Syrische Flüchtlinge verwandeln alte Zelte in Kunstwerke
Syrische Flüchtlinge verwandeln alte Zelte in Kunstwerke
LONDON, Großbritannien – Jetzt, im Alter von 12 Jahren lebt Ibtihaj als Flüchtling in Jordanien. Insgesamt sind bereits 3,9 Millionen Menschen aus Syrien vor dem Bürgerkrieg geflohen.
Als Ibtihajvor kurzem UNHCR-Mitarbeitern stolz ihre Werke zeigte, die an den Wänden ihres Schlafzimmers hängen, wurde klar, dass sie ihre Erfahrungen und Erlebnisse stark geprägt hatten. „Das ist ein Sohn und seine Mutter, die zu Gott beten, damit er Syrien hilft“, sagte sie. „Und das ist ein Auge, das um sein Land weint.“
Nach einem Besuch der britischen Künstlerin Hannah Rose Thomas in Jordanien im letzten Jahr, könnte sich Ibtihajs Traum eines weltweiten Publikum nun erfüllen. Während ihrer Studienreise hörte die 23jährige Hannah viele Geschichten von Flüchtlingen. Sie entwickelte die Idee, alte UNHCR-Zelte wiederzuverwerten, um Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken. Die Ergebnisse waren so kraftvoll, das die Zelte nun auf der ganzen Welt ausgestellt werden.
„Das Ziel war es, diese Symbole für Verlust und Vertreibung in wunderschöne Kunstwerke zu verwandeln, um das Bewusstsein für die Not von Flüchtlingen zu erhöhen“, erzählt Hannah UNHCR in London. „Wir spielten mit der Idee von ‚Fragmenten‘, ‚Stücken‘ und ‚zerstörten Leben‘. Das Leben fällt auseinander, wenn man gewaltsam aus seiner Heimat vertrieben wird und sich anderswo ein neues Leben aufbauen muss.“
Die junge Ibtihaj und etwa 200 andere Flüchtlinge, darunter junge und alte sowie Männer und Frauen, waren daran beteiligt drei UNHCR-Zelte zu bemalen. Flüchtlinge wurden dazu angeregt, ihre Gefühle durch ihre Malereien auszudrücken, Gedichte zu schreiben oder eine andere Art des künstlerischen Ausdrucks zu finden.
Das häufigste Bild, das durch die Flüchtlinge verwendeten, war die Sehnsucht nach Heimat, nach einem Ende des Konflikts und einer Rückkehr nach Syrien. „Mein Vater ist ein Bauer“, schreibt der 13jährige Abdullah. „Ich kann es nicht erwarten, wieder mit ihm in den Feldern zu arbeiten, die Früchte in unserem Obstgarten zu ernten und einfach alles wieder zu so zu machen wie früher.“
Die drei Zelte wurden erstmals im letzten Jahr anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni in Amman, der Hauptstadt von Jordanien, ausgestellt. Die Ausstellung war ein so großer Erfolg, dass nun Vorbereitungen für eine weltweite Ausstellung anlaufen.
Eines der Zelte wurde bereits in Belgien ausgestellt und die beiden anderen im Rahmen der „Kraft des Lichts“- Initiative aufgestellt, einer Kooperation zwischen UNHCR und der IKEA-Foundation, deren Ziel es war, erneuerbare Energiequellen in Flüchtlingslager in Jordanien, dem Tschad, Bangladesch und Äthiopien zu bringen. Jetzt touren die Zelte durch England und werden dann zum Weltflüchtlingtag und anlässlich der Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag der UN in Genf ausgestellt.
Kunst hat sich als ein großartiges Mittel für das Verständnis und den Ausdruck von Erfahrungen bewährt. Viele Flüchtlinge empfinden den kreativen Prozess als reinigend und hilfreich um psychisch-sozialen Problemen entgegenwirken, die sich ansonsten vielleicht aus dem Trauma ihrer Flucht entwickelt hätten.
„Kunst hat einen befreienden Effekt“, sagt Hannah. „Freie und offene Räume sind wichtig für Kinder, die sich in ihren Traumata gefangen fühlen. Kunstprojekte bieten Flüchtlingen die seltene Möglichkeit, sich auszudrücken und die erlebten Qualen kollektiv aufzuarbeiten.“