IPC stellt paralympisches Flüchtlingsteam für Paris 2024 vor
IPC stellt paralympisches Flüchtlingsteam für Paris 2024 vor
Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat jene acht Athlet*innen bekannt gegeben, die mehr als 120 Millionen gewaltsam vertriebene Menschen weltweit repräsentieren werden. Die Athlet*innen sind in sechs verschiedenen Ländern beheimatet und werden in sechs Sportarten antreten: Para-Leichtathletik, Para-Powerlifting, Para-Tischtennis, Para-Taekwondo, Para-Triathlon und Rollstuhlfechten.
IPC-Präsident Parsons lobt Willenskraft der RPT-Athlet*innen
Andrew Parsons, Präsident des IPC, sagte: „Alle Paralympionik*innen können Geschichten voll unglaublicher Widerstandsfähigkeit erzählen. Aber die Geschichten dieser Athlet*innen und ihrer Lebenswege als Flüchtlinge, die Krieg und Verfolgung überlebt haben, um bei den Paralympischen Spielen anzutreten, sind wirklich besonders inspirierend.“
„Leider gibt es weltweit mehr als 120 Millionen Menschen, die gewaltsam vertrieben wurden. Viele leben unter katastrophalen Bedingungen. Diese Athlet*innen haben unglaubliche Willenskraft bewiesen, um nach Paris 2024 zu kommen und allen Flüchtlingen auf der Welt Hoffnung zu geben. Das Refugee Paralympic Team beleuchtet die transformative Wirkung des Sports".
UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi dankt IPC
UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi sagte: „Bei den dritten Paralympics in Folge wird ein Team von entschlossenen, inspirierenden Flüchtlingssportler*innen der Welt zeigen, was sie erreichen können, wenn man ihnen die Chance dazu gibt. Flüchtlinge sind sehr erfolgreich, wenn sie die Möglichkeit haben, ihre Fähigkeiten und Talente im Sport und in vielen anderen Bereichen des Lebens einzusetzen, zu entwickeln und zu präsentieren.“
„Wir von UNHCR sind dem IPC als Schlüsselpartner in unserer wachsenden internationalen Partnerschaft, um Flüchtlingen Sport zu ermöglichen, sehr dankbar. Sport ist entscheidend für das geistige und körperliche Wohlbefinden von Geflüchteten, sowie für ihre Eingliederung und Integration in die Gemeinschaften, die sie aufnehmen."
Die acht Athlet*innen der paralympischen Flüchtlingsmannschaft:
Zakia Khudadadi (Para-Taekwondo)
Zakia Khudadadi sorgte für Schlagzeilen, als sie in Tokio 2020 nur wenige Tage nach ihrer dramatischen Flucht aus ihrem Heimatland antrat. Sie lebt jetzt in Paris, Frankreich. Khudadadi gewann die Taekwondo-Europameisterschaft 2023 in der Kategorie bis 47 kg und widmete ihren Sieg den Frauen in ihrem Heimatland.
Guillaume Junior Atangana (Para-Leichtathletik)
Der sehbehinderte Sprinter wird an der Seite seines Guide-Läufers Donard Ndim Nyamjua antreten, der ebenfalls aus seinem Heimatland flüchten musste. Atangana verpasste bei den Paralympischen Spielen 2020 in Tokio als Vierter über 400 m T11 nur knapp eine Medaille. Am Grand Prix Para Athletics in Nottwil 2024 im Juni wurde er, mit Unterstützung des RPT, Erster über 400 m und Zweiter im 100-m-Finale. Atangana wollte ursprünglich ein erfolgreicher Fußballer werden, wandte sich aber der Leichtathletik zu, als er sein Sehvermögen verlor. Er lebt heute im Vereinigten Königreich und wird in Paris an den T11-Läufen über 100 m und 400 m teilnehmen.
Ibrahim Al Hussein (Para-Triathlon)
Al Hussein wird bei den Paralympischen Spielen 2024 in Paris zum dritten Mal in Folge für das Refugee Paralympic Team antreten. Nachdem er zuvor im Para-Schwimmen antrat, wird er in Paris im Para-Triathlon an den Start gehen. Er verlor sein Bein bei einer Explosion, als er versuchte, einen Freund zu retten. Al Hussein war bei der Eröffnungsfeier in Rio 2016 der Fahnenträger des paralympischen Flüchtlingsteams.
Salman Abbariki (Para-Leichtathletik)
Paris 2024 werden Abbarikis zweite Paralympische Spiele sein, nachdem er 2012 in London im Kugelstoßen angetreten war. Bei den Para-Asienspielen 2010 gewann er Gold und stellte einen neuen asiatischen Rekord auf.
