Afghanistan: Mehr Unterstützung für humanitäre Hilfe dringend benötigt
Afghanistan: Mehr Unterstützung für humanitäre Hilfe dringend benötigt
UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, ist über die aktuellen humanitären Bedürfnisse in Afghanistan besorgt und bittet dringend um Unterstützung, um sicherzustellen, dass all jene, die Hilfe benötigen, nicht vergessen werden.
Die Lage im ganzen Land ist nach wie vor äusserst instabil. Zwar haben die Kämpfe seit der Übernahme des Landes durch die Taliban am Sonntag abgenommen, es bleibt allerdings unklar, wie sich die Situation in vollem Umfang auswirkt. Viele Afghaninnen und Afghanen sind über ihre Zukunft äusserst besorgt.
Es braucht dringend mehr Unterstützung für humanitäre Hilfe in Afghanistan, um Binnenvertriebene im Land zu versorgen, zu denen allein in diesem Jahr mehr als eine halbe Million Menschen dazugekommen sind. Die grosse Mehrheit der Afghaninnen und Afghanen kann das Land nicht auf regulärem Weg verlassen. Die Bilder von Menschenmengen am Flughafen, die vor einigen Tagen aufgenommen wurden, haben die Welt schockiert und sind ein deutliches Zeichen für die Angst und Unsicherheit vieler Afghaninnen und Afghanen.
UNHCR begrüsst die Bemühungen mehrerer Staaten, gefährdete afghanische Staatsangehörige durch bilaterale Evakuierungsprogramme zu schützen. Diese bilateralen Evakuierungsprogramme sollten jedoch dringende und umfassende internationale humanitäre Massnahmen nicht beeinträchtigen oder ersetzen.
Sie sollten auch nicht die Möglichkeit ausschliessen oder Afghaninnen und Afghanen daran hindern, in anderen Ländern Asyl zu suchen. Alle Staaten - und dies gilt sowohl für Länder innerhalb als auch ausserhalb der Region - müssen das Recht auf Asyl für Afghaninnen und Afghanen wahren, die auf regulärem oder spontanem Wege ankommen.
UNHCR ist auch besorgt darüber, dass viele dieser bilateralen Evakuierungsprogramme aus Afghanistan mit dem Resettlement von Flüchtlingen durch UNHCR verwechselt werden, das in keinem Zusammenhang damit steht. UNHCR bringt keine Bürgerinnen und Bürger aus ihren eigenen Ländern in andere Staaten.
In der vergangenen Woche haben mehrere Staaten Resettlement-Kapazitäten bzw. Evakuierungsprogramme für gefährdete Afghaninnen und Afghanen angekündigt. Die genauen Einzelheiten dieser Initiativen wurden noch nicht bekannt gegeben.
UNHCR ist, in der sich stetig verändernden Situation, weiter über das Risiko von Menschenrechtsverletzungen gegen Zivilistinnen und Zivilisten besorgt, einschliesslich Frauen und Mädchen. Diejenigen, die sich in Gefahr befinden, haben bis heute keinen klaren Ausweg. UNHCR fordert die Nachbarländer Afghanistans auf, ihre Grenzen angesichts der sich entwickelnden Krise in Afghanistan offen zu halten.
Rund 200 nationale und internationale UNHCR-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind derzeit noch vor Ort. Wir arbeiten weiterhin mit 18 lokalen nicht-staatlichen Partnern zusammen, die im ganzen Land rund 900 Personen beschäftigen. Gegenwärtig haben wir Zugang zu allen Provinzen und arbeiten in etwa zwei Dritteln aller Distrikte. Gemeinsam mit dem erweiterten UN-Länderteam sind wir entschlossen, zu bleiben und der afghanischen Bevölkerung Hilfe zu leisten, solange der Zugang zu Menschen in Not und die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewährleistet ist.
Seit Anfang des Jahres haben wir 230.000 Menschen mit Bargeld, Unterkünften, Hygieneartikeln und anderen wichtigen Hilfsgütern unterstützt. Die Einschätzung des Schutzbedarfs und die Bedarfsermittlung für rund eine halbe Million vertriebener Afghaninnen und Afghanen, von denen 80 Prozent Frauen und Kinder sind, sind noch nicht abgeschlossen.
Wir appellieren an die Geber, ihre Unterstützung für humanitäre Massnahmen in Afghanistan aufrechtzuerhalten und bitten um zusätzliche Hilfe. In UNHCRs „Supplementary Appeal“ zur Lage in Afghanistan werden 62,8 Millionen US-Dollar als dringender Bedarf zur Unterstützung der Massnahmen für Binnenvertriebene in Afghanistan sowie für die Vorbereitungen in Afghanistan und seinen Nachbarländern genannt. Diese Gelder sind Teil des Bedarfs von 351 Millionen US-Dollar für die Situation in Afghanistan, die mit 43 Prozent drastisch unterfinanziert bleibt.