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Abdullah A.

Abdullah wurde 2005 in Syrien geboren und verbrachte seine Kindheit in einem kleinen Dorf. Fußball war schon immer sein größtes Hobby. Schon als Kind hat er mit seinem Bruder und Freunden gespielt, oft auf der Straße. Abdullah war sieben Jahre alt, als der Krieg die Familie gezwungen hat, in den Libanon zu flüchten.

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Als die wirtschaftliche und politische Situation im Libanon immer schlechter wurde, ist auch die Lage für syrische Flüchtlinge im Land immer schwieriger geworden.Besonders nach einer großen Explosion im Hafen von Beirut, an die sich Abdullah noch gut erinnert. Abdullah konnte dann nur mit Schwierigkeiten die Schule fortsetzen, aber hat als Syrer aber keine Zeugnisse bekommen.

Weil auch der Libanon für ihn nicht mehr sicher war, machte sich Abdullah auf die gefährliche Flucht nach Europa. Er ist vom Libanon über die Türkei nach Griechenland gegangen. „Mit Schleppern sind wir 14 bis 15 Tage zu Fuß im Wald gegangen. Das war wirklich kalt. Wir haben im Wald geschlafen und nur das gegessen, was wir mitgehabt haben.“

Im Dezember 2021 erreichte Abdullah Österreich und hat hier einen Asylantrag gestellt. Während seines Asylverfahrens hat er in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gewohnt. Weil er bereits über 15 Jahre alt war und er aufgrund fehlender Dokumente als syrischer Flüchtling im Libanon keine Zeugnisse bekommen hat, war es schwierig, einen Platz in einer Schule zu finden. Abdullah hat deshalb einen Pflichtschulabschlusskurs begonnen. Nach einem Jahr hat Abdullah Asyl, also Schutz in Österreich, bekommen. Damit konnte er auch einen Antrag auf Familienzusammenführung stellen. Nachdem er seine Familie mehr als 3 Jahre nicht gesehen hat, hofft er, dass sie bald nach Österreich kommen kann. Neben der Schule arbeitet er als Kellner in einem Restaurant. „Ich will danach eine Lehre mit Matura machen. Jeder sagt mir, es ist schwer und anstrengend, aber ich denke mir – das mache ich jetzt, ich schaffe das.“

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Abshir A.

Abshir A. wurde 2001 in der somalischen Hauptstadt Mogadischu geboren. Er wuchs mit seinen Geschwistern in einem großen Haus auf. Da seine Eltern beruflich viel im Ausland waren, verbrachten Abshir und seine Geschwister die meiste Zeit bei seiner Tante. Die politische Lage in Somalia war instabil und es kam immer wieder zu Unruhen.

Als auch in Abshirs Nachbarschaft gekämpft wurde und Abshirs Schwester beinahe durch eine Bombe getötet worden wäre, flohen sie in ein Dorf iim Norden, in dem bereits ein Teil der Familie lebte. Abshirs Leben änderte sich von einem Tag auf den anderen.

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„Wir kamen aus der Stadt, waren verwöhnt und hatten plötzlich nichts mehr. Wir mussten zum Brunnen gehen, um Wasser zu holen.“ Von da an lebten sie in einfachen Hütten und führten ein Nomadenleben. Abshirs Aufgabe war es, die Schafe der Familie zu hüten und sie auf der Suche nach Wasser und Futter durch die Wüste zu treiben. Dabei begegnete er immer wieder wilden Tieren wie Hyänen und Schlangen. Die einzige Schule, die Abshir in dieser Zeit besuchen konnte, war eine Koranschule, in der er zwar arabische Schriftzeichen, aber nie richtig lesen und schreiben lernte.

Abshir wusste lange Zeit nicht, wo seine Eltern waren und ob sie noch lebten. Schließlich gelang es der Mutter, Kontakt zu ihren Kindern aufzunehmen. Sie hatte mittlerweile Asyl in Österreich erhalten und so konnten Abshir und seine Geschwister nach Jahren der Trennung im Rahmen der Familienzusammenführung zu ihr in Sicherheit geflogen werden.

