Close sites icon close
Search form

Nach einer Länderseite suchen.

Länderprofil

Länderseiten

Angela Merkel erhält Nansen-Flüchtlingspreis von UNHCR

Pressemitteilungen

Angela Merkel erhält Nansen-Flüchtlingspreis von UNHCR

4 Oktober 2022
Dr. Angela Merkel, ehemalige deutsche Bundeskanzlerin, arbeitet 2011 in ihrem Büro im Bundeskanzleramt in Berlin. © UNHCR/Steffen Kugler

Die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel soll mit dem diesjährigen Nansen-Flüchtlingspreis von UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, geehrt werden. Das teilte UNHCR am Dienstag in Genf mit. Unter der Führung der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel habe Deutschland auf dem Höhepunkt der Syrienkrise in den Jahren 2015 und 2016 mehr als 1,2 Millionen Flüchtlinge und Asylsuchende aufgenommen, die von Gewalt und Verfolgung bedroht waren, hieß es zur Begründung.

Der nach dem norwegischen Entdecker, Wissenschaftler, Diplomaten und Humanisten Fridtjof Nansen benannte Preis wird seit 1954 jedes Jahr von UNHCR an eine Person, eine Gruppe oder eine Organisation verliehen, die sich in herausragender Weise für den Schutz von Flüchtlingen, Binnenvertriebenen oder Staatenlosen eingesetzt hat.

Filippo Grandi, der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, lobte die Entschlossenheit der damaligen Bundeskanzlerin, sich für den Flüchtlingsschutz, für Menschenrechte, humanitäre Grundsätze und das Völkerrecht einzusetzen. „Indem sie sich für den Schutz und die Möglichkeit des Neuanfanges einer so großen Zahl von Flüchtlingen engagierte, bewies Angela Merkel großen moralischen und politischen Mut", sagte Grandi.

„Sie war eine echte Führungspersönlichkeit, die an unsere gemeinsame Menschlichkeit appellierte und sich entschieden gegen diejenigen stellte, die Angst und Diskriminierung beschworen. Sie hat gezeigt, was erreicht werden kann, wenn Politiker den richtigen Weg einschlagen und sich um Lösungen für die Herausforderungen der Welt bemühen, statt Verantwortung auf andere abzuwälzen."

Damals hatte Kanzlerin Merkel gesagt: „Das war eine Lage, die unsere europäischen Werte wie selten zuvor auf den Prüfstand gestellt hat. Ich sage: Dies war nicht mehr und nicht weniger als ein humanitärer Imperativ." Sie rief ihre Mitbürger auf, spaltenden Nationalismus abzulehnen und stattdessen „selbstbewusst und frei, mitmenschlich und weltoffen“ zu sein.

Der Auswahlausschuss des Nansen-Preises würdigte die „Führungsqualitäten, den Mut und das Mitgefühl der damaligen Bundeskanzlerin zum Schutz von Hunderttausenden verzweifelten Menschen" sowie Angela Merkels Bemühungen, „tragfähige langfristige Lösungen" für Flüchtlinge zu finden.

Die damalige Bundeskanzlerin war auch eine treibende Kraft hinter Deutschlands kollektiven Bemühungen, Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen durch Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsmarktprogrammen bei der Integration in die Gesellschaft zu helfen. Sie war zudem an der Ausweitung des deutschen Resettlement-Programms beteiligt, das Zehntausenden von besonders vulnerablen Flüchtlingen Schutz bietet.

Angela Merkel trug auch maßgeblich dazu bei, dass Deutschlands Rolle als substanzieller, verlässlicher und aktiver humanitärer Partner für die Unterstützung von Flüchtlingen und ihren Aufnahmeländern und -gemeinschaften in aller Welt weiter gestärkt wurde. Sowohl ihre Politik als auch ihre öffentlichen Äußerungen wirkten sich positiv auf die globalen Bemühungen um eine Stärkung des Flüchtlingsschutzes und der internationalen Verantwortungsteilung aus.

Das UNHCR-Auswahlkomitee für den Nansen-Flüchtlingspreis hat außerdem vier regionale Preisträger für das Jahr 2022 ausgezeichnet:

  • in Afrika hat die Mbera Fire Brigade, eine Freiwilligengruppe zur Brandbekämpfung in Mauretanien, mehr als 100 Buschbrände gelöscht und Tausende von Bäumen gepflanzt, um Leben, Lebensgrundlagen und die lokale Umwelt zu schützen;
  • in Amerika setzt sich Vicenta González seit fast 50 Jahren für Vertriebene und andere gefährdete Menschen ein und hat unter anderem eine Kakao-Kooperative in Costa Rica gegründet, um Flüchtlinge und Frauen aus dem Land selbst, darunter auch Opfer häuslicher Gewalt, zu unterstützen;
  • in Asien unterstützt Meikswe Myanmar, eine humanitäre Organisation, bedürftige Gemeinden, darunter auch Binnenvertriebene, mit Hilfsgütern, medizinischer Versorgung, Bildung und Möglichkeiten zur Existenzsicherung;
  • im Nahen Osten leistet Dr. Nagham Hasan, eine irakische Gynäkologin, medizinische und psychosoziale Hilfe für jesidische Mädchen und Frauen, die Verfolgung, Versklavung und geschlechtsspezifische Gewalt durch extremistische Gruppen im Nordirak erlebt haben.

