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Sudan: UNICEF und UNHCR warnen vor Verschärfung der humanitären Krise

Pressemitteilungen

Sudan: UNICEF und UNHCR warnen vor Verschärfung der humanitären Krise

Gemeinsames Statement des stellvertretenden UNHCR-Hochkommissars für Einsätze Raouf Mazou und des stellvertretenden UNICEF-Exekutivdirektors Ted Chaiban
28 Oktober 2024

Die humanitäre Krise im Sudan spitzt sich weiter zu. Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. Aufgrund des Konflikts wurden mehr als elf Millionen Menschen vertrieben, sowohl innerhalb des Landes als auch über die Grenzen hinweg. Millionen weitere geraten in immer größere Not, insbesondere Kinder. Der Zugang zur Grundversorgung – beispielsweise zu sauberem Wasser, Gesundheitsversorgung und Unterkünften – ist stark eingeschränkt. Angesichts des Zusammenbruchs der lebenswichtigen Infrastruktur braucht es dringend mehr internationale Unterstützung, um dem überwältigenden Ausmaß der humanitären Bedarfe gerecht zu werden.

13 Millionen Menschen beroffen

Schätzungsweise 13 Millionen Menschen leiden unter akuter Ernährungsunsicherheit. Vierzehn Regionen des Landes stehen am Rande einer Hungersnot. Im Zamzam-Camp für Vertriebene in Nord-Darfur wurden bereits Bedingungen einer Hungersnot festgestellt. Allein in diesem Jahr werden voraussichtlich 3,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung leiden. Sie benötigen dringend lebensrettende Hilfe. Zahlreiche Kinder sind bereits vom Hunger geschwächt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein schwer akut mangelernährtes Kind stirbt, ist elfmal höher als bei einem gleichaltrigen, gesunden Kind im Sudan, wenn es keine Hilfe erhält.

Um humanitäre Hilfe leisten zu können, braucht es sicheren, ungehinderten Zugang zu Menschen in Not in allen Gebieten des Sudan. Die UN-Organisationen, die für die Bereitstellung von Hilfsgütern und technischer Unterstützung zuständig sind, müssen von den Behörden die Erlaubnis erhalten, in allen betroffenen Gemeinden dauerhaft Hilfe leisten zu können. Die Realität vor Ort ist nach wie vor mit logistischen und administrativen Hindernissen behaftet. Diese Zugangsbeschränkungen erschweren es den UN-Organisationen, lebensrettende Hilfsgüter sowie Schutzmaßnahmen für besonders vulnerable Gemeinden bereitzustellen und die Hilfsleistungen wirksam zu überwachen, damit sie die vorgesehenen Empfänger erreichen.

Während wir die Zusagen zur Kooperation begrüßen, einschließlich der Öffnung der tschadischen Grenze für humanitäre Hilfslieferungen, ist es wichtig, dass diese Zusagen in die Tat umgesetzt werden. Wir rufen dazu auf, die UN-Büros in Zalingei, Zentral-Darfur und in Kadugli, Süd-Kordofan, wieder zu eröffnen. Die Vereinfachung und Beschleunigung von Genehmigungen für Hilfslieferungen und Personal, einschließlich der Erleichterung des Zugangs über Konfliktlinien hinweg, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, da jede Verzögerung – z. B. bei der Lieferung von Nahrungsmitteln, Gesundheitsausrüstung, Zusatznahrung und anderen wichtigen Hilfsgütern – verheerende Folgen nach sich zieht. Humanitäre Partnerorganisationen müssen in der Lage sein, die effektive und effiziente Bereitstellung von Hilfsgütern und humanitärer Hilfe für Menschen in Not zu gewährleisten.

Binnenvertriebene und Flüchtlinge sind besonders vulnerabel

Der Sudan ist Schauplatz einer der größten Vertreibungskrisen der Welt. Die Lage der Binnenvertriebenen und Flüchtlinge ist besonders schwierig. Mehr als zehn Millionen Menschen wurden im Sudan vertrieben, viele davon mehrfach- dazu leben mehr als 800.000 Flüchtlinge innerhalb des Landes. Wie wir sowohl in Port Sudan als auch in Kassala gesehen haben, sind Menschen auf der Flucht besonders schutzbedürftig. Sie leben in provisorischen Notunterkünften, in denen es am Nötigsten fehlt und sind erhöhten Risiken ausgesetzt. Flüchtlinge benötigen anhaltende Unterstützung in Bezug auf Schutzmaßnahmen und Rechtsberatung. Die Vereinten Nationen sind entschlossen, mit der sudanesischen Regierung und anderen Akteuren zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass Menschen ohne weitere Verzögerung mit Hilfe erreicht werden können. Wir rufen zudem dazu auf, die grenzüberschreitende Hilfe zwischen dem Tschad und Sudan zu stärken, damit die Hilfe Menschen in Not erreichen kann.

Politische Lösungen für den Konflikt sind dringend nötig

Trotz dieser immensen Herausforderungen bekräftigen wir unsere Unterstützung für die Menschen im Sudan und all jene, die von dem Konflikt betroffen sind. UNHCR, UNICEF und unsere Partner arbeiten unermüdlich daran, die Grundversorgung der Menschen sicherzustellen – von Notunterkünften und Wasserversorgung bis hin zu Bildung, Gesundheitsversorgung und psychosozialer Unterstützung. Ohne andauernde internationale Unterstützung, die auch Aufmerksamkeit für eine politische Lösung des Konflikts und die Beseitigung bürokratischer und sicherheitsbedingter Hindernisse einschließt, wird sich die Lage jedoch weiter verschlechtern.

Mehr als alles andere, muss der Schutz der Zivilbevölkerung an erster Stelle stehen. Wir appellieren dringend an alle Konfliktparteien, das humanitäre Völkerrecht zu achten und dem Schutz der Zivilbevölkerung, die nach wie vor unvorstellbares Leid erleidet, Vorrang einzuräumen. Die Zivilbevölkerung – insbesondere Frauen und Kinder – erlebt schwere Verletzungen ihrer Rechte, darunter sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt, Ausbeutung und Angriffe auf ihre Sicherheit und Würde. Diese abscheulichen Handlungen, einschließlich des Einsatzes von sexualisierter Gewalt als Kriegswaffe, müssen sofort beendet werden. Humanitäre Hilfe allein kann diese Krise nicht lösen; wir müssen auch dafür sorgen, dass die am meisten gefährdeten Menschen vor weiterem Schaden bewahrt werden. Die Menschen im Sudan brauchen jetzt unsere gemeinsame Hilfe. Wir müssen mit der Dringlichkeit und in dem Ausmaß reagieren, die diese Krise erfordert.