2011 kam Abshir mit dem Flugzeug in Österreich an. „Alles war neu. Das erste Essen, das ich mochte, war Nutella. Ich hatte noch nie einen Supermarkt oder eine Rolltreppe gesehen.“ In Österreich konnte Abshir zum ersten Mal eine Regelschule besuchen, doch ohne Vorkenntnisse im Lesen und Schreiben wurde er trotz seines Alters zunächst in eine Volksschule eingeschult. Seine Schullaufbahn war nicht einfach, Abshir wechselte mehrmals die Schule und kam schließlich auf ein Gymnasium. Seine Motivation war, als Erster in seiner Familie die Matura zu machen und sich und anderen zu beweisen, dass er es schaffen kann. 2021 hat er es geschafft, er hat die Matura bestanden. Mittlerweile studiert Abshir internationales Recht und Politikwissenschaft an der Universität Wien und engagiert sich im Jugendparlament.

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Banan als Kind

Banan S.

Banan wurde 2003 in Damaskus, der Hauptstadt von Syrien, geboren. Vor dem Krieg hat Banan mit ihren Eltern und ihren zwei Brüdern in einem Vorort von Damaskus gewohnt. „Ich kann mich noch an den grünen Schulbus erinnern, mit dem ich von der Wohnung in die Schule gefahren bin. Und ich erinnere mich an den Geruch von Jasmin. Dieser Duft ist typisch für Damaskus. Die Blüten habe ich gepflückt, wenn ich auf den Bus gewartet habe.“

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Mit dem Beginn des Kriegs hat sich Banans Leben komplett verändert. Um dem Krieg zu entkommen, flüchtete Banans Familie in die Türkei. Dort konnte Banan ihren Pflichtschulabschluss machen und ein Gymnasium besuchen. Musik und Schreiben waren immer wichtig für Banan. „Im Krieg, als die Bomben und die Schüsse gefallen sind, habe ich immer zur Gitarre gegriffen. Es war einfach ein Rückzugsort für mich, ein Ort der Beruhigung. Musik ist für mich ein Schlüssel gewesen, in neuen Gesellschaften anzukommen, als ich noch kein Deutsch oder Türkisch konnte.“

Banans Vater und ihr ältester Bruder flüchteten von der Türkei weiter Richtung Europa – und bekamen in Österreich Asyl. Die Familie war mehrere Jahre getrennt, lange war nicht klar, ob sie sich wiedersehen können. 2017 konnten Banan und ihre Mutter über die Familienzusammenführung nach Österreich kommen. Banans zweitältester Bruder, der damals gerade 18 Jahre alt war, war aufgrund seines Alters von der Familienzusammenführung ausgenommen und konnte nicht nach Österreich mitkommen.

Der Anfang in Österreich war für Banan schwer, alles war neu. Deutsch zu lernen war eine frustrierende Erfahrung. Aber Banan hat es gemeistert. Sie hat 2022 die Matura an einem Wiener Gymnasium gemacht und ihre Geschichte in ihrem Buch „Meine Flucht und ihre Begleiterinnen“ aufgeschrieben. Ihr nächstes Ziel ist es, das Jus-Studium an der Uni Wien abzuschließen.

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Elena am Meer

Elena K.

Elena K. wurde in Bayern geboren. Neben Deutsch spricht sie Englisch, Französisch und Spanisch. Nach der Schule arbeitete sie zuerst als Fotografin, wollte dann aber Medizin studieren. Wegen der Zugangsbeschränkungen an den Universitäten musste sie zwei Jahre auf einen Studienplatz in Deutschland warten. Damals konnte man als Deutsche nicht einfach in Österreich Medizin studieren, man benötigte eine Zusage für einen Studienplatz in Deutschland.

Um die Wartezeit zu überbrücken und ein anderes Land kennenzulernen, beschloss sie, nach Österreich zu gehen und dort Fächer zu studieren, die man sich für das Medizinstudium in Deutschland später anrechnen lassen konnte (Biologie, Chemie, Physik).

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Elena war damals 21 Jahre alt. Gleich an ihrem ersten Tag in der neuen Stadt holte sich Elena bei anderen Studierenden Tipps für die Wohnungssuche in Wien und fand kurz darauf eine Wohnung. Bald schon lernte sie neue FreundInnen kennen und begann, vieles an Wien zu schätzen, z. B. das „Altstadt- Flair“ und die vielen Kultur- und Freizeitangebote.

