Portrait: Association Together
Portrait: Association Together
Das sagt Madina Kukenova, Vorstandsmitglied von «Together». Dieser gemeinnützige Verein wurde als Reaktion auf den Ukrainekrieg gegründet. Anfangs unterstützten seine Mitglieder Flüchtlinge aus der Ukraine dabei, sich in der Schweiz zurechtzufinden. Mittlerweile fokussieren sie sich auf Aktivitäten im Kultur- und Bildungsbereich. So gelingt es, Zugänge zu Integration, Sprache und einem gelungenen multikulturellen Zusammenleben zu schaffen.
«Together» zeigt, dass Menschen viel erreichen können, wenn sie sich gegenseitig unterstützen, ihre Ressourcen und ihr Netzwerk nutzen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Angefangen hat dieses schöne Projekt jedoch mit einem tragischen Ereignis: dem Krieg in der Ukraine. So kam es, dass Daria Vorobieva – Fotografin und Präsidentin von «Together» – und Daria Shevchenko – Pädagogin und Verantwortliche für das Projekt «Voyage culturel en Ukraine» in die Schweiz fliehen mussten. Daria V. kam mit ihren Kindern aus der Stadt Saporischschja, wo ihr Mann bis heute kämpft. In der Schweiz trafen sie u.a. auf Madina, Olga Ho und Olga Zhurova, die bereits seit längerer Zeit hier leben.
Zuerst stand die Soforthilfe im Vordergrund, doch bald merkten die Frauen, dass die betroffenen Menschen trotz des Krieges eine neue Perspektive, Hoffnung und Ablenkung brauchen. «Die Menschen in den Asylunterkünften verfolgen oft den ganzen Tag die Nachrichten aus ihrer Heimat.», erklärt Madina. Der Gedanke, Hoffnung und Integration durch Kultur entstehen zu lassen, lag nahe, denn «Together» vereint Malerinnen, Fotografinnen, Sprachwissenschaftlerinnen, Lehrerinnen, Professorinnen, Geschichtswissenschaftlerinnen und viele andere Berufsgruppen. Und Daria V. erklärt: «Durch Kunst kann man seine Emotionen ausdrücken. Das hilft gerade in dieser belastenden Zeit.» Seither hat «Together» in kürzester Zeit eine Vielzahl von Projekten realisiert: Regelmässige Führungen durch die Schweiz, Kunstprojekte für Kinder, Sprachkurse, Tanzkurse, Kulturabende, Ausstellungen, Teilnahmen an Essensfestivals, ein Neujahresfest für Kinder, ein Jodelkonzert und noch vieles mehr. Daria S. lacht: «Ich hätte nicht gedacht, dass meine Ausbildung in ukrainischer Sprache hier nützlich sein wird. Doch jetzt unterrichte ich hier Schweizer und Ukrainer, die vorher nur Russisch konnten.» All diese Projekte sollen Freude bereiten. «Wenn die Eltern sehen, dass sich die Kinder integrieren und wieder Träume haben, hilft es ihnen ebenfalls.», erklärt Olga H.
Nun gesellen sich noch zwei weitere Projekte zum bereits reichhaltigen und auf ehrenamtlicher Arbeit basierten Angebot von «Together»: Die kulturellen Aktivitäten im Rahmen der Projekte «Chœur de Cœur» und «Voyage Culturel en Suisse et en Ukraine» werden von UNHCR finanziell unterstützt. Der «Chor des Herzens» soll ukrainische Flüchtlinge und die Schweizer Bevölkerung durch den Gesang ukrainischer und Schweizer Lieder zusammenbringen. Auch bei diesem Projekt ist es dem Verein gelungen, Freiwillige mit einer Musikausbildung zu mobilisieren. Die Proben sollen einmal wöchentlich in Renens stattfinden und von Musiklehrinnen und einem Pianisten begleitet werden. Bald soll der Chor auf kulturellen Veranstaltungen in der Waadtländer Region auftreten. Madina, die selbst im Chor singen wird, sagt: «Es gibt noch freie Plätze, gerade für Freiwillige aus der Schweiz.» Nebst der Freude am Singen, ist der Chor eine Möglichkeit sich zu integrieren, Menschen kennenzulernen und eine Sprache zu lernen.
Die «Kulturreisen in die Schweiz und die Ukraine» finden in der Lausanner Bibliothek Chauderon statt, die «Together» ebenfalls unterstützt. Daria S., die die geistige Reise in die Ukraine leitet, sagt: „Mir gefällt dieses Projekt, denn es ist mir wichtig, dass die Leute in der Ukraine mehr als einen Kriegsschauplatz sehen.» Und freut sich: «Es kommen sogar Schweizer, die Ukrainisch lernen wollen, um sich mit den Flüchtlingen unterhalten zu können.» Die Reisen in die Schweiz werden von Olga S., die mehr über die Schweizer Geschichte und Architektur weiss als so mancher Einheimischer, geführt. Die Themen sind vielfältig: Von der ukrainischen Sprache, über die Geschichte der Schweizer Uhren über ukrainische Literatur zur Schweizer Medizingeschichte ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Mittlerweile hat sich «Together» in der Region einen sehr guten Ruf erarbeitet und wird von der Stadt Lausanne und anderen umliegenden Gemeinden (meist logistisch) unterstützt. Doch der Weg dahin war schwierig und brauchte viel Geduld. Sowohl die Projekte als auch die administrative Arbeit, die dahinter steckt, sind grösstenteils ehrenamtlich. Trotzdem empfinden alle die Arbeit als sinnstiftend und Olga H. erklärt: «Uns ist es wichtig, dass wir gemeinsam arbeiten, unabhängig sind und als ebenbürtig wahrgenommen werden». Dass es dem Verein wichtig ist, gemeinsam zu arbeiten, sagt schon der Name. Auf die Frage, warum sie «Together» heissen, antworten sie: «Wir stehen alle zusammen, egal woher wir kommen – sei es aus der Ukraine, der Schweiz oder Russland.»