2015: Eine halbe Million Flüchtlingsankünfte in Griechenland
2015: Eine halbe Million Flüchtlingsankünfte in Griechenland
ATHEN, Griechenland – Die Zahl der ankommenden Flüchtlinge und Migranten in Griechenland erreicht eine halbe Million in diesem Jahr. UNHCR warnt vor weiterem Chaos und sieht die EU-Pläne in Gefahr, sollten die Aufnahmebedingungen nicht verbessert werden.
Die Anzahl der über das Mittelmeer ankommenden Flüchtlinge hat in Griechenland die Marke von einer halben Million Menschen überschritten. Mit der Ankunft von fast 8.000 Menschen auf den Ägäischen Inseln am Montag, stieg die Anzahl der Seeankünfte 2015 in Griechenland auf 502.500. Insgesamt haben in diesem Jahr mehr als 643.000 Menschen Europa über das Mittelmeer erreicht. Der Anstieg der ankommenden Flüchtlinge stellt die Aufnahmekapazitäten der griechischen Inseln vor große Herausforderungen. Viele der Flüchtlinge und Migranten möchten aus Angst vor Grenzschließungen schnellstmöglich weiterreisen. Am heutigen Dienstagmorgen befanden sich rund 27.500 Menschen auf den Inseln, die auf ihre Registrierung oder auf ihren Weitertransport auf das Festland warteten. Um die chaotische Situation vor Ort in den Griff zu bekommen, wurden am Sonntag zusätzliche Polizeikräfte hinzugezogen.
Es ist daher von größter Bedeutung, dass in Griechenland, wie auch in anderen Teilen Europas, adäquate Aufnahmebedingungen geschaffen werden. Ohne dieses zentrale Element ist ein Umverteilungsprogramm, wie von der EU im September vereinbart, in ernsthafter Gefahr zu scheitern.
Nach den chaotischen und tragischen Szenen entlang der Balkanroute in den letzten Tagen, sind die Grenzen nun wieder geöffnet. An der serbisch-kroatischen Grenze warteten 3.000 Menschen von Sonntag bis zum späten Montagnachmittag ohne Schutz und mit minimaler Unterstützung im Regen. Mitarbeiter des UNHCR sowie anderer Organisationen unterstützten die Menschen so weit wie möglich und konnten Nahrung, Wasser und Decken bereitstellen. Dennoch wurden von vielen Menschen berichtet, darunter Ältere, Schwangere und behinderte Menschen, die stark durchnässt waren und an Unterkühlung litten. Ähnliches wurde auch von der kroatisch-slowenischen Grenze berichtet.
Während die Bedingungen weiterhin schwierig sind, setzen viele Flüchtlinge ihren Weg fort. Gestern erreichten 4.300 Menschen aus Slowenien die österreichische Grenze. Derweil schlafen in Deutschland und Österreich tausende Migranten und Flüchtlinge, aus Mangel an festen Unterbringungsmöglichkeiten, in Zelten und Notunterkünften.
Bestürzung über die jüngste Welle an Todesfällen
UNHCR ist bestürzt über die jüngste Welle an Todesfällen bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland. 19 Menschen sind allein in den letzten neun Tagen bei fünf Bootsunglücken gestorben. Fast die Hälfte von Ihnen kam am vergangenen Wochenende ums Leben, darunter auch Säuglinge und Kinder. Flüchtlinge berichteten UNHCR am Wochenende, dass Schmuggler für Überfahrten bei schlechtem Wetter niedrigere Preise nähmen und mehr Menschen in den Booten transportierten.
Mindestens 123 Menschen sind dieses Jahr im griechischen Seegebiet bereits gestorben oder gelten als vermisst. Insgesamt 3.135 Menschen haben in diesem Jahr beim Versuch das Mittelmeer zu überqueren ihr Leben verloren. UNHCR geht davon aus, dass diese Zahlen weiter steigen werden, weil viele Menschen die Reise vor dem Wintereintritt und aus Angst vor Grenzschließungen antreten werden. In diesem Zusammenhang fordert UNHCR, dass Such- und Rettungsmaßnahmen ausgeweitet werden.
Um die aktuelle Situation in Europa anzugehen und irreguläre Migration zu reduzieren, sind verschiedene Stabilisierungsmaßnahmen in den Erstzufluchtsländern und EU-Staaten notwendig. Diese Maßnahmen beinhalten zum einen die umfassende Unterstützung der Länder, aus denen die große Mehrheit der Flüchtlinge kommt: Syrien, dem Irak und Afghanistan. Dazu gehören Informationskampagnen, um über die Gefahren der Überfahrt und den legalen Möglichkeiten nach Europa zu gelangen, aufzuklären. Zum anderen müssen in von Sekundärmigration betroffenen Staaten entschlossene Anstrengungen unternommen werden, um Aufnahme- und Registrierungskapazitäten aufzubauen, die ein Umverteilungsprogramm möglich machen.