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Flüchtlinge aus der Ukraine möchten arbeiten, benötigen jedoch Unterstützung

Medienmitteilungen

Flüchtlinge aus der Ukraine möchten arbeiten, benötigen jedoch Unterstützung

23 September 2022
Flüchtlinge aus der Ukraine warten auf ihre Registrierung im UNHCR-Registrierungszentrum für Bargeldhilfen in Warschau, Polen. © UNHCR/Maciej Moskwa

Sieben Monate nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind Flüchtlinge weiterhin dankbar für die solidarische Aufnahme, die sie in ganz Europa erfahren haben. Die meisten planen, vorerst zu bleiben, wie aus einer von UNHCR, dem UN-Flüchtlingshilfswerk, am Freitag veröffentlichten Umfrage hervorgeht. Die Merheit ist gut ausgebildet, bereit zu arbeiten und einen Beitrag in ihrem Aufnahmeland zu leisten. Sie benötigen jedoch nachhaltige Unterstützung für die sozioökonomische Integration. Befragt wurden im August und September 4800 ukrainische Flüchtlinge in mehreren Ländern Europas. Die Studie "Lives on Hold: Intentions and Perspectives of Refugees from Ukraine" gibt Einblicke in die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, und in ihre Zukunftsabsichten.

Angesichts des Konflikts in der Ukraine, der immer noch Millionen von Familien auseinanderreißt, beabsichtigt die Mehrheit der ukrainischen Flüchtlinge (81 %), in ihre Heimat zurückzukehren, um ihre Familien wieder zu vereinen. Aber nur 13 Prozent planen, dies in den nächsten drei Monaten zu tun, so das Ergebnis der Umfrage. Als positive Faktoren in ihren Aufnahmeländern nannten viele Flüchtlinge ihre Beziehungen zu Familie oder Freunden, Sicherheit und Stabilität, die Verfügbarkeit medizinischer Leistungen und den Zugang zu Bildung. Auch die allgemeine wirtschaftliche Lage wird als ein Grund genannt.

Mehr als zwei Drittel mit Hochschulabschluss

Etwa 70 Prozent der erwachsenen Flüchtlinge verfügen über einen Hochschulabschluss, zwei Drittel waren zuvor in der Ukraine berufstätig. Die Flüchtlinge sind bestrebt, wieder in den Arbeitsmarkt einzutreten. Damit würden sie auch weniger staatliche Unterstützung brauchen. Derzeit ist jedoch weniger als ein Drittel angestellt oder selbstständig tätig. Die Flüchtlinge wollen in ihren Aufnahmeländern eine aktivere Rolle spielen, brauchen dafür aber zusätzliche Unterstützung.

Mit der fortschreitenden Vertreibung haben sich neue Bedürfnisse herausgebildet. Viele geben an, dass sie Unterricht in der Landessprache benötigen, Unterstützung, um sicherzustellen, dass ihre Fähigkeiten formal anerkannt werden, und vor allem Hilfe bei der Kinderbetreuung, die es ihnen ermöglichen würde, außer Haus zu arbeiten.

Fast jeder zweite Flüchtling ist privat untergebracht

Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie beabsichtigen, ihre Kinder im Gastland zur Schule zu schicken, während 18 Prozent den Fernunterricht nach dem ukrainischen Lehrplan bevorzugen. Ohne Arbeit haben viele Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen und eine angemessene Wohnung zu finden. Fast die Hälfte (41 %) wohnt bei privaten Gastgebern, 20 Prozent in Sammelunterkünften oder Hotels, während ein Viertel zur Miete wohnt.

Angesichts des bevorstehenden Winters sind viele tief besorgt, alternative und nachhaltige Lösungen zu finden. Weitere dringende Bedürfnisse sind nach wie vor psychologische Unterstützung und spezielle Hilfe für Kinder mit Behinderungen und für ältere Menschen. Etwa 87 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder und fast ein Drittel der Befragten gab an, dass ein Familienmitglied mindestens eine Behinderung hat.

Weite Teile der Ukraine sind nach wie vor verwüstet und in vielen Gebieten sind Städte und Lebensgrundlagen zerstört. Der Wintereinbruch, die steigenden Energiepreise oder der Mangel an Strom erschweren vielen Vertriebenen derzeit die Rückkehr in ihre Heimat. Fast sieben Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht.

UNHCR in der Ukraine rund um die Uhr im Einsatz

UNHCR repariert und dämmt Häuser für gefährdete Familien aus, um sie auf den Winter vorzubereiten. Mehr als 815.000 Menschen haben Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter, einschließlich Winterkleidung erhalten, während mehr als 31.000 Menschen Material für Notunterkünfte erhalten haben. UNHCR strebt an, bis zum Jahresende Notunterkünfte für mehr als eine Million Menschen bereitzustellen. Angesichts von mehr als 7,4 Millionen Flüchtlingen aus der Ukraine in ganz Europa drängt UNHCR auf weitere Unterstützung für großzügige Aufnahmeländer. Damit soll sichergestellt werden, dass Flüchtlinge Zugang zu angemessener Hilfe und sozioökonomischer Integration haben.

Die Umfrage ist die zweite von UNHCR zu den Profilen und Absichten von Flüchtlingen aus der Ukraine. Im Gegensatz zur ersten Umfrage, die in sechs Nachbarländern der Ukraine durchgeführt wurde, umfasst die nun veröffentlichte Umfrage 43 Länder in Europa und darüber hinaus.