Als sie dann nach drei Jahren die Zusage für einen Studienplatz in Deutschland erhielt, wollte Elena gar nicht mehr weg aus Wien. Durch diese Zusage war es für sie möglich, auch in Österreich Medizin zu studieren, und sie schrieb sich in Wien an der Universität ein. Mittlerweile sind 13 Jahre vergangen. Manchmal hat Elena Heimweh nach Deutschland, besonders dann, wenn man während einer Fußball-Meisterschaft Sprüche gegen Deutsche in den Straßen hört. Aber in Wahrheit kann sich Elena gar nicht mehr vorstellen, woanders zu leben. Wien ist zu ihrer zweiten Heimat geworden, wo sie mit ihrem Freund lebt und ihre Ausbildung zur Fachärztin demnächst abschließen wird.

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Elisabeth mit einem Buch

Elisabeth M.

Elisabeth M. wurde 1956 in einer Kleinstadt in Vorarlberg geboren. Sie lebte dort mit ihren Eltern und ihren sechs Geschwistern in einem großen Haus. Elisabeth wurde ein richtiges Sprachtalent: Heute spricht sie neben ihrem Vorarlberger Dialekt und Hochdeutsch auch Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Rätoromanisch.

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In ihrer Kleinstadt lernte Elisabeth einen Peruaner kennen, sie verliebten sich. Gemeinsam führen die beiden seit nun bald 30 Jahren ein Leben als Weltenbummler: Sie sind bereits zehnmal mit ihren zwei Kindern samt Hausrat umgezogen, denn die Forschungsarbeit ihres Mannes brachte die Familie von Österreich nach Deutschland, nach Kolumbien, nach Australien und wieder nach Deutschland. All diese Länder waren Wunschziele und die Familie lebte an allen Orten sehr gerne, weil es immer viel Neues zu entdecken gab und die meisten Menschen ihnen sehr freundlich begegneten. Schwierig war es für Elisabeth nur in Kolumbien, da sie dort kein Arbeitsvisum bekommen konnte. Sprachprobleme hingegen hatte sie ausgerechnet in Deutschland, wo z. B. Staubzucker Puderzucker heißt und man anstelle „das Haus vom Bruder“, „meines Bruders Haus“ sagen sollte.

Vor ein paar Jahren kehrte Elisabeth mit ihrem Mann wieder nach Australien zurück, um dort an der Universität zu unterrichten und endlich wieder mit ihren erwachsenen Kindern auf einem Kontinent zu leben. Eine Rückkehr nach Österreich kann sie sich nicht vorstellen, da es in ihrem Alter in Österreich nicht möglich ist, eine Stelle an der Universität zu finden. Heute hat Elisabeth keine Sehnsucht mehr nach ihrer Heimat, die hatte sie die ersten 15 Jahre und dann immer weniger. „Eigentlich fehlt mir nur meine Familie, schön ist es überall und Freunde findet man auch.“

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Giorgi in einem karierten Hemd

Giorgi O.

Giorgi O. wurde 1962 in Tiflis geboren und wuchs dort in einer Wohnung mit seinen Eltern und seinen zwei Schwestern auf. Damals gehörte Tiflis – heute die Hauptstadt Georgiens – noch zur Sowjetunion. Nach der Schule studierte Giorgi in Moskau Geschichte und ging dann wieder nach Tiflis, wo er als Künstler arbeitete. Ende der 1980er-Jahre lud ihn eine österreichisch-georgische Galerie mit Sitz in Österreich ein, für sie in Wien Schmuck herzustellen. Giorgi akzeptierte: „Wir waren damals irgendwie eingesperrt und alle froh, was Neues zu sehen.“

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Zu Österreich hatte er keinen näheren Bezug, er wäre genauso gut einer Einladung in die Niederlande, Frankreich oder sonst wohin gefolgt. Mit dem Flugzeug kam er über Moskau nach Wien. Die Galerie finanzierte ihm eine Wohnung und Giorgi begann, im Verkauf sowie an eigenen Werken zu arbeiten. Anfangs hatte er nicht daran gedacht, länger in Österreich zu bleiben. Doch in den 1990er-Jahren, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und während des georgischen Bürgerkriegs wollte er nicht zurückgehen und blieb: „Es hat sich so ergeben.“

Giorgi hatte nie wirkliche Probleme mit ÖsterreicherInnen und erlebte seine Anfangszeit dank der Unterstützung seiner Arbeitgeber als „total positiv“. Erst als er später als Selbstständiger zu arbeiten begann, wurde es etwas schwieriger. Giorgi sprach damals neben seiner Muttersprache Georgisch auch fließend Russisch und Englisch. Auf eigene Initiative lernte er rasch Deutsch. Und durch seine Arbeit in der Galerie lernte er viele neue Leute kennen. Er veliebte sich in eine Österreicherin, mit der er nun drei Kinder hat. Heute lebt Giorgi aber alleine, macht weiterhin Kunst und arbeitet als Restaurator. Sein größter Wunsch ist es, sich ohne finanziellen Druck der Kunst widmen zu können. So oft er kann, fährt er nach Georgien und hat auch regelmäßig Kontakt mit seiner Familie. In seinem Atelier im 16. Bezirk veranstaltet er georgische Feste – das hilft ihm auch, wenn ihn plötzlich das Heimweh überkommt.

