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Neue Gewalt in ZAR zwingt über 6.000 Menschen zur Flucht

Medienmitteilungen

Neue Gewalt in ZAR zwingt über 6.000 Menschen zur Flucht

13 Juli 2016 Auch verfügbar auf:

BANGUI, Zentralafrikanische Republik - Tausende Menschen sind seit Mitte Juni aus der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) vor den erneuten Unruhen und Kämpfen nach Tschad und Kamerun geflüchtet. UNHCR befürchtet, dass noch mehr Menschen zur Flucht gezwungen werden.

UNHCR-Mitarbeiter im Süden des Tschads haben gemeinsam mit der nationalen Flüchtlingskommission mehr als 5.643 Flüchtlingen in den Dörfern Sourouh und Mini kurz hinter der Grenze registriert. Die Registrierung der Neuankömmlinge dauert an. Zudem sind im Osten von Kamerun, im Dorf Yamba, weitere 555 Flüchtlinge angekommen.

Diese Flüchtlingsbewegung begann am 12. Juni, nachdem Konflikte zwischen Viehhirten und lokalen Ackerbauern in und um die nordwestliche Stadt Ngaoundaye, in der Region Ouham Pende, eskaliert sind. Diese Art von Konflikten kommt jedes Jahr saisonbedingt vor, wenn die Hirten mit ihren Tieren weiterziehen. Alarmierend ist jedoch, dass in diesem Jahr die rivalisierenden Ex-Seleka-Milizen und Anti-Balaka-Milizen auch in den Konflikt involviert sind.

Die intensivierten und eskalierten Kämpfe betreffen neben den Flüchtlingen aus ZAR 25.000 bis 30.000 weitere Menschen innerhalb des Landes. Laut der Berichte von Neuankömmlingen seien viele Personen in den Busch geflüchtet, mit dem Plan die Grenzen zu überqueren, falls sich die Situation nicht verbessert. UNHCR teilt die Sorgen der internationalen Gemeinschaft bezüglich der zunehmenden Flucht und Vertreibung, der zunehmenden Spannungen und Zusammenstöße, die auch in der Hauptstadt Bangui stattfinden.

Im Tschad und in Kamerun sind bereits jetzt zehntausende Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik. Die Neuankommenden aus ZAR erzählen von Tötungen, Entführungen, Plünderungen und Brandstiftungen. Die meisten sind vor direkten Attacken auf ihre Dörfer geflüchtet, andere flohen aus Angst vor möglichen Übergriffen. Einige berichten zudem davon, dass schwer bewaffnete Kämpfer vor Ort seien.

Obwohl die meisten Flüchtlinge Frauen, Kinder und ältere Leute sind, sind es auch zunehmend Männer, die ihre Heimat hinter sich lassen. Zwei Drittel der Ankömmlinge im Tschad, die trotz geschlossener Grenzen in das Land kommen, sind unter 18 Jahre alt. 450 sind unbegleitete Kinder oder wurden von ihren Familien getrennt.

Der Großteil der Haushaltvorstände sind Frauen und 20 Prozent der Neuankömmlinge wurden durch UNHCR-Mitarbeiter als besonders schutzbedürftig oder mit spezifischem Unterstützungsbedarf identifiziert. Die Leute treffen in schlechtem Zustand ein – erschöpft, schwach und hungrig, viele sind traumatisiert. Einige haben besonders durch die anhaltende Regenzeit gesundheitliche Probleme und leiden an Malaria, Atemwegsinfektionen und Unterernährung. Diese Personen, die gerade nur notdürftig untergebracht sind, brauchen dringend Hilfe, wie Unterkunft, Nahrung und medizinische Versorgung.

UNHCR und die Regierung arbeiten mit anderen UN- und Partnerorganisationen zusammen, um die Neuankömmlinge zu versorgen. Zeitgleich wird die Umsiedlung der Menschen in weiter von der Grenze entfernte Dörfer vorbereitet.

Sobald die Unterkünfte bereit sind und die Leute umgesiedelt wurden, werden UNHCR und seine Partner ab nächster Woche grundlegende, soziale Dienstleistungen für Flüchtlinge und auch für die einheimische Bevölkerung zur Verfügung stellen und die Integration ermutigen.

In Kamerun wurden 137 der 555 Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik Mitte Juni aus der Bocaranga-Region in das Ngam-Flüchtlingscamp umgesiedelt, wo sie biometrisch registriert werden. Viele berichten von Attacken auf ihre Dörfer oder sind aus Furcht vor Vergeltung geflohen.

In Kamerun leben rund 70 Prozent der Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik in Dörfern, 30 Prozent in Flüchtlingscamps. Die Neuankömmlinge benötigen medizinische Versorgung, Zugang zu Wasser und Bildung. UNHCR beobachtet die Grenzsituation, um Neuankömmlinge unterstützen zu können.

Diese jüngsten Gewaltausbrüche finden nicht einmal sechs Monate nach Amtsantritt des Präsidenten Fausting Archange Touadera statt, dessen Wahl mit der Hoffnung auf Frieden verknüpft war.

Vor der jüngsten Eskalation haben UNHCR und seine Partner Schutz und Unterstützung für über 67.000 Flüchtlinge aus der ZAR im Süd-Tschad sowie 260.000 Personen in Kamerun geleistet. Zudem gibt es in der Zentralafrikanischen Republik 415.000 Binnenvertriebene. UNHCR braucht für die Operation in der Zentralafrikanischen Republik 225,5 Millionen US-Dollar, bis jetzt sind aber nur 24,7 Millionen US-Dollar (11%) zugesagt worden.