Hadi Darvish (Para-Powerlifting)
Darvishs paralympischer Traum begann, nachdem er die Paralympischen Spiele 2012 in London im Fernsehen gesehen hatte. Nach seiner Ankunft in Deutschland verbrachte er zwei Jahre in einem Flüchtlingslager. Ohne Bankkonto hatte er anfangs Schwierigkeiten, einen Sportverein zu finden, der ihm das Training ermöglichte. Aber er blieb hartnäckig, um seine paralympischen Ambitionen zu verwirklichen. Mit Unterstützung des RPT gewann er bei der Weltmeisterschaft in Tiflis 2024 im Juni eine Bronzemedaille in der Klasse bis 80 kg.
Sayed Amir Hossein Pour (Para-Tischtennis)
Pour hat seit seiner Ankunft in Deutschland in verschiedenen Flüchtlingslagern gelebt, weit weg von seiner Familie. Er gewann zwei Goldmedaillen bei den Asian Youth Para Games 2021 in Bahrain.
Amelio Castro Grueso (Rollstuhlfechten)
Nach dem Tod seiner Mutter, als er erst 16 Jahre alt war, erlebte Grueso vier Jahre später eine weitere Tragödie, als er bei einem Verkehrsunfall den Gebrauch seiner Beine verlor. Als er sich im Krankenhaus erholte, schwor er sich, ein Buch zu schreiben, um seine Geschichte zu erzählen - aber er realisierte, dass mehr Menschen es lesen würden, wenn er ein erfolgreicher Sportler wäre. Grueso lebt in Italien und wird von RPT unterstützt. Im Mai reiste er zu den amerikanischen Rollstuhlfechtmeisterschaften 2024 in Brasilien und gewann Bronze in der Degenkategorie B der Männer, eine seiner bisher größten sportlichen Leistungen.
Hadi Hassanzada (Para-Taekwondo)
Hassanzada wurde auf der Suche nach einem friedlichen Land, in dem er leben kann, mehrfach vertrieben und war unzähligen Gefahren ausgesetzt, bevor er schließlich in Österreich Zuflucht fand. Sein Leben sei voller Herausforderungen gewesen, sagt er, darunter der Verlust seiner rechten Hand, aber der Sport habe ihm gezeigt, wie man Rückschläge in Chancen verwandelt.
Nyasha Mharakurwa, Chef de Mission, selbst ehemaliger Paralympionike
Das Refugee Paralympic Team wird von Chef de Mission Nyasha Mharakurwa geleitet, der Simbabwe bei den Paralympischen Spielen 2012 in London im Rollstuhltennis vertrat. In den letzten fünf Jahren arbeitete er als Mitarbeiter des IPC direkt mit den Mitgliedern, einschließlich der internationalen Verbände, zusammen. Die Ernennung zum Chef de Mission für das RPT bezeichnete er als eine „Ehre“.
„Das Refugee Paralympic Team ist ein Vorbild für uns alle. Unabhängig von den schwierigen Umständen haben diese Athlet*innen einen Weg gefunden, sich auf höchstem Niveau im paralympischen Sport zu messen. Mit diesen acht Athlet*innen und einem Guide-Läufer haben wir das stärkste und am besten vorbereitete paralympische Flüchtlingsteam jemals. Sie vertreten nicht nur die gewaltsam vertriebenen Menschen weltweit, sondern auch die 1,2 Milliarden Menschen mit Behinderungen", sagte Mharakurwa.
RPT als Erste bei Eröffnungsfeier in Paris
Das paralympische Flüchtlingsteam wird unter der Flagge des IPC antreten und als erstes Team bei der Eröffnungsfeier am 28. August auf den Champs-Elysees und dem Place de la Concorde einmarschieren.
Das IPC wählt die Mitglieder der Mannschaft in Absprache mit den internationalen Verbänden auf der Grundlage mehrerer Kriterien aus, darunter die sportliche Leistung. Auch der Flüchtlingsstatus der Athlet*innen, der von ihrem Gastland festgelegt wird, muss vom UNHCR überprüft werden.
Das Refugee Paralympic Team hatte zwei Athlet*innen in Rio 2016 und sechs in Tokio 2020.
Das Paris 2024 Refugee Paralympic Team wird von dem weltweiten paralympischen Partner Airbnb, Asics, UNHCR, dem französischen Ministerium für Sport, Olympische und Paralympische Spiele, dem Organisationskomitee Paris 2024 und dem CREPS Reims unterstützt.
Das IPC möchte ihnen allen für ihre Unterstützung des Teams danken.
Mitteilung im Namen des Internationalen Paralympischen Komitees