Bildung endet für zwei Drittel der Flüchtlingskinder weltweit nach der Primarschule
Bildung endet für zwei Drittel der Flüchtlingskinder weltweit nach der Primarschule
Genf/Bern – Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR ruft zu internationalen Anstrengungen auf, um Flüchtlingskindern und -jugendlichen eine weiterführende Schulbildung zu ermöglichen. Die Zahl der Schul- und Hochschulabsolventinnen und Absolventen sei nach wie vor bedenklich niedrig, heisst es in einem am Dienstag von UNHCR in Genf veröffentlichten jährlichen Bildungsbericht mit dem Titel „Staying The Course: The Challenges Facing Refugee Education" („Auf Kurs bleiben: Herausforderungen für die Bildung von Flüchtlingen“). Der Bericht beleuchtet die Geschichten junger Flüchtlinge auf der ganzen Welt, die versuchen, in einer Zeit des beispiellosen Umbruchs durch die COVID-19-Pandemie, weiter zu lernen.
Nach den von UNHCR in 40 Ländern erhobenen Daten lag die Einschulungsrate von Flüchtlingen in der Sekundarstufe 2019-2020 nur bei 34 Prozent. In fast allen Ländern ist die Quote niedriger als die der einheimischen Kinder. Die Pandemie hat die Chancen der Flüchtlinge noch weiter verschlechtert. COVID-19 ist für alle Kinder ein enormes Problem, aber für junge Flüchtlinge - die ohnehin schon mit erheblichen Hindernissen beim Schulbesuch konfrontiert sind - könnte sie alle Hoffnung auf eine gute Ausbildung zunichtemachen.
Die Sekundarschule müsse eine Zeit des Wachstums, der Entwicklung und der Chancen sein, hiess es von UNHCR. Kinder, die über die Primarschule hinaus lernen, haben bessere Berufsaussichten und es ist weniger wahrscheinlich, dass sie zur Kinderarbeit gedrängt werden. Sie haben im Schnitt auch eine grössere Unabhängigkeit und bessere Führungsqualitäten. Kinder (unter 18) haben einen Anteil von 30 Prozent an der Weltbevölkerung, aber von 42 Prozent aller Vertriebenen.
„Die jüngsten Fortschritte bei der Einschulung von Flüchtlingskindern und -jugendlichen sind bedroht", sagte UNHCR-Chef Filippo Grandi. „Die Bewältigung dieser Herausforderung erfordert eine massive, koordinierte Anstrengung, und wir können es uns nicht leisten, uns vor dieser Aufgabe zu drücken.“ UNHCR fordert alle Staaten auf, allen Kindern, einschliesslich Flüchtlingen, das Recht auf Zugang zur Sekundarbildung zu garantieren und sicherzustellen, dass sie in die nationalen Bildungssysteme und -planungen einbezogen werden.
Darüber hinaus benötigen Staaten, die eine grosse Zahl von Vertriebenen aufnehmen, Unterstützung bei der Schaffung von Kapazitäten: mehr Schulen, geeignetes Lernmaterial, Lehrerausbildung für spezielle Fächer, Unterstützung und Einrichtungen für Mädchen im Teenageralter sowie Investitionen in Technologie und Netzabdeckung, um die digitale Kluft zu schliessen. Ohne eine deutliche Verbesserung des Zugangs zur Sekundarstufe wird das vom UNHCR und seinen Partnern gesetzte 15by30-Ziel - 15 Prozent der Flüchtlinge sollen bis 2030 eine Hochschulausbildung erhalten - nicht erreicht werden können.
Der Bericht zeigt auch, dass von März 2019 bis März 2020 die Einschulungsrate für Flüchtlinge im Grundschulbereich bei 68 Prozent lag. Und es gibt auch eine gute Nachricht: Die Zahl der Hochschulstudentinnen und Hochschulstudenten unter den Flüchtlingen lag bei nun 5 Prozent, ein Anstieg um 2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr und ein Zuwachs, der für Tausende von Flüchtlingen - und ihre Lebensumwelt - einen grundlegenden Wandel bedeutet. Dieser Anstieg gibt auch jüngeren Flüchtlingen Hoffnung und Ermutigung, die vor grossen Herausforderungen beim Zugang zu einer Ausbildung stehen.
Weitere Informationen über die Arbeit von UNHCR im Bereich Bildung finden Sie auf der Website Becoming Who We Are: Geschichten über die Bildung von Flüchtlingen.