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Syrische Unternehmerin findet ihren Platz in Berlin und versorgt eine hungrige Stadt

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Syrische Unternehmerin findet ihren Platz in Berlin und versorgt eine hungrige Stadt

9 März 2021
Salma Al Armarchi (Mitte), 53, mit Tochter Lana Zaim, 28, und Sohn Fadi Zaim, 32, in ihrer Küche in Berlin. © UNHCR/Gordon Welters

Berliner Unternehmen können von Salma Armarchis selbstgekochtem syrischen Essen nicht genug bekommen. Kochen war für Salma, 53, schon immer ein Hobby. Als syrische Flüchtlingsfrau in Berlin ist sie mit ihren Kochkünsten so gefragt, dass sie ihr Hobby zum Beruf gemacht hat und nun ihren Lebensunterhalt damit verdient. Ihre geheime Zutat? Leidenschaft.

„Wenn ich Essen zubereite, mache ich es mit Liebe“, sagt Salma lachend während einer Pause in ihrer Küche. „Wenn man mit Liebe kocht, schmecken die Menschen das.“

Salmas großer Durchbruch kam 2016, als sie gefragt wurde, ob sie freiwillige Helferinnen und Helfer der gemeinnützigen ReDI-Schule in Berlin verköstigen könne, an der ihr ältester Sohn Fadi einen kostenlosen Programmierkurs besuchte.

„Das war eine große Herausforderung, weil es für viele Lehrerinnen und Lehrer das erste Mal war, dass sie syrisches Essen probierten“, sagt Fadi, 32. „Alle waren begeistert. Sie dachten sofort, wir hätten bereits einen Catering-Dienst.“

„Wenn ich Essen zubereite, mache ich es mit Liebe.“

Salma hatte nie vor, Köchin oder Unternehmerin zu werden. Zuhause in Damaskus, in Syrien, hat sie leidenschaftlich gerne gekocht und traf sich regelmäßig mit Freunden, um ihr Essen mit Menschen zu teilen, die Schwierigkeiten hatten, über die Runden zu kommen.

Dann brach der Krieg in Syrien aus. 2012 entschloss sich Salma, mit ihrem jüngsten Sohn und ihrer Tochter zu fliehen. Mit einem Tourisitenvisum kamen sie nach Deutschland und beantragten Asyl. Ihr älterer Sohn Fadi folgte 2014 im Rahmen einer Familienzusammenführung.

Salmas Familie war in Sicherheit, aber der Neustart fiel schwer. Die deutsche Sprache zu lernen, war kein leichtes Unterfangen und in ihrem bisherigen Beruf hatte sie Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden.

Als 2015 viele weitere Syrer in Berlin ankamen, halfen Salma und Fadi als Freiwillge beim Übersetzen. Sie spendeten Kleidung und brachten anderen einfache Sätze auf Deutsch bei, die ihnen halfen, im Alltag zurechtzukommen.

Salma traf viele Menschen, denen es ähnlich wie ihr anfänglich schwerfiel, sich einzuleben.

„In meinem Alter ist es schwer, einen Job zu finden“, sagt sie. „Mein Ziel ist es deshalb, andere Menschen mittleren Alters in meiner Küche anzustellen.“

Als sich dann die große Chance ergab und Fadi sie bat, für das Picknick der ReDI-Schule zu kochen, beschloss Salma alle Register zu ziehen und ihre Kochkünste zu nutzen.

Sie lieh sich das Kochgeschirr von Freuden und spannte kurzerhand ihre beiden anderen erwachsenen Kinder und einen Neffen ein, um in ihrer Wohnung die Berge von Häppchen und traditionellen syrischen Speisen zuzubereiten.

Insgesamt drei Tage standen sie mit vollem Einsatz in der Küche, um das ganze Essen vorzubereiten.

„Der erste Schritt ist immer der schwierigste.“

Das Picknick war ein großer Erfolg. Salmas Essen war so professionell zubereitet und angerichtet, dass die Lehrerinnen und Lehrer, die alle in Berlins boomender Tech-Start-Up-Szene beschäftigt sind, wissen wollten, wer das Essen zubereitet hatte.

Kurze Zeit darauf wurde Fadi von einem Manager von Cisco angesprochen, der auf der Suche nach einem Catering für eine Konferenz war. Um sein Erstaunen über die Anfrage nicht offen zu zeigen, verschwand er im Badezimmer und rief sofort seine Mutter an. Salma nahm den Auftrag an und von dem Moment an war ihre Catering-Firma offiziell gegründet.

Innerhalb von zwei Tagen stellten Mutter und Sohn eine Speisekarte und eine Webseite auf die Beine und fanden einen Platz in einer provisorischen Küche. Auch auf einen Namen konnten sie sich schnell einigen: Jasmin Catering –  in Anlehnung an die weißen Blumen, die im Frühling überall in Damaskus blühen.

„Der erste Schritt ist immer der schwierigste“, sagt Salma. „Wenn man eine Idee hat, sollte man sie einfach verfolgen. Fang’ mit dem an, was du hast. Den Rest kannst du improvisieren.“

Als die Bestellungen anfingen, auf sie einzuprasseln, mieteten Fadi und Salma eine professionelle Küche an, die in unmittelbarer Nähe zu ihrer Wohnung im Süden der Stadt liegt.

Die nächsten Jahre waren ein großes Abenteuer: von Mittagessen für ganze Büros, zu auswärtigen Veranstaltungen und Konferenzen. Sie kochten für Facebook, McKinsey, die Partei Bündnis 90/ Die Grünen, Botschaften und sogar für das Büro von Kanzlerin Merkel.

Aber die größte Ehre für Fadi waren die Hochzeiten. Im letzten Jahr waren es vier, alle für deutsche Kunden.

Sein Erfolgsrezept: Er passt die orientalischen Gerichte an lokale Zutaten an und achtet auch immer darauf, dass die Speisen die vielen vegan lebenden Kunden in Berlin ansprechen.

„Wir freuen uns, den Menschen neue Speisen und Geschmacksrichtungen nahezubringen.“

Neben traditionellen Gerichten wie Heraa Esbaoo, einem Nudeleintopf mit Brot oder Linsen mit Kräutern, bietet Jasmin Catering auch alternative Versionen von traditionellen syrischen Gerichten an. Aus Hackfleischbällchen werden dann mal eben vegane Knödel.

„Wir bieten Alternativen an“, sagt Fadi. „Wir finden Wege, traditionelle Gerichte vegan oder vegetarisch zu machen, was sehr beliebt und gesund ist.“

Salma und Fadi hoffen, auf ihrem Erfolg aufbauen zu können und immer mehr Stammkunden zu gewinnen.

„In Europa wird sehr viel Wert auf die Küche gelegt“, sagt Fadi. „Und wir freuen uns, den Menschen neue Speisen und Geschmacksrichtungen nahebringen zu können. Die Menschen sind immer aufgeschlossener, probieren unser Essen und mögen es.“