Bootstragödie: 300 müssen als vermisst gelten
Bootstragödie: 300 müssen als vermisst gelten
ROM, Italien – Nach von UNHCR zusammengetragenen Berichten der italienischen Küstenwache und von Überlebenden, die sich auf Lampedusa befinden, muss man davon ausgehen, dass rund 300 Menschen als vermisst zu gelten haben. Sie gehören zu den vornehmlich aus Sub-Sahara Afrika stammenden Migranten und Flüchtlingen, die in vier Booten von der libyschen Küste aus aufgebrochen sind.
„Dies ist eine Tragödie von ungeheurem Ausmaß. Sie erinnert daran, dass es noch weitere Menschenleben kosten wird, wenn jene, die Sicherheit suchen, der Gnade des Meeres ausgesetzt bleiben. Menschenleben zu retten sollte jedoch unsere oberste Priorität sein. Europa kann es sich nicht leisten, zu wenig zu spät zu tun“, sagte UNHCR-Europadirektor Vincent Cochetel.
Erste Berichte gingen von 29 Flüchtlingen und Migranten aus, die am Sonntag auf einem Schlauchboot starben. Mehr als 110 Überlebende wurden nach Lampedusa gebracht, nachdem sie von der italienischen Küstenwache und einem Handelsschiff gerettet wurden. Die Überlebenden bestätigten gegenüber UNHCR, dass sie am vergangenen Samstag (7. Februar) mit Schlauchbooten von Libyen aus aufbrachen. Ohne Nahrung und Wasser verbrachten die Menschen Tage auf See. Nur zwei von 107 Menschen überlebten auf dem Schlauchboot, 7 von 109 auf einem anderen. Ein viertes Boot, berichteten Überlebende, wird immer noch vermisst – einer der Passagiere ein erst zwölfjähriger Junge.
UNHCR bekräftigt seine Sorge über das Fehlen einer effizienten Such- und Rettungsoperation im Mittelmeer. Europas „Triton“-Mission ist nicht auf Suche und Rettung fokussiert und kann eine Krise dieses Ausmaßes nicht bewältigen. Leben zu retten muss die Priorität der Europäischen Union sein.
Mindestens 218.000 Flüchtlinge und Migranten haben 2014 die Fahrt über das Mittelmeer gewagt. Es ist zu befürchten, dass sich dieser Trend 2015 fortsetzt.