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1.000 Tage Krieg in der Ukraine: Stellvertretende UNHCR-Chefin ruft zu Solidarität auf

In einer Sammelunterkunft in Charkiw trifft die stellvertretende UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge, Kelly T. Clements (rechts), die Rentnerin Svitlana, deren Haus durch eine Gleitbombe zerstört wurde. © UNHCR/Iryna Tymchyshyn
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1.000 Tage Krieg in der Ukraine: Stellvertretende UNHCR-Chefin ruft zu Solidarität auf

Fast 1.000 Tage nach der russischen Invasion müssen Menschen weiterhin vor Angriffen fliehen, doch humanitäre Hilfe kann Hoffnung bringen
12 November 2024

In einer Sammelstelle in Charkiw trifft die stellvertretende UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge, Kelly T. Clements (rechts), die Rentnerin Svitlana, deren Haus durch eine Gleitbombe zerstört wurde.
© UNHCR/Iryna Tymchyshyn

Es sind nun fast 1.000 Tage seitdem Krieg in der Ukraine herrscht. Die Not der Zivilbevölkerung nimmt angesichts sich intensivierender Angriffe und des bevorstehenden Wintereinbruchs weiter zu. 

Die Zerstörung der Energieinfrastruktur durch Russland hat in den letzten Monaten zu einem Verlust von insgesamt 65 Prozent der Energieerzeugungskapazität geführt. Die Angriffe dauern an und beeinträchtigen die Strom-, Heizungs- und Wasserversorgung. 

Die Angriffe auf kritische Infrastrukturen und zivile Einrichtungen - und die ständigen Luftangriffswarnungen – belasten die Menschen in der Ukraine erheblich. 

Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine mussten insgesamt 4 Millionen Menschen innerhalb des Landes fliehen. Allein seit August 2024 sind etwa 170.000 Menschen aus dem Osten der Ukraine vertrieben worden. Zusätzlich haben insgesamt 6,7 Millionen Menschen die Ukraine verlassen und Schutz in anderen Ländern gesucht. Diese Zahlen zeigen, wie dramatisch die Lage bleibt und wie viele Menschen weiterhin auf der Flucht sind.

Stellvertretende UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge besucht Charkiw

“In Charkiw, einer der am stärksten betroffenen Regionen des Landes, waren im Hintergrund Explosionen zu hören, als wir ein von UNHCR, dem UN-Flüchtlingshilfswerk, unterstütztes Kollektivzentrum besuchten. Dort traf ich Svitlana, eine 65-jährige Frau, deren Wohnung Wochen zuvor durch eine Gleitbombe zerstört worden war. Ihre stille Entschlossenheit erinnerte mich stark an den Kampfgeist, der einem hier begegnet, selbst wenn das Trauma des Krieges das tägliche Leben prägt”, erzählt Kelly Clements, stellvertretende UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge. 

Uzhhorod, nahe der Grenze zu Ungarn und der Slowakei, blieb bisher von direkten Angriffen verschont. Die Region beherbergt Hunderttausende von Vertriebenen. Die Aufnahmekapazität für weitere Menschen, insbesondere solche mit besonderen Bedürfnissen, ist zunehmend erschöpft. 

Zahlreiche Kinder setzen ihren Unterricht online fort. Doch dabei fehlt der sozialen Kontakt und die Erfahrungen im Klassenzimmer. In Orten wie Charkiw lernen die Kinder in unterirdischen Schutzräumen, um den häufigen Luftangriffen zu entgehen. - Ohne Tageslicht und Spielplätze. 

Bereits der dritte Winter seit Kriegsbeginn

Der Besuch durch UNHCR fiel mit dem ersten Schnee der Jahreszeit zusammen. Es beginnt bereits der dritte Winter seit Kriegsbeginn. Um der Zivilbevölkerung zu helfen, die kommenden Monate zu überstehen, muss viel getan werden.  

Der Aufruf von UNHCR zur Deckung des humanitären Bedarfs der Menschen in der Ukraine sowie der Flüchtlinge aus der Ukraine sieht für das Jahr 2024 eine Milliarde US-Dollar vor und ist gerade einmal zur Hälfte finanziert. 

Die Zusammenarbeit von UNHCR mit der ukrainischen Regierung ist auf allen Ebenen stark und ermöglicht es uns, die humanitäre Hilfe sowie Wiederaufbaubemühungen im ganzen Land zu unterstützen. Die ukrainische Regierung hat die humanitären Bemühungen und den Wiederaufbau mit beeindruckender Geschwindigkeit vorangetrieben.  

In enger Zusammenarbeit mit UN- und NGO-Partnern hat sich UNHCR schnell an das unsichere Umfeld und das Ausmaß der Notlage in der Ukraine angepasst und dabei Nothilfe mit langfristigen Wiederaufbaubemühungen verbunden. Von Anfang an hat UNHCR neue Ansätze wie Bargeld-Soforthilfe erprobt, um den Menschen zu helfen, ihre Unabhängigkeit wiederzuerlangen.

Olena, eine Mutter aus Charkiw, gründete mit Unterstützung von UNHCR eine Autowaschanlage, die ihrer Familie finanzielle Stabilität bietet. Inna, eine weitere vertriebene Frau, eröffnete eine Schneiderei in der Region Transkarpatien, wo sie Frauen aus der Roma-Community ausbildet. In der Region Kiew hat Ljudmila ihr Haus, das zerstört wurde, mit Hilfe von UNHCR wieder aufgebaut. Nun baut sie auch ihr Leben wieder auf, züchtet jetzt Gänse, und lächelt über den Schmerz hinweg. 

Mitarbeitenden in der Ukraine zeigen beispielhaften Einsatz

Viele unserer nationalen Kolleg*innen sind selbst Vertriebene. Sie meistern persönliche Herausforderungen, während sie sich unermüdlich dafür einsetzen, anderen zu helfen. 

Die erzielten Fortschritte wären ohne die großzügige Unterstützung öffentlicher und privater UNHCR-Spender nicht möglich gewesen. Die Partnerschaften, die UNHCR über drei Jahrzehnte in der Ukraine aufgebaut hat, sind von entscheidender Bedeutung. Gemeinsam können wir etwas bewirken.