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Helmut als Kind

Helmut S.

Helmut S. wurde 1931 in der Türkei geboren. Seine Eltern, Paula und Maximilian S., gingen Ende der 1920er-Jahre von Wien in die Türkei, um Arbeit zu finden. In Österreich gab es nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 kaum Arbeitsplätze und viele Menschen lebten in bitterer Armut. Helmuts Vater bekam einen Job bei einem anatolischen Unternehmen und die Familie konnte sich in der Türkei schon bald eine sichere Existenz aufbauen. Doch 1940 – als nicht klar war, für welche Seite die Türkei im Zweiten Weltkrieg kämpfen würde – kehrte die Familie mit dem Zug nach Österreich zurück.

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Helmut verbrachte seine Jugend in Oberösterreich und studierte nach dem Schulabschluss Elektrotechnik. Schon bald führte ihn seine Karriere wieder ins Ausland: 1954 zog er nach Deutschland, um beim Elektronikkonzern Siemens zu arbeiten. Dort lernte er auch seine jetzige Frau kennen. 1958 schickte ihn Siemens in den Iran, wo später seine beiden Töchter zur Welt kamen. Zehn Jahre darauf wurde er wieder versetzt – diesmal nach New York.

Bis heute lebt Helmut mit seiner Familie in den USA, einem Land, das für ihn immer eines seiner Wunschziele gewesen ist. Seine Firma, so sagt er, hat ihm in den USA genauso wie im Iran oder in Deutschland sehr geholfen, neue Freunde zu finden und sich wohlzufühlen. Er fährt fast jedes Jahr nach Europa, dauerhaft dort leben möchte er aber nicht mehr. Vor allem, weil er seine Kinder und Enkelkinder viel zu sehr vermissen würde.

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Igor als Kind

Igor D.

Igor wurde 2007 in der südukrainischen Stadt Odessa geboren. Mit sieben Jahren hat Igor mit Klavierspielen begonnen, eine Musikschule war gleich neben seinem Wohnhaus. Igor hat bereits in der Ukraine Deutsch gelernt und Österreich bei einem Besuch im Jahr 2018 kennengelernt. Im Jahr 2022 musste Igor aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine flüchten.

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„Es wurde in den Monaten davor zwar viel über einen möglichen Krieg geredet, aber fast keiner hat daran geglaubt, dass Krieg in Europa möglich ist. Deshalb war es für mich und meine Familie eine Überraschung. Es gab jeden Tag Luftangriffe und wir konnten fast jede Nacht die Sirenen hören.“ Eine Woche nach Kriegsbeginn entschloss sich seine Familie zur Flucht.   

Diese schwierige Entscheidung brachte ihn und seine Mutter über mehrere Stationen nach Österreich, wo sie nun in einer privat gemieteten Wohnung in Wien leben. Igor setzt seine Schulbildung online fort. „Ich lerne immer noch mit der gleichen Klasse. Wir sind in verschiedenen Ländern, die meisten in Europa, aber Kolleg*innen leben jetzt auch in Kanada oder Amerika. Unser Online-Unterricht ist eine Möglichkeit für uns zusammen zu sein und miteinander zu sprechen.“   

Die Ankunft in Österreich war für Igor und seine Mutter nicht einfach, aber dank der Hilfe einer Ukrainerin, die schon länger in Wien lebt, haben sie alle wichtigen Informationen bekommen, um sich hier zurechtzufinden. Igor macht seinen Schulabschluss und möchte dann in Wien studieren. Langfristig hofft er, dass der Frieden in seine Heimatstadt Odessa zurückkehrt und dass seine Familie eines Tages ein sicheres und normales Leben in der Ukraine führen kann.  

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Jorge als Kind auf dem Schoß seiner Mutter

Jorge H.

