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Millionen Flüchtlinge in Ostafrika von Hunger bedroht

Medienmitteilungen

Millionen Flüchtlinge in Ostafrika von Hunger bedroht

13 April 2022 Auch verfügbar auf:
Ein junges Mädchen in einer provisorischen Unterkunft für Flüchtlinge aus dem Sudan und dem Südsudan in Tsore, Äthiopien, einem von mehreren ostafrikanischen Ländern, die unter einem Mangel an humanitären Lebensmittelrationen leiden. @UNHCR/Adelina Gomez Monteagudo

Die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR und das UN-Welternährungsprogramm WFP warnten heute vor einer Hungerkrise in Ostafrika, die durch das schädliche Zusammenspiel von Konflikten, Klimaschocks und Covid-19 in Verbindung mit steigenden Kosten für Nahrungsmittel und Brennstoffe entsteht.

Trotz der Bemühungen, die Ressourcen durch Priorisierungen, d. h. vorrangige Nahrungsmittelhilfe für die bedürftigsten Familien, zu strecken, ist die schiere Zahl der Flüchtlinge, die Unterstützung benötigen, ebenso gestiegen wie die Kluft zwischen den zur Verfügung stehenden Mitteln und dem Bedarf. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Flüchtlinge in Ostafrika fast verdreifacht: Von 1,82 Millionen im Jahr 2012 auf heute fast 5 Millionen, darunter 300.000 Flüchtlinge, die allein im letzten Jahr neu dazugekommen sind.

Der Anstieg der Flüchtlingszahlen ging nicht mit einem Anstieg der Ressourcen einher. Somit muss das WFP die schwierige Entscheidung treffen, wer Nahrungsmittelhilfe erhält und wer leer ausgeht. Heute erhalten über 70 Prozent der hilfsbedürftigen Flüchtlinge aufgrund von Finanzierungsengpässen keine vollständige Nahrungsmittel-Ration.

„Flüchtlinge und Binnenvertriebene stehen im Mittelpunkt der Kürzungen der Nahrungsmittelrationen, was die verzweifelte Lage von Millionen von Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden und oft auf Hilfe angewiesen sind, um zu überleben, noch verschlimmert“, sagte Clementine Nkweta-Salami, Direktorin des UNHCR-Regionalbüros für den Ostafrika, das Horn von Afrika und die Grossen Seen. „Immer mehr Kinder unter fünf Jahren leiden unter Wachstumsstörungen und Untergewicht, da ihnen die Nährstoffe für Wachstum und Entwicklung fehlen.“

„Die Familien wissen nicht, woher sie ihre nächste Mahlzeit nehmen sollen und verschulden sich massiv, verkaufen, was sie können, oder schicken ihre Kinder zum Arbeiten“, fügte Nkweta-Salami hinzu. „Die Gefahr von häuslicher Gewalt steigt. Um die Menschen vor ernsthaften Schutzrisiken zu bewahren, muss auch ihr Nahrungsmittelbedarf angemessen gedeckt werden.“

Der drastische Anstieg der Lebensmittel- und Treibstoffkosten und die konfliktbedingte Vertreibung werden durch Klimakrise noch verstärkt. Weltweit treten Überschwemmungen und Dürren immer häufiger und intensiver auf, was Länder wie Äthiopien, Kenia, Somalia, Südsudan und Sudan schwer trifft und die Ernährungsunsicherheit verschärft.

„Die bedauerliche Realität ist, dass Ostafrika in diesem Jahr mit einem noch nie dagewesenen Bedarf an humanitärer Hilfe konfrontiert ist, der durch schwere Klimaschocks, anhaltende Konflikte und Instabilität sowie steigende Nahrungsmittel- und Treibstoffpreise verursacht wird“, sagte Michael Dunford, WFP-Regionaldirektor für Ostafrika.

„Wir bitten die Welt inständig, sich nicht von dieser Region und insbesondere von den extrem gefährdeten Flüchtlingsgemeinschaften abzuwenden, die nur begrenzten Zugang zu Lebensgrundlagen haben und auf das WFP angewiesen sind, um zu überleben.“

Im Verlauf des Jahres 2022 wird sich die Lage wahrscheinlich kaum bessern, da der Konflikt in der Ukraine eine Welle von kollateralem Hunger auslösen wird, indem er bestehende Probleme wie die bereits jetzt enorm hohen Lebensmittelpreise weiter verschärft. Flüchtlinge gehören zu den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen und werden als erste die Auswirkungen der steigenden Kosten zu spüren bekommen.

Insgesamt benötigt das UN-Welternährungsprogramm 226,5 Millionen US-Dollar, um Flüchtlinge in ganz Ostafrika für den Zeitraum April bis September 2022 mit vollen Rationen zu versorgen.