"Bildung gibt mir eine Stimme. Das ist es, was mich antreibt."
"Bildung gibt mir eine Stimme. Das ist es, was mich antreibt."
Ghufran erinnert sich an den Tag, als sie in der Türkei angekommen ist. Als 14-jährige Jugendliche sah auf den ersten Blick alles anders und neu aus. Damals war ihr größter Wunsch, ihre Schulbildung fortführen zu können. „Herausforderungen gab es von Anfang an", erinnert sie sich. „Aber ich bin nicht so weit gekommen, um jetzt aufzugeben."
Ghufran wurde 1998 in Syrien geboren, ihre Familie stammt aus Idlib. Nachdem sie 2012 in die Türkei geflohen ist, wurde sie an einer Schule in der Nähe angemeldet. Aus einer Familie von Ingenieuren stammend, beschloss sie, denselben Weg wie ihr Vater und ihr Onkel einzuschlagen: „Ich wollte die erste weibliche Ingenieurin in meiner Familie werden. Das war meine Motivation."
Das DAFI-Programm bietet Flüchtlingen die Möglichkeit, in ihrem Aufnahmeland oder, im Falle einer Rückkehr, in ihrem Heimatland einen Bachelorabschluss zu absolvieren. Das Programm wird von UNHCR in den jeweiligen Ländern umgesetzt, oftmals in Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Bildungssektor, Mitarbeitenden der akademischen Einrichtungen sowie Mitarbeitenden des Bildungsministeriums und der deutschen Botschaft.
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation ihrer Familie in den ersten Jahren nach der Flucht ging Ghufran weiter zur Schule. Ihr Ziel war es immer an einer Universität zu studieren. Während der Vorbereitung für die Aufnahmeprüfungen an ihrer Schule in Hatay informierten ihre Lehrer sie über das DAFI-Stipendienprogramm. Sie dachte, dass dies eine großartige Chance sei und reichte ihre Bewerbung ein: „Nach einem Vorstellungsgespräch wurde ich an der Fakultät für Biomedizinische Technik der Tekirdağ Namık Kemal Universität angenommen. Außerdem wurde mir mitgeteilt, dass ich mich für ein DAFI-Stipendium qualifiziert habe. Das war ein unvergesslicher Moment."
Ghufran hatte einen guten Start ins Universitätsleben in Tekirdağ. Trotz der Entfernung zu ihrer Familie gefällt ihr die Stadt sehr gut. Da sie von Professorinnen und Professoren umgeben ist, die sie unterstützen, kann sie sich gut auf ihr Studium fokussieren. Dieses freundliche Umfeld hat zu ihrem akademischen Erfolg beigetragen und ihr geholfen, eine der besten Studentinnen in ihrem Fachbereich zu werden. „Wenn ich mich während der Prüfungsphasen gestresst fühle, erinnere ich mich daran, dass ich die erste weibliche Ingenieurin in meiner Familie sein werde", sagt sie. „Das gibt mir Kraft."
Das DAFI-Stipendium hat in Ghufrans Leben viel bewirkt. Im Zuge der jährlichen Fortbildungen des DAFI-Programms nimmt sie nicht nur an den verschiedenen Workshops teil, unter anderem zum Thema Karriereentwicklung, sondern knüpft auch Kontakte mit Kommilitonen, die ebenfalls ein DAFI-Stipendium erhalten haben. Ihren Lebensunterhalt kann sie selbst bestreiten und benötigt keine zusätzliche Unterstützung ihrer Familie. Dank des Stipendiums kann sie sogar an Sprachkursen teilnehmen und ihre Englischkenntnisse verbessern. Mit ihrem Plan sich für ein weiterführendes (Master-)Studium einzuschreiben, hält sie Englisch für unverzichtbar.
Das Stipendium eröffnet Flüchtlingen bessere Chancen auf eine Beschäftigung und hilft ihnen somit sich eine sichere Zukunft aufzubauen. Seit 1992 hat das Programm mehr als 21.500 jungen Flüchtlingen die Aufnahme eines Hochschulstudiums ermöglicht.
Ghufran ist auf dem besten Weg, ihre Pläne zu verwirklichen. Sie hofft, noch dieses Jahr ihr Studium abschließen zu können, nachdem sie bereits ihr Pflichtpraktikum absolviert hat. In der Hoffnung, die erste weibliche Ingenieurin der Familie zu werden, hat sie eine klare Vision: ein Leben lang lernen, Inspiration finden, vorwärtskommen. Das ist dank des DAFI-Programms und Deutschlands Unterstützung für Ghufran und Flüchtlinge weltweit möglich.