außerdem verfügen wir über ein Team hochqualifizierter Mitarbeitender, das so genannte Emergency Roster Team (ERT). Diese Kolleg*innen können innerhalb von 72 Stunden weltweit einsatzbereit sein. Sie unterstützen unser globales Team, das zu 91 Prozent bereits direkt vor Ort arbeitet, mit Expertise in Bereichen wie Koordination und Management in Flüchtlingscamps, Gesundheitsversorgung oder Logistik. ERT-Mitglieder erhalten zusätzliche Schulungen in Erster Hilfe, Sicherheitsmaßnahmen und Umgang mit komplexen Einsatzbedingungen.

„Das Training bereitet einen emotional und psychisch auf extrem stressige Situationen vor“, sagt Vivien Nieme, ERT-Mitglied und Leiterin eines UNHCR-Büros in Nord-Costa Rica.

Nieme verfolgte im Oktober 2024 die Entwicklungen im Libanon, als sie den Anruf erhielt, dass sie zur Koordination der Schutzmaßnahmen dorthin entsendet werde. „Ich war froh, etwas tun zu können, aber ich musste auch die Sorgen meiner Familie managen“, erinnert sie sich. „Ich sagte meiner Mutter, ich gehe an einen absolut sicheren Ort – aber innerlich wusste ich, dass es keinen wirklich sicheren Ort gab.“ 

Zugang zu Schutz gewährleisten

Die wichtigste Aufgabe ist, Menschen in Sicherheit zu bringen. „Es beginnt mit dem Schutz – sicherzustellen, dass Menschen auf der Flucht sicher ein anderes Land erreichen und Zugang zu Asyl haben“, erklärt UNHCR-Nothilfebeauftragter Simon Girmaw.

Wenn viele Menschen über eine Grenze fliehen, sind unsere Teams vor Ort, um sicherzustellen, dass sie gefahrlos passieren können.

Außerdem beschäftigen wir uns damit, die Gründe ihrer Flucht zu verstehen und Gefahren zu dokumentieren, denen sie ausgesetzt waren. Falls notwendig, fordern wir Regierungen auf, Flüchtlinge aufzunehmen und nicht in Länder zurückzuschicken, in denen ihnen Gefahr droht oder in denen sie Folter und Misshandlung ausgesetzt sein könnten.

© UNHCR/Colin Delfosse

Lebensrettende Hilfe leisten

Der nächste Schritt ist häufig die Errichtung eines vorübergehenden Transitzentrums, in dem wir auf akute Bedürfnisse wie Nahrung, Wasser, Hygiene, medizinische Grundversorgung und Unterbringung reagieren.

Wir versorgen Familien schnell mit Hilfspaketen, die unter anderem Decken, Zelte oder Planen und Kanister für sauberes Wasser enthalten. Zudem registrieren und dokumentieren wir neu angekommene Geflüchtete. Ein vermeintlich bürokratischer Schritt, der aber essenziell ist, um langfristige Unterstützung zu ermöglichen, Betrug zu verhindern und das Grenzmanagement zu unterstützen. Gleichzeitig achten unsere Mitarbeitenden auf besonders schutzbedürftige Personen, wie unbegleitete Kinder, schwangere Frauen oder Folterüberlebende. Diese werden an medizinische oder rechtliche Hilfe, psychologische Betreuung oder andere Unterstützungsangebote weitervermittelt.

„Das Erste, was man tun muss, ist Informationen zu sammeln“, betont Nieme. „Man teilt diese Informationen mit Partnern, um sagen zu können: ‚Das sind die lebensrettenden Bedürfnisse, auf die wir uns konzentrieren müssen.‘“

© UNHCR/Charity Nzomo

Ein temporäres Zuhause finden

Ein temporäres Zuhause finden So schnell wie möglich helfen wir dabei, Flüchtlinge in sichere Gegenden fernab der Grenze zu bringen, wo sie Zugang zu weiteren Unterstützungsangeboten und längerfristiger Unterbringung haben. Wir arbeiten mit Behörden zusammen, um Flüchtlinge in Städten, Dörfern und Gemeinden unterzubringen, damit sie ein möglichst normales Leben führen können. Statt neue Infrastruktur zu bauen, unterstützen wir Regierungen und Entwicklungsorganisationen dabei, bestehende Einrichtungen wie Schulen, Gesundheitszentren, Straßen und Wasserversorgung auszubauen und zu verbessern. Davon profitieren sowohl Flüchtlinge als auch die einheimische Bevölkerung. Etwa 78 % der Geflüchteten ziehen nach Möglichkeit in Städte. Wo dies  aber nicht möglich ist, helfen wir beim Aufbau von Camps oder Siedlungen mit robusten Unterkünften. Diese halten auch extremen Wetter stand und haben Zugang zu sauberem Wasser, Toiletten, Gesundheitsversorgung sowie Einkommensmöglichkeiten.

© UN

Mit Partnern zusammenarbeiten

Die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Partnern ist entscheidend. Wir arbeiten mit Behörden, anderen UN-Organisationen, NGOs und Organisationen, die von Geflüchteten geführt werden, zusammen. So können wir herausfinden, was gebraucht wird und was am wichtigsten ist.

Girmaw beschreibt UNHCR als „Katalysator, der dafür sorgt, dass alle Akteure, die bei Nothilfe gebraucht werden, auch wirklich mit am Tisch sitzen.“

Während wir von UNHCR die Gesamtkoordination für Flüchtlinge übernehmen, sind andere Organisationen für bestimmte Bereiche zuständig. Das Welternährungsprogramm (WFP) ist beispielsweise unser Hauptpartner bei der Lebensmittelversorgung, UNICEF arbeitet mit uns im Bereich Kinderschutz und Bildung zusammen.  

Finanzierung mobilisieren

Obwohl wir großzügige Unterstützung von Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen erhalten, wird der Großteil unserer Arbeit durch freiwillige staatliche Spenden finanziert. Viele dieser Mittel sind für bestimmte Zwecke vorgesehen. Deshalb sind Spenden, die nicht für einen bestimmten Zweck vorgesehen sind, besonders wichtig, um schnell auf neue Notfälle reagieren zu können. Mit diesen Geldern können unsere Teams vor Ort schnell und effizient Unterkünfte bereitstellen, Hilfe leisten und Flüchtlinge registrieren.

Wir suchen ständig nach Wegen, diese Mittel effizienter zu nutzen. Wir arbeiten zum Beispiel mit lokalen Lieferant*innen und Produzent*innen zusammen, um die Transportkosten zu senken. Durch den Einsatz biometrischer Verfahren wie Iris- oder Fingerabdruckscans kann Betrug verhindert und Hilfe gezielt vergeben werden.

„Wenn nicht genügend Mittel vorhanden sind, sind die Folgen gravierend“, sagt UNHCR-Mitarbeiterin Nieme.

„Ein Mangel an Ressourcen bedeutet, dass weniger Leben gerettet werden. Es bedeutet keine warmen Kleider für Kinder, Menschen ohne Unterkunft – bei 5 °C im Freien … Jedes Mal, wenn es an Mitteln fehlt, bedeutet das: Menschen werden es nicht schaffen.“

Wenn keine Hilfe bereitsteht, haben viele Flüchtlinge keine andere Wahl, als weiterzuziehen, warnt Girmaw: „Dann dehnt sich die Krise auf weitere Gebiete aus … es gibt einen Dominoeffekt.“

© UNHCR/Ola Kabalan