Der Preis wird der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin und den regionalen Preisträgern am 10. Oktober in Genf im Rahmen einer Zeremonie überreicht.

Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Vertriebenen weltweit zum ersten Mal die Grenze von 100 Millionen überschritten hat, sagte Grandi, dass die Öffentlichkeit unbedingt ihr Mitgefühl für die Menschen bewahren müsse, die aus ihrer Heimat fliehen mussten - und dass die Länder weiterhin die alte Tradition des Asyls aufrechterhalten sollten, wie es die meisten Länder getan haben, darunter langjährige und großzügige Gastgeber wie die Türkei, Pakistan, Uganda und andere.

In diesem Jahr ist es hundert Jahre her, dass Fridtjof Nansen - der erste Hohe Kommissar für Flüchtlinge - 1922 den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um die Rückführung von Kriegsgefangenen und den Schutz von Millionen von Flüchtlingen erhielt. Sie waren durch Konflikte, Revolutionen und den Zusammenbruch des Romanow-Reiches, des Osmanischen Reiches und des Österreich-Ungarischen Reiches vertrieben worden.

Es ist auch 100 Jahre her, dass der Nansen-Pass eingeführt wurde. Das war ein Ausweis für Flüchtlinge, von denen viele staatenlos waren, und der es seinen Inhabern ermöglichte, auf der Suche nach Arbeit die Grenzen zu überschreiten.

Hinweise:

  • Der 1954 ins Leben gerufene UNHCR Nansen Flüchtlingspreis würdigt das Vermächtnis von Fridtjof Nansen, einem norwegischen Wissenschaftler, Entdecker und ersten Hochkommissar für Flüchtlinge des Völkerbundes. Nansen wurde 1921 in diese Funktion berufen und widmete sich sofort der Suche nach Lösungen für russische und armenische Flüchtlinge sowie für Flüchtlinge aus Griechenland und der Türkei, die durch den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches und den türkischen Unabhängigkeitskrieg vertrieben wurden.
  • Millionen von Flüchtlinge, die durch den Ersten Weltkrieg und den Zusammenbruch dreier großer Imperien vertrieben wurden, waren ebenfalls staatenlos, da die europäische Landkarte grundlegend neu gezeichnet wurde und die Herkunftsländer einiger Flüchtlinge nicht mehr existierten. Eine von Nansens Lösungen war ein neues Dokument, das sowohl als Ausweis als auch als Reiseerlaubnis diente und es den Inhabern ermöglichte, in Drittländern jenseits der Grenzen des Staates, der sie aufgenommen hatte, Arbeit zu suchen. Rund 450.000 russische und armenische Flüchtlinge erhielten diese "Nansen-Pässe".
  • Zu Nansens weiteren humanitären Einsätzen in dieser Zeit gehörten die Rückführung von Hunderttausenden von Kriegsgefangenen und eine Hilfsaktion für die russischen Hungeropfer.
  • Vor 100 Jahren, im Jahr 1922, wurde Nansen der Friedensnobelpreis verliehen; in diesem Jahr jährt sich auch die Einführung des Nansen-Passes, der 1942 eingestellt wurde. Der Nansen-Flüchtlingspreis von UNHCR wurde 1954 ins Leben gerufen. Die erste Preisträgerin war Eleanor Roosevelt, die erste Vorsitzende der UN-Menschenrechtskommission und First Lady der Vereinigten Staaten an der Seite von Präsident Franklin D. Roosevelt (1933 bis 1945).
  • Zu den prominenten Preisträgern gehören US-Senator Edward Kennedy, der Opernsänger Luciano Pavarotti, die Philanthropin Graça Machel, die Organisation Ärzte ohne Grenzen und das Volk von Kanada. Im Jahr 1992 war es der deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker, 1974 der kirchliche Flüchtlingsbeauftragte Helmut Frenz. Oft wird der Preis jedoch an eine Basisorganisation oder eine Einzelperson verliehen, deren außergewöhnliche, aber weitgehend unbemerkte Arbeit sowohl finanzielle Unterstützung als auch eine größere Bekanntheit verdient. Seit 2017 hat UNHCR auch regionale Gewinner ausgezeichnet.