Syrischer Flüchtling findet sicheren Hafen in Hamburg
Syrischer Flüchtling findet sicheren Hafen in Hamburg
Als Majed Al Wawi das erste Mal am Hamburger Containerterminal vorbeifuhr, war er fasziniert von den großen Schiffen und den hoch aufragenden Kränen.
Als dann ein Lehrer vorschlug, sich für ein Praktikum am Hafen zu bewerben, ergriff der syrische Flüchtling die Gelegenheit.
„Dieser erste Tag war erstaunlich“, sagte der 21-Jährige. „Ich war wirklich motiviert... Es war immer mein Traum, mit großen Maschinen zu arbeiten... Je größer die Maschine, desto mehr Spaß macht es, sie zu bedienen.“
Majed floh 2015, als er gerade 17 Jahre alt war, vor dem Krieg in Aleppo, Syrien, und ließ seine Eltern und fünf jüngere Geschwister zurück. Nach einer 28-tägigen Reise kam er an der deutschen Grenze an.
Jetzt lernt Majed als Auszubildender bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), die 2.000-Tonnen-Kräne am Burchardkai, dem größten und ältesten Containerterminal der Hafenstadt, zu reparieren.
„Ich war wirklich motiviert... Es war immer mein Traum, mit großen Maschinen zu arbeiten.“
Für Flüchtlinge wie Majed ist die Arbeitssuche oft ein entscheidender Schritt, wenn sie in den Aufnahmeländern ein neues Leben beginnen. Viele Wirtschaftsbereiche in Deutschland haben Chancen für Neuankömmlinge geschaffen und so gleichzeitig Lücken im Arbeitsmarkt geschlossen.
Bei seiner Ankunft in Hamburg bezog Majed ein Heim für unbegleitete Minderjährige. Innerhalb weniger Monate ging er wieder zur Schule zurück und begann, Deutsch zu lernen.
„Die Sprache zu lernen ist der Schlüssel zu einer Gesellschaft“, sagte Majed in fließendem Deutsch. „Wenn man die Sprache beherrscht, kann man im Leben weiterkommen.“
Majed absolvierte Praktika bei der HHLA und erhielt im vergangenen Sommer einen Platz im renommierten Berufsausbildungsprogramm des Hafens für Ingenieure.
Das Praktikum passte gut zu Majed. Seit seine Schule in Aleppo wegen des Krieges schloss als er 13 Jahre alt war, hatte Majed in der Baufirma seiner Familie in Aleppo gearbeitet. Aber die Arbeit war auch neu. In Syrien hatte er noch nie das Meer gesehen, geschweige denn einen Hafen.
Hamburg ist der drittgrößte Hafen Europas, und die HHLA betreibt drei der vier Containerterminals. Beim Terminalbetreiber absolviert Majed jetzt sein sechsmonatiges Praktikum als Mechatroniker, ein Fachgebiet, das Elektro-, Computer- und Maschinenbau kombiniert.
Er lernt, die Kräne zu reparieren, mit denen die Container von riesigen Frachtschiffen, die in der Elbe anlegen, gelöscht werden. Außerdem wartet er die automatisierten Schienenkrane, die Container aus dem Zwischenlager heben, um sie auf Züge und Lastwagen umzuladen.
„Es macht für uns keinen Unterschied, was der Hintergrund unserer Auszubildenden ist.“
Die HHLA bildet eine Handvoll weiterer Menschen aus, die aus ihren Heimatländern geflohen sind. Es gibt aber kein spezielles Programm für Flüchtlinge. Das hat einen Grund.
„Für uns ist es egal, welchen Hintergrund unsere Auszubildenden haben“, sagte Jan Wehlen, Leiter des Bereichs Aus- und Weiterbildung der HHLA.
Majed sagt, er fühle sich im Hafen zu Hause und verstehe sich gut mit seinen Kollegen.
„Alle Mitarbeiter sind so nett und freundlich zu mir“, sagte er. „Es macht sehr viel Spaß.“ Auch die Kollegen lobten die Arbeit von Majed.
In den nächsten drei Jahren müssen die Auszubildenden auch lernen, die Computersysteme zu programmieren, die das hochautomatisierte Terminal überwachen. Schließlich werden einige Kandidaten als feste Mitarbeiter eingestellt.
Für Majed würde damit ein Traum wahr werden. Und dennoch: Majeds Familie ist immer noch in Syrien. Wenn er an die Zukunft denkt, sagt er, es sei schwierig, sich nicht zerrissen zu fühlen.
„Wenn ich hier ein gutes Leben habe, werde ich bleiben“, sagte Majed. „Und Hamburg ist eine wirklich coole Stadt. Aber ich glaube, jeder sehnt sich nach dem Ort, an dem er aufgewachsen ist.“