Jorge H., geboren 1931, stammt aus einer jüdischen Wiener Familie. Seine ersten sieben Lebensjahre verbrachte er in Wien. Doch nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 musste Jorge mit seinen Eltern flüchten und kam mit dem Schiff in die argentinische Hauptstadt Buenos Aires.

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Im Gegensatz zu den USA oder England, die ab den 1930er-Jahren nur mehr wenige Flüchtlinge aufnahmen, war Argentinien für die Familie – wie für die meisten anderen österreichischen Flüchtlinge – nicht das erste Zielland. Für Jorge war Argentinien ein unbekanntes, fremdes Land. Dementsprechend überrascht war er über Dinge wie die Alltagskultur, das Klima und die Kleidung in seiner neuen Heimat. Mithilfe von Verwandten, die schon vor dem Ersten Weltkrieg ausgewandert waren, konnte Jorges Familie ein neues Leben beginnen: Seine Mutter arbeitete in einem Café, der Vater bekam einen Job bei einer Gerberei. Jorge selbst ging schon bald in eine staatliche Schule. Die vielen Freunde, die er dort fand, und seine offene Art halfen ihm, sich in Buenos Aires schnell einzufinden.

Heute nennt Jorge Argentinien seine Heimat. Seine Beziehung zu Österreich bezeichnet er als zwiegespalten. Einerseits reist er immer wieder nach Österreich und schätzt die österreichische Kultur und Sprache: „Ich fahre, um die Sprache meiner Kindheit zu hören.“ Andererseits möchte Jorge auf keinen Fall dauerhaft nach Österreich zurück. Denn: „Mit Österreich verbindet mich ein Ursprungsgefühl, aber kein Heimatgefühl.“

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Linda vor einer Wiese

Linda B.

Linda B. wurde 1957 in einer Stadt auf den Philippinen geboren. Dort lebte sie mit ihren Eltern und ihren fünf Geschwistern, der Tante und zwei Haushaltshilfen in einem großen Haus mit Garten. Linda absolvierte eine Ausbildung zur Krankenpflegerin, arbeitete dann aber als Bankangestellte. Im Oktober 1981 plante sie mit zwei Bankkolleginnen eine dreimonatige Europareise mit anschließendem USA-Aufenthalt. Doch Linda bekam als Einzige kein Visum für die USA. Sie blieb deshalb in Europa und kam bei einer Cousine unter, die in Wien in einer sehr kleinen Wohnung lebte.

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In einem Café lernte sie einen Österreicher, einen Sprachlehrer, kennen. Sie verliebten sich und heirateten. Österreich war ihr vorher unbekannt gewesen. Am Anfang erstaunten sie viele Dinge, etwa dass ihrem Gefühl nach alle Menschen hier ständig über das Wetter schimpfen.

Ihr Mann unterstützte sie sowohl bei allen rechtlichen Schritten als auch beim Deutschlernen und Linda konnte wegen ihrer geselligen Art rasch soziale Kontakte knüpfen. So engagierte sie sich aktiv in der Kirche und in einem Verein ihres Dorfes: „Ich habe beim Blumenwettbewerb im Dorf den zweiten Platz für die schönste Blumengestaltung am Balkon erhalten.“ Da philippinische Krankenpflegerinnen einen guten Ruf hatten, wurden sie seit 1972 nach Österreich geholt. Deshalb hat auch Linda sehr schnell eine Anstellung als Krankenschwester gefunden.

Ihre Mehrsprachigkeit – Linda spricht Filipino, Spanisch, Deutsch und Englisch – ist in ihrer Arbeit sehr nützlich. Bis heute ist sie in der Krankenpflege tätig. Und bis heute vermisst sie das philippinische Essen, das Meer, die Luft und ihre philippinische Familie.

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Setara als Kind

Setara K.

Setara wurde 2004 im Iran geboren, nachdem ihre Eltern aus Afghanistan geflüchtet waren. Sie mussten ihre Heimat verlassen, weil Setaras Vater als Journalist von den Taliban verfolgt wurde. Schon als junges Mädchen hatte Setara eine Leidenschaft: Fußball. „Fußball bedeutet sehr viel für mich, aber als ich ganz jung war, hatte ich in meiner Heimat als Frau weniger Rechte. Ich durfte nicht Fußball spielen“.

Im Iran erlebte Setara oft Diskriminierung aufgrund ihrer afghanischen Herkunft. „Mein Vater wurde gekündigt, weil er Afghane war.“ Die finanzielle Notlage der Familie zwang sie dazu, schon als Kind auf der Straße Kaugummis zu verkaufen. 2015 entschied sich Setaras Familie für die Flucht nach Österreich, in der Hoffnung auf ein sichereres Leben und bessere Bildungschancen.

