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Halt, Hoffnung und Stabilität für asylsuchende Kinder

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Halt, Hoffnung und Stabilität für asylsuchende Kinder

In der Schule der Bundesasylzentren (BAZ) Bern und Kappelen büffeln asylsuchende Kinder und Jugendliche nicht nur Deutsch und Mathematik, sondern lernen auch die hiesige Kultur und Umgangsformen kennen. Unter der Leitung von Manuela Holzer bieten die engagierten Lehrpersonen den Kindern Halt und unterstützen sie bei den ersten Schritten in der neuen Lebenswelt.
27 Januar 2025 Auch verfügbar auf:
Kinder der BAZ Schulen Bern und Kappelen auf einem Ausflug

Während der Pause zusammen den Lebensmittelladen besuchen oder in den Park nebenan gehen. In der Schule der Bundesasylzentren (BAZ) Bern und Kappelen wird nicht nur Mathe und Deutsch gebüffelt, das Kennenlernen der hiesigen Kultur und Umgangsweisen gehört ebenso zum Schulalltag. Dabei kann die Schulleiterin Manuela Holzer, auf ihr engagiertes Team zählen. Dieses bietet den Kindern einen sicheren Hafen und steht ihnen bei den ersten Schritten am neuen Ort zur Seite. 

Schule als Stütze im Asylverfahren

Bildung ist ein Menschenrecht. In der Schweiz ist die Grundschulbildung daher obligatorisch und allen Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Aufenthaltsstatus, bis 16 Jahren zugänglich. Dies gilt auch für neu eingereiste asylsuchende Kinder und Jugendliche. Nach ihrer Ankunft in der Schweiz werden sie mit ihren Familien für die Durchführung des Asylverfahrens einem Bundesasylzentrum (BAZ) zugeteilt. Dort besuchen sie eine Empfangsklasse, wo sie ankommen und sich nach und nach Grundkenntnisse inder Unterrichtsprache aneignen können. Manuela Holzer gewährt uns einen Einblick in ihren dynamischen Schulalltag. 

Die Schulklassen der Schule BAZ Bern und Kappelen bestehen in der Regel aus sieben bis zwölf Schüler*innen mit einer Lehrperson und einer Klassenassistenz. “Es ist wichtig, dass die Klasse nicht mehr als zwei wechselnde Lehrpersonen hat, damit die asylsuchenden Kinder eine gewisse Stabilität erhalten und eine Bezugsperson haben”, betont die Schulleiterin. Dies bringe Ruhe in die Klassen und erlaubt es den Lehrpersonen, individueller auf die sehr stark variierenden Kenntnisse und Bedürfnisse der Schüler*innen einzugehen. 

Genügend Lehrpersonen zu finden, gestalte sich trotz Fachkräftemangel relativ leicht. Denn die Schule ist mit insgesamt 10 Klassen an den beiden BAZ-Standorten im Kanton Bern, durch den starken Teamzusammenhalt und die bereichernde Arbeit sehr attraktiv. Für die Lehrpersonen in den BAZ ist die Arbeit jedoch nicht immer einfach, auch weil es keine spezifische Ausbildung für diese Art von Unterricht gebe. Insbesondere mögliche Traumata der Kinder stellen eine grosse Herausforderung dar, aber auch die täglich wechselnde Schülerschaft, die Sprachenvielfalt und fehlenden Deutschkenntnisse bedürfen besonderer Unterrichtsformen. Gerade in der Ankunftsphase ist auch die Zusammenarbeit und Einbindung der Eltern ein wichtiger Teil. Dabei braucht es ebenfalls von den Lehrpersonen besondere Aufmerksamkeit und Empathie. Bildungsvorerfahrung, Sprachkenntnisse und allfällige traumatische Erlebnisse der Eltern sind auch zu berücksichtigen. Manuela Holzer betont, es gebe schulinterne Weiterbildungen zum Umgang mit Traumatisierung. Das primäre Ziel der Schule sei, den Kindern Halt und Stabilität zu geben. 

Der Schulalltag in den BAZ Schulen Bern und Kappelen

So trifft sich jede Klasse am Morgen im Kreis, wo der Tagesablauf zusammen besprochen wird, und die Kinder erzählen können, wie sie sich fühlen. “Es ist eindrücklich zu sehen, wie offen und ehrlich sich die Kinder dabei ausdrücken”, erzählt Manuela Holzer. Nach dem täglichen Einstieg im Kreis lernen die Kinder Deutsch, Mathematik und NMG (Natur, Mensch und Gesellschaft) ergänzt durch musische Tätigkeiten. Die Schule orientiert sich dabei am Lehrplan 21, fokussiert jedoch stark auf die Sprach- und Kulturvermittlung. So kann auch die gemeinsame Pause für einen kurzen Ausflug in den Park oder in ein Lebensmittelgeschäft genutzt werden. Dabei lernen die Kinder auch Alltägliches, wie zum Beispiel vor dem Überqueren des Fussgängerstreifen zuerst links und rechts zu schauen, immer auf dem Trottoir zu gehen, oder wie man sich in der Schweiz begrüsst. 

Der erste Schritt Richtung Integration

Nach spätestens 140 Tagen verlassen die Familien das Bundesasylzentrum und deren Schule. Dies geschieht sehr kurzfristig: “In der Regel erhalten wir ein Austrittsmail, welches ankündigt, dass ein/e Schüler*in am nächsten Tag austreten wird. Normalerweise verabschieden sie sich dann am nächsten Morgen und gehen.” Gerade in Hinblick auf diesen meist kurzfristigen Übertritt lege die Schule Wert darauf, dass die Kinder während ihres Aufenthalts im BAZ Kind sein können, Halt und Zuwendung erfahren und - dürfen sie dann bleiben - auf nächste Schrite in der neuen Lebenswelt vorbereitet sind. 

Frau Holzer schwärmt von der “unglaublichen Vorarbeit” ihrer Kolleg*innen und ist beeindruckt von der Resilienz und der grossen Lebensfreude der Schüler*innen. “Die Schüler*innen sind starke Persönlichkeiten die, wenn wir ihnen die Bildungsmöglichkeiten bieten, einen grossen Mehrwert in die Gesellschaft bringen können.”