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Sieben Jahre Leben, sieben Jahre Krieg: Huda ist so alt wie der blutige Konflikt in Syrien

Medienmitteilungen

Sieben Jahre Leben, sieben Jahre Krieg: Huda ist so alt wie der blutige Konflikt in Syrien

16 März 2018
Die sieben Jahre alte Huda aus Syrien auf einem Spielplatz nahe ihrem neuen Zuhause in Berlin. ©UNHCR/Gordon Welters

Den Frühling mag Huda am liebsten. „Dann habe ich Geburtstag“, sagt das Mädchen freudestrahlend und mehr als ihr Mund lachen nur noch ihre Augen. Huda ist im Frühjahr 2011 geboren. Zur selben Zeit begann in Syrien ein blutiger Konflikt, der bis heute andauert. Mehr als 2500 Tage Krieg. Und noch immer sterben in Syrien Menschen. Jede Woche. Jeden Tag. Auch Kinder. Houda ist so alt wie der Krieg. Dem kleinen Mädchen ist das bewusst. Aber sprechen möchte es darüber nicht.

„Wenn Krieg ist, fallen Sachen vom Himmel“, sagt sie. „Die machen alles kaputt.“ Dann schlägt sie die Augen nieder, lächelt verlegen und zeigt ein Spielzeugpferd. Sie hat es schon zweimal gezeigt, aber egal, Hauptsache nicht über das andere reden, den Krieg. „Das ist ein Junge und die beiden sind Mädchen“, sagt sie über die drei kleinen Pferdchen. Und schon strahlt sie wieder.

Huda ist in Homs geboren. Ihren Eltern ging es gut. Vater Obaida war Anästhesieassistent, Mutter Hala Bauzeichnerin. Die grosse Wohnung, der Vater hat die Bilder immer noch auf seinem Telefon, vereinte klassischen arabischen Stil mit Elementen der Moderne, gediegene Holzmöbel und Küchengeräte in Chrom. „Wir waren glücklich“, sagt Obaida tonlos und guckt dabei gedankenversunken in die Ferne.

Doch dann kam der Krieg und Homs war einer der Brennpunkte. Obaida und Hala entschieden, dass es für Huda und Hamza, ihren gut ein Jahr jüngeren Bruder, zu gefährlich sei. Sie flohen erst in die Türkei, doch da fand Obaida keine Arbeit. „Ich möchte für meine Familie sorgen“, sagt er trotzig. „Und ich wusste, dass Deutschland Menschen, die arbeiten, gebrauchen kann.“

Seit zwei Jahren lebt Huda nun in Deutschland. Die Unterkunft beim Internationalen Bund in Berlin-Marienfelde ist klein, aber sie und Hamza haben ein eigenes Zimmer. „Hallo, ich bin Huda. Bitte klopfen“, steht mit ungelenker Kinderschrift an der Tür. Die geht kaum auf, weil die beiden Bettchen fast den ganzen Raum einnehmen. „Die Wohnung in Homs war viel grösser“, sagt Mutter Hala fast entschuldigend. „Aber hier sind wir wieder glücklich.“

Und Huda? „Ich bin ein bisschen glücklich“, sagt sie. „Aber auch ein bisschen traurig. Oma und Opa sind in Syrien.“ Kurze Pause. „Syrien ist gefährlich!“, erklärt sie. Sie habe viele Freunde zurücklassen müssen. „Und meine ganzen Spielsachen. Mein Puppe“, sagt sie traurig, „die ist immer noch in Syrien“.

Aber sie hat wieder Freunde. Aus aller Welt, sagt sie stolz: „Deutsche, Syrer, Afghanen, Türken. Wir treffen uns jeden Tag in der Schule.“ Huda liebt die Schule, auch weil sie Schreiben lernt – Deutsch und auch Arabisch. Am liebsten lernt sie etwas über Tiere. „Wenn ich gross bin, will ich Lehrerin werden“, sagt sie selbstbewusst. „Mir macht es Spass, anderen etwas zu erklären.“

Berlin, das ist für Huda und ihre Familie eine Stadt in einem noch fremden Land, mit wenig Sonne und vielen Regeln. Ein Land, in dem Vater Obaida einen Behördenmarathon machen muss, um wieder als Assistent im Operationssaal stehen zu dürfen. Es ist aber auch ein Land, in dem die Familie neue Chancen hat, in dem Huda und bald auch Hamza zur Schule gehen können. Ein Land im Frieden. „Ich liebe Deutschland“, sagt Huda. „Und inzwischen habe ich auch eine neue Puppe. Ich vermisse noch die alte. Aber die neue ist toll!“