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„Durch Bildung kann man sein Leben und seine Zukunft verändern.“

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„Durch Bildung kann man sein Leben und seine Zukunft verändern.“

24 Jänner 2020
Samira flüchtete vor vier Jahren nach Österreich und studiert mittlerweile Jus an der Universität Wien. © UNHCR/ Bernhard Madlener

„Wichtig ist vor allem, dass man an sich selbst glaubt und Ziele verfolgt, die realistisch sind“, erklärt die 21-jährige Samira, wenn man sie nach ihrem Erfolgsrezept fragt. Obwohl die junge Frau erst vor vier Jahren aus Afghanistan nach Österreich gekommen ist, konnte sie bereits einige persönliche Erfolge feiern.

Samira flüchtet im November 2015 gemeinsam mit ihren Eltern und ihren zwei jüngeren Brüdern aus ihrem Heimatland. Ihr älterer Bruder lebt zu dieser Zeit bereits seit vier Jahren in Wien und bringt den jüngeren Geschwistern die ersten deutschen Wörter bei. Bereits nach vier Monaten beherrscht Samira die Sprache so gut, dass sie in einem Wiener Gymnasium die 6. Klasse besuchen kann. „Meine LehrerInnen und auch meine Klasse haben mich unterstützt. Am Anfang habe ich nicht so viel verstanden, aber trotzdem versucht, im Unterricht mitzumachen“, erinnert sie sich.

Ungewohnt war für Samira zunächst nicht nur die Sprache, sondern auch die Tatsache, dass Mädchen und Buben gemeinsam unterrichtet werden. „Außerdem war mein Gymnasium auf einem Schiff am Donau-Ufer untergebracht. Daran musste ich mich erst gewöhnen,“ erzählt die junge Frau lachend.

Während der Schulzeit lebt Samira mit ihren Eltern und Brüdern zu fünft in einem Zimmer in einer Flüchtlingsunterkunft. Sie ist das einzige geflüchtete Mädchen in ihrer Klasse und meistert die Herausforderung, gleich drei neue Sprachen auf einmal zu lernen. Neben Deutsch stehen am Schulschiff nämlich auch Englisch und Spanisch auf dem Lehrplan. „Ich habe mich über das hohe Niveau in der Schule gefreut. Dadurch konnte ich mich gut weiterentwickeln“, ist sie überzeugt.

Unterstützung erhält die Schülerin nicht nur vonseiten der Schule. Auch ihre Eltern tun alles, um ihren drei Kindern Bildung und den Schulbesuch zu ermöglichen. Gerade weil Samiras Mutter selbst nur für kurze Zeit zur Schule gehen konnte, hofft sie für ihre Kinder auf bessere Bildungschancen. Denn auch im Iran, wo die Familie einige Jahre lebte, als Samira ein Kind war, durften sie die iranischen Schulen nicht besuchen.

„Es war sehr schwierig, eine Schule im Iran zu finden. Meine Eltern mussten Schulgeld bezahlen. Ich musste fast jedes Jahr die Schule wechseln. Im letzten Jahr vor unserer Flucht konnte ich in Afghanistan gar nicht zur Schule gehen“, beschreibt Samira die schwierige Zeit für sich und ihre Familie.

Auch in Österreich beschäftigt Samira sich weiterhin mit dem Thema Bildung in Afghanistan. Sie verfasst ihre vorwissenschaftliche Arbeit im Rahmen der Matura zum Thema „Die Bildungssituation afghanischer Mädchen und Frauen von 1920 bis heute in Afghanistan“ und schließt damit erfolgreich die Schule ab. Zur bestandenen Matura verleihen der Verein Igasus (Interessengemeinschaft der afghanischen SchülerInnen und Studierenden) und der Verein Neuer Start Samira eine Auszeichnung und die Maturantin hält eine beeindruckende Rede auf Deutsch und in ihrer Muttersprache Dari.

Samiras Rede auf Deutsch und Dari

„Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass afghanische Mädchen und Frauen die Bildungs- und Berufschancen nutzen, die ihnen hier zur Verfügung gestellt werden. Denn durch Bildung kann man vieles erreichen. Durch Bildung kann man sein Leben und seine Zukunft verändern. Durch Bildung kann man seinen Mitmenschen helfen. Durch Bildung kann man sich in einem anderen Land bestens integrieren“, sagt Samira am Rednerpult und erhält dafür viel Applaus von der versammelten afghanischen Community.

Danach beginnt für die zielstrebige junge Frau bereits das nächste Abenteuer: ein Studium an der Universität Wien. Samira wollte eigentlich ein Lehramt oder Medizin zu studieren. Doch dann lernte sie während ihres Asylverfahrens eine Anwältin kennen, die wie sie aus Afghanistan stammt. „Das hat mich sehr inspiriert. Von da an wusste ich: Wenn ich Jus studieren will, schaffe ich das auch“, erinnert sie sich an diesen prägenden Moment. „Später möchte ich als Juristin anderen Menschen in schwierigen Situationen helfen.“

Die 21-Jährige möchte in Zukunft anderen geflüchteten Frauen helfen. Sie plant Deutsch- und EDV-Kurse, Bewerbungstrainings und Mentoring anzubieten, um ihr Wissen weiterzugeben und andere junge Frauen zu unterstützen.

„Ich kenne einige Mädchen, die von ihren Eltern wenig Unterstützung bei ihrer Ausbildung bekommen. Ohne die Hilfe meiner Eltern hätte ich es nicht geschafft“, erzählt Samira. Sie hat einen wichtigen Ratschlag für alle Eltern: „Schränkt eure Töchter nicht ein, sondern unterstützt sie bei ihren Zielen. Mit Unterstützung von Zuhause ist man zu vielen Dingen fähig.“

Ob Samira trotz ihrer Zielstrebigkeit auch ab und zu die Motivation verliert? „Manchmal fühle ich mich überfordert. Aber dann gönne ich mir eine kurze Pause. Alles auf einmal geht halt auch nicht“, schmunzelt sie.