UNHCR weitet Einsatz in Polen aus, um wachsenden Bedarf von Flüchtlingen aus der Ukraine zu decken
UNHCR weitet Einsatz in Polen aus, um wachsenden Bedarf von Flüchtlingen aus der Ukraine zu decken
Polen ist nach wie vor das Hauptzielland für Flüchtlinge aus der Ukraine. Seit Beginn des Krieges am 24. Februar sind mehr als 3,5 Millionen Menschen in das Land geflohen. Im Vergleich zu Anfang März, als täglich mehr als 100.000 Menschen ankamen, hat sich das Tempo der Ankünfte im Laufe des Monats Mai auf etwa 20.000 pro Tag reduziert. Wir haben auch mehr „Pendelbewegungen” beobachtet, bei denen Menschen aus verschiedenen Gründen über die Grenze in die Ukraine hin und her reisen, z. B. um ihre Familien zu besuchen, nach ihrem Eigentum zu schauen oder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Angesichts der großen Binnenvertreibung, der massiven Zerstörungen und der anhaltenden Feindseligkeiten in der Ukraine rechnet Polen jedoch weiterhin mit der Aufnahme einer beträchtlichen Zahl von Flüchtlingen.
Die neu ankommenden Flüchtlinge stammen häufig aus stark umkämpften Gebieten und haben sich teilweise wochenlang in Luftschutzkellern versteckt. Viele sind verzweifelt und voller Angst, da sie Familienangehörige zurücklassen mussten und nicht wissen, wohin sie gehen sollen. Viele verfügen auch über weniger wirtschaftliche Ressourcen und Kontakte als diejenigen, die früher geflohen sind.
Fragen zur Gesundheitsversorgung machen den Großteil der Anfragen an UNHCR aus. Weitere Fragen betreffen Themen wie Transport, finanzielle Unterstützung, psychosoziale Bedürfnisse, Unterkunft und Zugang zu sozialen Diensten, besonders auch für Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen.
Flüchtlinge aus der Ukraine erhalten in Polen einen legalen Aufenthalt, Zugang zu Beschäftigung, Bildung, Gesundheitsversorgung und anderen Sozialleistungen. Mehr als 1,1 Millionen haben sich bei den polnischen Behörden registriert und eine staatliche Identifikationsnummer (PESEL) erhalten. Mit dieser Nummer haben sie Zugang zu Unterstützungsleistungen. 94 Prozent der registrierten Personen sind Frauen und Kinder.
UNHCR unterstützt die von der Regierung geleiteten Hilfsmaßnahmen in unterschiedlichen Bereichen, wie z. B. durch Bargeldhilfe, Notversorgung und Unterbringung.
UNHCR hat sein Bargeldhilfeprogramm im März gestartet und bisher acht Bargeldzentren in den wichtigsten Aufnahmegebieten eingerichtet, darunter Warschau, Krakau, Poznan, Wroclaw, Ostroda, Gdynia and Gdansk.
Mehr als 100.000 Flüchtlinge aus der Ukraine haben bereits finanzielle Unterstützung von UNHCR erhalten, um ihre Grundbedürfnisse zu decken, z. B. die Miete zu bezahlen oder Lebensmittel und Medikamente zu kaufen. Bargeld wird für einen Zeitraum von drei Monaten zur Verfügung gestellt und dient als vorübergehendes Notsicherheitsnetz, bis die Betroffenen ihren Lebensunterhalt eigenständig bestreiten oder in die staatlichen Systeme aufgenommen werden können.
Fast 20 Prozent jener Flüchtlinge, die für Bargeldhilfe registriert sind, haben besondere Bedürfnisse. Hilfe erhalten z. B. schwere medizinische Fälle, ältere Menschen, alleinstehende Mütter ohne familiäre Unterstützung, gefährdete Frauen und Menschen mit Behinderungen. Die Hälfte der Kinder mit besonderen Bedürfnissen sind getrennt von ihrer Familie oder unbegleitet.
UNHCR hat außerdem gemeinsam mit UNICEF zwölf „Blue Dots“ in Polen eingerichtet. Dies sind Anlaufstellen, im speziellen für Kinder und besonders schutzbedürftige Flüchtlinge, in denen sie Schutz, Erstversorgung sowie Informationen erhalten.
UNHCR liefert auch weiterhin Hilfsgüter aus Polen in die Ukraine. Bis heute wurden 139 Hilfsgütertransporte von unserem Lager in Rzeszow aus in die Ukraine geschickt, um Vertriebenen und vom Konflikt betroffenen Menschen zu helfen.
Die polnische Bevölkerung und die Behörden haben Flüchtlinge aus der Ukraine außerordentlich großzügig aufgenommen. Damit dieses Engagement und die Solidarität weiterhin möglich sind, braucht es die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.
UNHCR ist bereit, die polnischen Behörden weiterhin dabei zu unterstützen, sicherzustellen, dass die Flüchtlinge ihre Bedürfnisse in Würde befriedigen können, Schutz erhalten und zu nachhaltigen Lösungen übergehen können.
Um die Maßnahmen der polnischen Regierung zu unterstützen, hat UNHCR die Entwicklung eines sogenannten Regional Refugee Response Plan (RRP) koordiniert, der in Polen 87 Partner umfasst und 740,6 Millionen US-Dollar zur Deckung des wichtigsten Bedarfs vorsieht. Bislang sind 25 Prozent des Bedarfs für Polen finanziert.