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Der Weg war herausfordernd und gefährlich: „Wir waren etwa eineinhalb Monate unterwegs. Die Fahrt über das Meer war schlimm und sehr lang, vor allem in einem Boot, das nur aus Luft besteht. Ich bin sehr froh, dass wir es bis hierher geschafft haben.“

Nach ihrer Ankunft in Österreich stand Setara vor vielen Herausforderungen, aber der Fußball und die Unterstützung von Hilfsorganisationen haben ihr beim Ankommen geholfen. Sie besucht ein Gymnasium und spielt in einem Fußballverein. Ihr Traum ist es, Profifußballerin zu werden und nebenbei zu studieren. „Ich glaube, dass ich alles erreichen kann. Mein Rat an andere junge Menschen ist, niemals aufzugeben und immer für die eigenen Träume zu kämpfen.“

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Zahra als Kind

Zahra H.

Zahra wurde 2003 in der afghanischen Stadt Ghazni geboren. Zahra und ihre Familie gehören zur Volksgruppe der Hazara, die dort seit Jahrhunderten verfolgt wird. Das Leben in Afghanistan war für Zahra und ihre Familie sehr gefährlich. „In Afghanistan herrschte jahrelang Krieg … es war nicht sicher für uns. Mädchen und Frauen konnten kaum alleine das Haus verlassen. Aber eines Tages fuhren wir mit meinem Onkel und meinen Cousinen mit dem Auto ganz weit aus der Stadt hinaus zu einem Spielplatz. Das war aufregend für uns, wir hatten noch nie einen Spielplatz gesehen.”

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Zahra war sieben, als sie nach Österreich kam. Ihr Vater war zuvor vor den Taliban geflohen und hatte 2010 in Österreich Asyl erhalten. Nach mehreren Jahren der Trennung konnte auch Zahra mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester im Rahmen der Familienzusammenführung nach Österreich kommen – sicher mit dem Flugzeug.

Zahra kam in die Volksschule. Deutschlernen war am Anfang nicht einfach, aber ihre Lehrerin hat ihr sehr geholfen. Zahra wechselte dann ins Gymnasium, wo sie Schulsprecherin wurde.

Heute lebt Zahra mit ihren Eltern und ihren Geschwistern in einer Wohnung in Wien.

Sie studiert Jus und ist aktives Mitglied in einem Verein, der afghanische Schüler*innen und Student*innen unterstützt.

„Ich möchte erstmal mein Studium abschließen. Und dann möchte ich weiter groß träumen. Ich kann noch nicht sagen, was dieser große Traum ist. Aber ich finde es einfach wichtig, auch groß zu träumen, Ziele zu haben.“

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Züleyha als Kind

Züleyha D.

Züleyha D. wurde 1976 in der östlichen Türkei geboren. Da ihre Eltern seit einigen Jahren in Wien lebten, wuchs Züleyha zunächst bei ihren Großeltern auf. Ihr Vater war als Gastarbeiter nach Österreich gegangen, um Geld zu verdienen. Als Züleyha vier Jahre alt war, holten ihre Eltern sie und ihre Schwester zu sich nach Österreich.

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Beide – ihren Vater und ihre Mutter – hatte sie bis dahin nur von Fotos und Erzählungen ihrer Großeltern gekannt. Züleyha ging in Wien zur Schule und lernte zu ihrer eigenen Überraschung schnell Deutsch, obwohl sie anfangs kaum deutschsprachige FreundInnen hatte und ihre Eltern zu Hause Türkisch sprachen. Ab ihrem elften Lebensjahr fuhr sie mit ihrer Familie regelmäßig auf Urlaub in die Türkei.

Heute fühlt sich Züleyha weder in der Türkei noch in Österreich wirklich zu Hause. „Aber wenn man mich fragt, Türkei oder Österreich, (…) Österreich.“ Sie ist österreichische Staatsbürgerin und die meisten ihrer Freund*innen sind aus Österreich. Was sie aber stört, sind die Vorurteile mancher Österreicher*innen gegenüber bestimmten Einwanderergruppen: Türk*innen, Araber*innen und Osteuropäer*innen seien „Ausländer“, während man nicht auf die Idee käme, Leute aus Deutschland, Frankreich oder England so zu nennen.

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