Immer mehr Menschen müssen aus der Zentralafrikanischen Republik fliehen
Immer mehr Menschen müssen aus der Zentralafrikanischen Republik fliehen
GENF, Schweiz - Jüngste Gewaltausbrüche an der südlichen Grenze der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) zwingen immer mehr Menschen zur Flucht. Viele flüchten an abgeschiedene Orte im Norden der Demokratischen Republik Kongo. Dadurch werden diese Gemeinden stark unter Druck gesetzt.
In einem Krankenhaus in Zemio, etwa 1.000 Kilometer von der Hauptstadt Bangui entfernt, soll laut Berichten von „Ärzte ohne Grenzen“, ein Baby von Streitkräften erschossen worden sein. In dem Krankenhaus befanden sich zu dem Zeitpunkt mehr als 7.000 binnenvertriebene Menschen. „Ärzte ohne Grenzen“ haben sich seitdem aufgrund der eskalierenden Gewalt aus der Stadt zurückgezogen. Auch UNHCR musste deswegen vorübergehend sein Büro in Zemio schließen.
Die Hauptgebiete aus denen Menschen fliehen sind die Städte Bangassou, Bema und Mobaye, die sich alle mehrere Hundert Kilometer von der Hauptstadt Bangui entfernt befinden. Lokale Behörden gehen davon aus, dass seit Mai mehr als 60.000 Menschen aus diesen Gebieten in die Demokratische Republik Kongo geflohen sind. UNHCR arbeitet an der Bestätigung dieser Zahlen.
Mit Stand Ende Juni sind bereits 37.000 Menschen in das Dorf Ndu geflohen, das sich am Mbomou Fluss in der Nähe von Bangassou befindet. Unsere KollegInnen, die vor ein paar Tagen in Ndu waren, beschreiben die Situation als chaotisch. Da sich Ndu in der Nähe zur Grenze befindet, wo sich auch bewaffnete Räuber aufhalten, ist Ndu besonders gefährlich. Flüchtlinge suchen Zuflucht wo immer sie können – in Kirchen, Schulen, Gesundheitszentren oder auch im Freien. Die Menschen brauchen dringend eine bessere medizinische Versorgung sowie Nahrung und Unterkünfte.
Rund 23.000 Menschen, die aus der ZAR in den Kongo geflohen sind, sind in der Nord-Ubangi-Provinz angekommen.
UNHCR organisiert die Lieferung von Hilfsgütern für 20.000 Menschen nach Ndu und in weitere betroffene Gebiete aktuell von Kampala in Uganda aus. Schnelle Hilfe zu leisten ist aber eine große logistische Herausforderung. Die Straßen sind von Schlamm bedeckt und für einen normalen Transport nicht zugänglich, weswegen spezielle Fahrzeuge wie Traktoren eingesetzt werden. Wir gehen davon aus, dass die Konvois in einigen Tagen in Ndu ankommen werden.
Ende Juni waren 102.802 Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik in der Demokratischen Republik Kongo registriert. Des Weiteren wurden seit Mai mehr als 60.000 weitere Flüchtlinge von kongolesischen Behörden in Nord-Ubangui und Bas-Uélé registriert. Von den 55,3 Millionen US Dollar, die für zentralafrikanische Flüchtlinge in der DR Kongo benötigt werden, sind bisher nur 2,8 Millionen Dollar eingegangen.