Eisige Temperaturen gefährden Flüchtlinge und Migranten
Eisige Temperaturen gefährden Flüchtlinge und Migranten
GENF, Schweiz - UNHCR appelliert an alle staatlichen Behörden, lebensrettende Maßnahmen zu setzen und ruft dazu auf, Flüchtlinge und Migranten verstärkt zu schützen und zu unterstützen. In den letzten Tagen brachte UNHCR Hunderte Menschen auf den griechischen Inseln Lesbos und Chios in bessere Unterkünfte. Allerdings ist die Situation von rund 1.000 Menschen, darunter Familien mit kleinen Kindern, die weiterhin in unbeheizten Zelten und Schlafsälen auf Samos leben, fortwährend besorgniserregend.
UNHCR versorgt die Menschen auf dem Festland sowie auf den Inseln mit Hilfsgütern, die sie vor der Kälte schützen. Insgesamt wurden rund 360.000 Artikel wie Wärmedecken, Schlafsäcke sowie Winterstiefel und –kleidung bisher verteilt. Die humanitäre Hilfe wird mit Partnerorganisationen durchgeführt und vom Ministerium für Migrationspolitik koordiniert. UNHCR ruft erneut dazu auf, die Asylverfahren auf den Inseln zu beschleunigen, um schnellere Transfers zum Festland, wo bessere Unterkünfte verfügbar sind, zu ermöglichen.
In Serbien sind nun über 82 Porzent der 7.300 Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten in staatlichen beheizten Unterkünften untergebracht worden. Allerdings ist die Situation von rund 1.200 Männern, darunter etwa 300 unbegleitete oder von der Familie getrennten Jungen, die immer noch in inadäquaten und informellen Unterkünften im Stadtzentrum von Belgrad ausharren, besorgniserregend. In den vergangenen Wochen hat UNHCR knapp 1.200 Personen in staatliche Unterkünfte verlegt, einschließlich 190 in den letzten paar Tagen. Als lebensrettende Maßnahme stellt UNHCR weiterhin Heizgeräte, Decken und Winterkleidung für die Bewohner der informellen Unterkünfte, die noch nicht eingewilligt haben in die staatlichen Notunterkünfte zu ziehen, zur Verfügung. UNHCR ruft die zuständigen Behörden dringend dazu auf, ihre Bemühungen zum Ausbau von Notunterkünften, unter besonderer Berücksichtigung der spezifischen Bedürfnisse von unbegleiteten Kindern, fortzusetzen.
Darüber hinaus ist UNHCR äußerst besorgt über Berichte über mittlerweile fünf Flüchtlinge und Migranten, die beim Versuch nach Europa einzureisen oder innerhalb Europas weiterzuziehen, aufgrund der eisigen Temperaturen ihr Leben verloren haben.
Am 6. Januar wurden die Leichen von zwei irakischen Männern im südöstlichen Teil Bulgariens gefunden, nachdem sie aus der Türkei eingereist waren. Sie sind vermutlich an den Folgen der Kälte und Erschöpfung verstorben. Anfang Januar wurde in der gleichen Region die Leiche einer jungen somalischen Frau von den Behörden entdeckt. Zwei somalische Jugendliche, die mit ihr reisten, wurden mit Frostbeulen ins Krankenhaus gebracht, nachdem sie fünf Tage in extremer Kälte im Wald ausgeharrt hatten. Die bulgarischen Behörden haben Patrouillen in diesem Gebiet verstärkt, um Todesopfer aufgrund des Wetters zu verhindern.
An der griechisch-türkischen Festlandgrenze ist am 3. Januar ein 20-jähriger afghanischer Mann an Unterkühlung gestorben, nachdem er bei Minusgraden den Fluss Evros überquert hatte.
UNHCR appelliert erneuert an europäische Staaten, sicherere Zugangswege für schutzbedürftigen Menschen zu gewähren, wie etwa durch Resettlement, Familienzusammenführung und andere Aufnahmeprogramme, um eine tragfähige Alternative zu irregulärer Migration und Schlepperei zu schaffen.
Angesichts der harten Winterbedingungen ist UNHCR sehr besorgt über Berichte, dass die Behörden in den Ländern entlang des westlichen Balkans weiterhin Flüchtlinge und Migranten aus ihrem Gebiet in die Nachbarländer zurückbringen. In mehreren Fällen haben Flüchtlinge und Migranten berichtet, dass die Polizei mit Gewalt vorgegangen ist. Viele berichteten zudem, dass ihre Handys beschlagnahmt oder zerstört wurden, um sie davon abzuhalten Hilfe zu rufen, wenn sie gestrandet sind. Einige berichteten sogar, dass ihre Kleidungsstücke konfisziert wurden, um sie so zusätzlich den eisigen Wintertempertaturen auszusetzen.
Diese Praktiken sind inakzeptabel und müssen gestoppt werden, da sie das Leben von Flüchtlingen und Migranten aufs Spiel setzen und ihre grundlegenden Rechte verletzen. Für diejenigen Flüchtlinge und Migranten, die nicht bereit sind, Asyl beantragen, müssen die zuständigen Staaten die Möglichkeit einer sicheren und würdevollen Rückkehr anbieten.
UNHCR ist außerdem zutiefst besorgt über Missbrauchsberichte durch kriminelle Banden, die von Drohungen über Entführungen, Erpressung bis zu körperlichem Missbrauch reichen. UNHCR fordert die europäischen Staaten dazu auf, ihre Anstrengungen zur Bekämpfung dieser kriminellen Netzwerke zu intensivieren und die Sicherheit von Flüchtlingen und Migranten zu gewährleisten.