UN-Flüchtlingshochkommissar fordert sofortiges Ende des Krieges in der Ukraine
UN-Flüchtlingshochkommissar fordert sofortiges Ende des Krieges in der Ukraine
Bei seinem ersten Besuch in der Ukraine seit dem russischen Angriff hat der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, mit grossem Nachdruck ein Ende des Krieges gefordert. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, die Millionen von Zivilisten, die von den Kämpfen betroffen sind, nachhaltig zu unterstützen.
"Die Geschwindigkeit, mit der sich die Situation entwickelt, und die riesige Zahl der betroffenen Menschen sind in der jüngeren Vergangenheit Europas beispiellos", sagte Grandi zum Abschluss seines Besuchs. Die Zivilbevölkerung leidet und mehr als 10,5 Millionen Menschen – rund ein Viertel der Bevölkerung der Ukraine – wurden entweder innerhalb des Landes vertrieben oder sind als Flüchtlinge ins Ausland geflohen. Insgesamt sind schätzungsweise 13 Millionen Menschen im ganzen Land dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.
"Ich habe mit Frauen und Kindern gesprochen, die von diesem Krieg schwer betroffen sind", fügte der Hochkommissar hinzu. "Sie wurden gezwungen, vor dem unglaublichen Ausmaß an Gewalt zu fliehen. Sie haben ihre Heimat und häufig auch ihre Familien zurückgelassen, was sie erschüttert und traumatisiert hat. Der Bedarf an Schutz und humanitärer Hilfe ist enorm und steigt weiter. Aber humanitäre Hilfe allein kann ihnen nicht das geben, was sie wirklich brauchen - und das ist Frieden.“
Nach Gesprächen mit ukrainischen Regierungsvertretern fügte Grandi hinzu: "Ich bin zutiefst beeindruckt von der humanitären Organisation und der Reaktion aller Regierungsebenen des Landes sowie von der Selbstlosigkeit und Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Bevölkerung, die Millionen ihrer vertriebenen Landsleute aufnimmt."
Grandi bekräftigte, dass UNHCR für die Menschen in der Ukraine da sei und weiter helfe, in den Nachbarländern und im Land selbst. UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, ist seit 28 Jahren in der Ukraine tätig. Es konzentriert sich, unter der Gesamtleitung der Regierung und in Abstimmung mit dem gesamten System der Vereinten Nationen, auf den Schutz der Menschen und die Bereitstellung von Notunterkünften, Bargeld und Sachleistungen.
Gemeinsam mit lokalen Behörden und Gemeindevertretern besuchte Filippo Grandi ein Aufnahmezentrum für Binnenflüchtlinge, das von den Behörden mit Unterstützung von UNHCR eingerichtet und betrieben wird. Es ist eines von 70 Zentren, die bereits überprüft und ausgestattet wurden, während andere noch für die weitere Verbesserung vorgesehen sind. UNHCR erweitert laufend die Kapazitäten und verbessert die Lebensbedingungen in den Aufnahmezentren, damit sie mehr ukrainische Binnenvertriebene beherbergen können.
In dem Zentrum beobachtete Grandi, wie sich Menschen für die Bargeldhilfe anmeldeten. Das ist ein Programm von UNHCR, das besonders bedürftigen Vertriebenen - wie behinderten und älteren Menschen - helfen soll, die Kosten für Grundbedürfnisse wie Unterkunft, Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel zu decken. Mit dem Programm von UNHCR, das in mehreren Oblasten eingeführt wird, sollen 360‘000 Menschen in den ersten drei Monaten mit 80 Millionen US-Dollar unterstützt werden.
Um jedoch im erforderlichen Umfang reagieren zu können, so Grandi, müssen die humanitären Mitarbeiter in der Lage sein, den bedürftigen Menschen in der Ukraine sicher zu helfen, egal wo sie sich befinden. "Das gesamte humanitäre System tut alles, was es kann, um Menschen in Not im ganzen Land zu erreichen, aber die Sicherheit der Helfer und der Zivilbevölkerung muss gewährleistet sein. Dies ist ein Grundprinzip des humanitären Völkerrechts, das beachtet werden muss. Davon hängen Menschenleben ab", sagte er.
Grandi appellierte auch an die internationale Gemeinschaft, weitere Mittel für die humanitäre Hilfe bereitzustellen. "Die bisherige Unterstützung und Solidarität von Gebern, Nachbarländern und Privatpersonen aus aller Welt ist bemerkenswert", sagte er. "Aber der Bedarf in der Ukraine wächst und die internationale Gemeinschaft muss den bedürftigen Ukrainern weiterhin zur Seite stehen."