Nigeria: UNHCR fordert Rückführungsstopp aus dem Niger
Nigeria: UNHCR fordert Rückführungsstopp aus dem Niger
Niamey/N'djamena - UNHCR ist sehr besorgt über die Rückführung hunderter Flüchtlinge aus dem Niger nach Nigeria, die in einer gemeinsamen Aktion durch den Gouverneur des nigerianischen Borno-Bundesstaates und der nigrischen Behörden organisiert wurde. Nach Berichten, die UNHCR erreichten, wurden die Flüchtlinge in neun Bussen nach Maiduguri gebracht, der Hauptstadt des Bundestaates Borno in Nigeria.
Elf weitere Busse stehen in der Stadt Gagamari, in der Region Diffa im Niger bereit und warten darauf weitere Flüchtlinge nach Nigeria zurückzubringen. Angesichts der angespannten Sicherheitslage in Borno und der kürzlichen Angriffe durch Aufständische ist UNHCR über die Art dieser Rückführaktion besorgt und hat die Behörden aufgefordert diese Praxis zu stoppen bis es wirksame Sicherheitsmaßnahmen und eine rechtliche Grundlage zwischen Nigeria, dem Niger und UNHCR gibt.
Flüchtlinge berichten von extremer Gewalt
Flüchtlinge, die vor dem brutalen Konflikt im Nordosten Nigerias in den Tschad oder den Niger fliehen berichten von entsetzlichen Gräueltaten und Zerstörung. UNHCR-Teams wurden extreme Gewaltexzesse geschildert, die Flüchtlinge während des Angriffes auf die Stadt Baga selbst erlebt haben, oder bei denen sie Augenzeuge waren. Eine Frau, die mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern aus Baga floh, sagte sie hätte gesehen, wie die Angreifer Frauen und Kinder mit ihren Autos überfuhren, Menschen erschossen und auf offener Straße ihre Kehlen durchschnitten. Sie schätzt, dass hunderte Menschen in Baga getötet wurden. Der verängstigten Familie gelang die nächtliche Flucht bevor sie über Maiduguri in den Niger flohen.
Seit den Angriffen auf Baga am 3. und 7. Januar 2015 sind etwa 13.000 Flüchtlinge im Westen des Tschads angekommen. UNHCR und die staaliche Commission Nationale d’Accueil et de Réinsertion des Réfugiés et des Rapatriés (CNARR) haben bisher rund 6.000 Flüchtlinge registriert. Dutzende Flüchtlinge kommen jeden Tag hinzu, viele von ihnen setzen mit dem Kanu über den Tschadsee und fahren in die Gegend von Ngouboua und Bagasola, etwa 450 Kilometer nordwestlich der tschadischen Haupstadt N’djamena. Die letzte Fluchtbewegung eingerechnet sind seit Mai 2013 etwa 16.000 Flüchtlinge aus Nigeria im Tschad angekommen. UNHCR ist besorgt über die Tatsache, dass viele Flüchtlinge aus Baga und Umgebung den Weg über den See wählen, was darauf hindeutet, dass der Landweg durch bewaffnete Gruppen blockiert ist.
UNHCR-Mitarbeiter haben 104 unbegleitete Kinder identifiziert, die auf der Flucht aus Baga von ihren Familien getrennt wurden. Sie wurden in Pflegefamilien untergebracht und warten darauf mit ihren Eltern wiedervereint zu werden.
Neue Unterkünfte errichtet
UNHCR hat derweil rund 2.000 Flüchtlinge, die auf den Inseln Koulfoua und Kangalam im Tschadsee gestrandet waren, in die neueröffneten Unterkünfte in Dar Es Salam nahe Bagasola gebracht. Momentan sind dort 1.600 Flüchtlinge untergekommen. Das Camp befindet sich 70 Kilometer von der nigerianischen Grenze entfernt und hat Kapazität für 15.000 Menschen.
Wegen der Attacken in Baga sind zudem 572 Menschen in die nigrische Region Diffa geflohen, manche von ihnen sind über den Tschad in den Niger gekommen.
Seitdem im Mai 2013 in Nigeria der Notstand für die nordöstlichen Bundesstaaten Adamawa, Borno und Yobe ausgerufen wurde, sind geschätzte 153.000 Menschen in die Nachbarländer geflohen. UNHCR hat bisher über 37.000 nigerianische Flüchtlinge in Kamerun registriert, 16.000 Menschen sind im Tschad angekommen und die Behörden im Niger schätzen, dass mehr als 100.000 Menschen, sowohl Flüchtlinge aus Nigeria also auch nigrische Staatsangehörige aus dem kriegsgeschundenen Nordosten Nigerias geflohen sind. Seit Beginn des Jahres mussten allein 19.000 Menschen fliehen.